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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Anja nahm die Blumen an sich, schloss die Tür auf und ging in die Küche, wo sie den Strauß in den Behälter für Biomüll warf. Dabei schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass ihr die mit ihm verschwendeten anderthalb Jahre leidtaten.
    Auch auf ihrem Anrufbeantworter hatte Frank Nachrichten hinterlassen. Sie hörte sich gelangweilt die erste Botschaft an, in der er seine Eifersucht bedauerte und ihr versprach, ihr nie mehr misstrauen zu wollen, sofern sie ihm noch eine Chance gebe. Danach löschte sie diese und die beiden anderen Mitteilungen nach kurzem Anspielen, denn ihre Entscheidung war längst gefallen. Die bisherigen Erfahrungen mit verschiedenen Männern hatten sie gelehrt, den Kontakt in einer solchen Situation komplett abzubrechen. Irgendwann sah selbst der Ausdauerndste die Hoffnungslosigkeit seines Unterfangens ein. Obwohl Frank ihr an diesem Abend des Weiteren sechs SMS schickte, zweifelte sie nicht daran, letzten Endes recht zu behalten.

4
    Im Empfangsbereich der Zeitschriftenredaktion wurde Anjas Aufmerksamkeit von dem überdimensionalen Titelbild der ersten Ausgabe beansprucht, das hinter der telefonierenden Mitarbeiterin hing. Es zeigte ein bildhübsches, junges Ding, das übertrieben sinnlich in die Kamera blickte. Über ihrem Kopf war der Schriftzug der Zeitschrift abgebildet. Die damaligen Schlagzeilen fehlten auf dem Poster.
    Die attraktive Empfangsdame, die laut Namensschild ›Biggi‹ hieß, signalisierte Anja mit ihrem Zeigefinger, dass der Anruf in etwa einer Minute beendet sei. Die Kommissarin nickte und musterte die schätzungsweise zwanzig Jahre alte Biggi, die dank langer, schwarzer Haare, dunkler Augen und einer üppigen Oberweite, die sich durch die knappe Bluse abzeichnete, mindestens so anziehend war wie das Mädchen auf dem Poster hinter ihr.
    In dem großen Raum hingen links von Anja zwei Diagramme. Auf dem ersten waren die Verkaufszahlen seit der Premiere festgehalten, auf dem zweiten die Abonnentenanzahl. Beide stiegen kontinuierlich. Rechter Hand befanden sich Fotografien mit einigen der bekannteren Künstler, die hier zum Interview erschienen waren. Ein Artikel in der Kooltur hatte sich mittlerweile als verkaufsfördernd erwiesen.
    Anja überlegte, was an diesem Tag noch anstand. Die Anfrage war in die Datenbank eingegeben, bis zum Vorliegen des Ergebnisses konnten infolge der Wartungsarbeiten allerdings einige Stunden vergehen. Bis dahin –
    Die Mitarbeiterin der Zeitschrift legte den Hörer auf und schenkte Anja ein strahlendes Lächeln. »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Anja präsentierte ihren Dienstausweis. »Ich möchte gern mit Marcel Kowitz sprechen.«
    »Äh«, stammelte Biggi. »Mit wem?«
    Anja spekulierte, was sie mehr aus der Fassung brachte: der Dienstausweis oder ein ihr unbekannter Name?
    »Mit Ihrem Redakteur Marcel Kowitz.«
    Hektisch blätterte Biggi in ihrer Telefonliste. »Hier gibt es keinen Herrn Kowitz«, murmelte sie leise, als schäme sie sich für die Antwort.
    Anja nahm die inzwischen nach Fingerabdrücken untersuchte Visitenkarte aus ihrer Jackentasche und hielt sie ihr hin. »Ist das eine Ihrer Geschäftskarten?«
    Biggi betrachtete sie kurz und nickte. Erneut durchsuchte sie das Telefonverzeichnis. Offensichtlich besaß eine solche Karte große Bedeutung. Doch wieder musste sie mit den Achseln zucken. »Vielleicht ist dieser Herr Kowitz ein freier Mitarbeiter. Die kenne ich weder alle mit Namen, noch sind sie hier komplett vermerkt.«
    Für Anja war das Gespräch enorm aufschlussreich. Wenn sich selbst eine Angestellte der Kooltur von der Visitenkarte beeindrucken ließ, wie leicht würde es dann dem Mörder fallen, Mädchen in einer Kneipe damit in sein Netz zu locken?
    »Sind Sie so lieb und bringen mich bitte zu Ihrem Chef?«
    Wieder schaute Biggi irritiert. Anscheinend war sie es nicht gewohnt, ihren Arbeitsbereich zu verlassen. Nach kurzem Zögern erhob sie sich jedoch von ihrem Stuhl.
    Biggi klopfte zaghaft an die Bürotür des Herausgebers und erhielt ein tiefes »Ja, bitte.« als Antwort. Schüchtern öffnete die junge Frau die Tür.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Herr Liebermann. Hier möchte Sie eine Dame von der Kripo sprechen.«
    Liebermanns Blick richtete sich interessiert auf Anja. »Na, dann bitten wir sie doch herein.«
    Anja nahm auf einem bequemen Sessel Platz. Der Schreibtisch wirkte auf sie, die vor allem im Büro Ordnung schätzte, absolut chaotisch.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nein danke«, erwiderte
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