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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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    Anja Hübner vernahm in dem kurzen Moment der Stille das Ticken ihrer Wohnzimmeruhr, ehe Franks wütender Ausruf sie zurück in einen völlig überflüssigen Streit riss.
    »Sprich mit mir, verdammt!«
    Widerwillig konzentrierte sie sich auf ihren Freund.
    »Was ist vorgestern passiert?«, fragte er.
    Am Zittern seiner Stimme erkannte Anja, dass er nur mühsam ein Schreien unterdrückte. »Nichts«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
    »Da haben wir es!«, stieß er hervor, als wäre ihre Antwort der unumstößliche Schuldbeweis. »Andreas hat mir etwas anderes erzählt.«
    »Wem glaubst du mehr?«, erkundigte sie sich süffisant und brachte ihn damit in eine verzwickte Lage. Sie wusste genau, dass er lieber seinem Kumpel vertraute. Trotz ihrer inzwischen achtzehn Monate währenden Beziehung, deren letzten Wochen jedoch durch Streitigkeiten und aus der Luft gegriffenen Verdächtigungen geprägt waren. Frank hatte Eigenschaften an sich, die sich weder mit ihrem Lebensgefühl noch mit der Art ihrer Partnerschaft vereinbaren ließen: Er war überaus eifersüchtig, besitzergreifend und steigerte sich immer stärker in diese Charakterzüge hinein.
    »Andreas hat mir versichert, dich Freitag im Stargate Arm in Arm mit einem Kerl entdeckt zu haben.«
    »Arm in Arm? So ein Schwachsinn. Bestimmt hat er wieder einen über den Durst getrunken. Ich war mit ein paar Kollegen nach dem Dienst dort, weil Lothar uns zu einer Geburtstagsfeier eingeladen hatte. Du kennst mich. Ich bin kein Mauerblümchen. Es war ein schöner Abend, aber passiert ist nichts. Außerdem reichen mir deine sinnlosen Anschuldigungen! Wir sind nicht verheiratet!«
    Sie wandte den Blick von ihm ab und sah sich in ihrem unordentlich wirkenden Wohnzimmer um. Besonders ärgerte sie, dass ihre Dienstutensilien und ihre schwarze Lederjacke immer noch auf der Couch lagen. Frank hatte sie unten an der Tür abgefangen und ihr keine Möglichkeit zum Aufräumen gelassen.
    »Vielleicht solltest du mir nicht ständig einen Grund dafür geben.«
    Anja seufzte. »Ich gebe dir nie einen Grund dafür. Du bildest dir das alles bloß ein.«
    »Sprich nicht so mit mir!«, warnte er sie schneidend. »Ich bin kein kleiner Junge.«
    »Warum führst du dich dann so auf?«
    Schlagartig zweifelte sie am Sinn dieser Partnerschaft. Sie war ein Mensch, für den nur das Wert besaß, was sie in einer Beziehung freiwillig gab oder tat. Dieses Verhör gehörte nicht dazu. Anja flirtete selbst im Stadium größter Verliebtheit gern mit anderen Männern. Es reizte sie, nebenbei mit dem Feuer zu spielen, sich umschwärmen und durch begehrliche Augenkontakte ihrem Ego schmeicheln zu lassen. Diesen Wesenszug wollte Frank mit seinen Diskussionen und Eifersüchteleien unterdrücken.
    Da sie zudem schnelle Entschlüsse bevorzugte, war es wohl an der Zeit, mit Frank Klartext zu reden.
    »Ich kann nicht mehr«, meinte sie, während er zu einer Erwiderung ansetzte.
    »Was kannst du nicht mehr?«, fragte er, sichtbar aus dem Konzept gebracht.
    »Du nimmst mir die Luft zum Atmen. Seit Wochen. Du vertraust mir nicht und willst mich an die kurze Leine legen. Du willst über mich herrschen. Aber ich bin nicht dein Eigentum. Wir hatten eine Vereinbarung, erinnerst du dich? Wir wollten Spaß haben, ohne großartige gegenseitige Verpflichtungen.«
    »Prima. Versuchst du also, dich so aus der Affäre zu ziehen. Ich will wissen, was vorgestern passiert ist.«
    »Nichts!«, giftete Anja. »Und wenn du dich weiter so aufführst, geht es dich ab sofort einen Scheißdreck an, was sich in meinem Leben abspielt.« Sie wünschte sich sehnlichst, dass er ihre Wohnung verließe, damit sie ein entspannendes Bad nehmen konnte. Vielleicht würden sie morgen noch einmal vernünftig miteinander sprechen, falls er sich bis dahin beruhigt hatte. »Am besten fährst du nach Hause und wir reden ein anderes Mal weiter.«
    Völlig konsterniert schüttelte Frank den Kopf. »Also hatte Andreas recht.«
    Anja registrierte seine zu einem leisen Flüstern gesenkte Stimme. »Nein, verdammt! Andreas hat nicht recht. Ich will einfach meine Ruhe haben. Und da du mir ohnehin nicht traust, denk halt, was du willst.« Sie ahnte, dass diplomatischere Worte besser wären, doch nach ihrem anstrengenden Arbeitstag fehlte ihr der Wille dazu. »Frank«, fuhr sie daher unbeirrt fort, »in Anbetracht dessen, wie du dich heute verhältst, ist es mir ziemlich egal, wem du Glauben schenkst. Jetzt geh bitte!«
    »Sag mir, ob du mich betrogen hast!«,
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