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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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hier einfach zu viele Leute. Da prägen sich mir einzelne Gesichter nicht ein.«
    Auch Philip vermittelte zunächst den Eindruck, Corinna nicht gesehen zu haben. Bis er innehielt und mit seinem Zeigefinger auf das Foto tippte. »Ja. Das Mädchen war am Samstag hier. Hundertprozentig.«
    Marcus grinste. »Hast wohl vergeblich versucht, sie aufzureißen.«
    »Quatsch. Doch nicht im Dienst.«
    Augenblicklich lachten beide Männer dreckig, als habe Philip den Witz des Jahres gerissen.
    »War sie allein oder in Begleitung?«, hakte Anja nach.
    »In Begleitung«, antwortete Philip. »Deswegen ist sie mir überhaupt aufgefallen. Sie hatte einen mindestens fünfzehn Jahre älteren Mann an ihrer Seite.«
    »Können Sie diesen Mann näher beschreiben?«, erkundigte sich Nadine.
    »Ungefähr eins achtzig groß, kurze, blonde Haare. Völliger Durchschnitt. Er machte mit einem Ledertrenchcoat auf cool. Was bei der Hitze hier samstags absolut affig ist. Am Abend vorher trug er sogar einen Cowboyhut.«
    »War er da auch mit Corinna hier?«
    »Nein. Mit meiner Ex. Eigentlich sind mir die beiden Samstag nur deshalb aufgefallen, weil ich ihn am Freitag an der Seite meiner Verflossenen gesehen habe. Anscheinend steht er auf jüngere Frauen.«
    »Könnten Sie mir diesen Mann für ein Phantombild exakter beschreiben?«
    Nach kurzem Zögern verneinte Philip. »Dafür war sein Äußeres zu nichtssagend. Vielleicht sollten Sie meine Ex fragen. Die studiert Kunst und hat für so etwas ein Auge. Ich stand ihr schon für einen Akt Model«, fügte er stolz hinzu.
    »Das war der Anfang vom Ende eurer Beziehung«, warf Marcus grinsend ein.«
    Ohne dass sie ihn dazu auffordern mussten, schrieb Philip die Adresse seiner ehemaligen Freundin auf einen Bierdeckel.
    »Da wird sie sich freuen, dass du ihr die Polizei auf den Hals hetzt«, meldete sich sein Kollege zu Wort.
    »Hoffentlich hat sie die Wasserpfeife weggeschlossen.«
    Anja schnappte sich den Bierdeckel und gab dem Kellner eine Visitenkarte. »Wenn Sie diesen Mann hier noch einmal sehen, rufen Sie mich dann an? Zu jeder Zeit?«
    »Klar!«
    Die Polizistinnen bedankten sich und verließen das Maximum .

3
    Mit einem Schlüssel des Vermieters öffnete Nadine die Tür zur Wohnung der 18-jährigen Angela Kipp. Sie war diejenige, die vor Corinna verschwunden war und der Polizei mit ihrem Leben das bislang größte Rätsel aufgab. Im Alter von zwölf Jahren hatte Angela ihre Eltern durch einen Autounfall verloren und anschließend bis zum Zeitpunkt der Volljährigkeit in einem Heim gelebt. Andere Verwandte gab es nicht. Die Vermisstenanzeige war von einem Nachbarn aufgegeben worden, nachdem Angelas Katze zwei Tage lang elendig miaut hatte. Während die Katze im Tierheim auf die Rückkehr ihrer Besitzerin wartete, hatten Nadine und Anja versucht, mehr über Angela zu erfahren. Doch selbst nach einem Aufruf in den Lokalteilen verschiedener Tageszeitungen hatten sich lediglich zwei Bekannte gemeldet, die nur wenig über das Mädchen wussten. Auch ihre Arbeitskolleginnen hatten nicht viel zu berichten.
    Dies war nicht die erste Durchsuchung der Wohnung. Im Präsidium stand ein Karton gefüllt mit Unterlagen, die sie bereits durchgearbeitet hatten, ohne ein Motiv zu finden, das ein Untertauchen der jungen Frau erklären würde. Nadine spekulierte jedoch darauf, etwas übersehen zu haben.
    Leise schloss sie die Tür und lauschte einen Moment im Halbdunkel der Diele. Es war totenstill. Ein schlechtes Omen, wie Nadine fand. Innerlich rechnete sie ebenso wenig wie Anja damit, eines der verschwundenen Mädchen lebend wiederzusehen. Wie jedes an Frauen begangene Verbrechen erfüllte sie allein die Vorstellung daran mit großer Wut. Als sie vierzehn Jahre alt gewesen war, wurde ihre vier Jahre ältere Schwester von einem Unbekannten vergewaltigt. Damals hatte Nadine den Entschluss gefasst, Polizistin zu werden, um solche Kriminelle zur Strecke zu bringen.
    Nadine betrachtete die Einrichtung der Diele: in einer Ecke ein verchromter Garderobenständer, daneben ein Spiegel, eingerahmt von kleinen Halogenstrahlern. Die Kommissarin trat ins Wohnzimmer, in dem Chrom und Leder dominierten. Die Räume waren mit Parkett oder hochwertigen Fliesen ausgelegt. In den sichergestellten Unterlagen hatten sie unter anderem Kontoauszüge und zwei Kreditverträge gefunden. Angela erhielt als Verkäuferin in einer Modeboutique nur ein durchschnittliches Gehalt. Diese Mietwohnung war ein Luxus, den sie sich mit ihrem Einkommen
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