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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Tagen jede Spur. Anja hatte kaum Hoffnung, es wohlbehalten wiederzusehen. Nun galt es, endlich einen Fahndungserfolg zu feiern, ehe sich der Täter eine fünfte Frau schnappen konnte. Ihr Instinkt warnte sie, dass er nicht von allein aufhören würde.

2
    »Guten Morgen!«
    Fünf Minuten, nachdem Anja das Büro betreten hatte, begann Kriminalkommissarin Nadine Schäfer ihren Arbeitstag. Bereits seit drei Jahren arbeiteten die beiden Freundinnen als Team zusammen.
    Nadine war zweiunddreißig Jahre alt, etwa so groß wie Anja, ihr pechschwarzes Haar trug sie kurz geschnitten. Elanvoll zog sie die braune Jacke aus und hängte sie über ihren Stuhl.
    Anja reichte ihrer Partnerin einen Zettel. »Nachrichten vom Big Boss. Da wir es offiziell erst mit einem und nicht mit vier Mordfällen zu tun haben, müssen wir die Untersuchung weiterhin allein durchführen.«
    »Wagner lehnt die Einrichtung einer Sonderkommission ab?«, fragte Nadine enttäuscht, während sie die Mitteilung las.
    »Er will sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wenn weitere Leichen auftauchen.« Sie dachte an den gestrigen Vorfall mit Frank und war versucht, davon zu erzählen. Doch es gab zu viel zu tun, um sich Zeit für einen privaten Austausch zu gönnen.
    »Das bedeutet wohl, dass wir unsere Zeugenbefragungen besser getrennt durchführen«, folgerte Nadine.
    Also erarbeiteten sie eine Liste, welche Aufgaben jede von ihnen an diesem Tag übernehmen würde.
    ***
    Betreten registrierte Anja Hübner das Schweigen. Zum zweiten Mal befragte sie die Eltern der verschwundenen 18-jährigen Corinna Bär. Die Familie hatte fast vollständig aneinander vorbei gelebt, auch wenn die Tochter im elterlichen Haus wohnte. Die Mutter Mariele kannte zumindest das ein oder andere Detail aus Corinnas Leben, aber nachdem sich Anja an den Vater gewandt hatte, war Stille eingetreten.
    Schließlich räusperte sich Thomas Bär. »Nein«, meinte er und dieses eine Wort klang wie eine Entschuldigung. »Ich bin werktags selten vor zehn, halb elf hier. Mein Job lässt nichts anderes zu. Und am Wochenende ist Corinna meist unterwegs.« Er blickte auf seine wie zum Gebet gefalteten Hände. »Ich weiß nichts über sie.«
    Seine Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter und streichelte ihn. Als gebe ihm diese Geste Kraft, sah Corinnas Vater auf.
    »Wir haben von den anderen Mädchen gelesen. Alle in Corinnas Alter.«
    »Lassen Sie uns keine voreiligen Schlüsse ziehen«, empfahl Anja.
    »Drei verschwundene Mädchen in vier Monaten. Eine tot aufgefunden«, warf Mariele Bär ein. »Das alles in dieser Stadt.«
    »Bei den beiden letzten handelt es sich möglicherweise um Ausreißerinnen. Wir haben keine Anhaltspunkte auf eine Straftat entdeckt«, gab die Polizistin zu bedenken.
    »Corinna würde uns das niemals antun«, entgegnete Thomas Bär scharf.
    »Es gibt so viele Möglichkeiten. Ein Verbrechen ist eine davon. Doch es gibt unzählige andere. Vielleicht steckt sie in einem großen Schlamassel und traut sich für ein paar Tage nicht nach Hause.« Anja schaute auf ihre Armbanduhr. Drei Uhr nachmittags. Ihr nächster Weg würde sie zu Corinnas Freundinnen führen.
    »Sie müssen meinen Schatz finden«, flehte Mariele Bär mit Tränen in den Augen. »Sie ist alles, was wir haben.«
    Die Kommissarin fühlte sich unbehaglich. Das Gespräch mit Angehörigen, die zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankten, gehörte für sie zu den schlimmsten Aufgaben ihres Berufs. Stets fehlten ihr die richtigen Worte. Nichts in der Ausbildung bereitete einen darauf vor.
    »Wir tun unser Bestes.« Mit dieser Phrase stand sie auf, um sich zu verabschieden. »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich Neues erfahre. Und wenn Sie etwas hören, haben Sie ja meine Nummer.«
    Der Familienvater erhob sich ebenfalls und begleitete Anja zur Tür.
    Zwanzig Minuten später saß Anja der 19-jährigen Franka Ellis gegenüber. Im Laufe des Gesprächs schüttelte die junge Frau mehrfach ungläubig den Kopf. Sie und Corinna waren an jenem Samstagabend verabredet gewesen, aber kurz vorher hatte Franka abgesagt.
    »Hattet ihr schon Pläne für den Abend?«
    »Wir wollten ins Maximum .«
    Das Maximum war momentan eine der angesagtesten Szenelokale der Stadt, die Anja jedoch noch nicht von innen gesehen hatte.
    »Wäre Corinna auch ohne dich hingegangen?«
    »Ja. Man trifft dort immer jemanden, den man kennt. Aus der Schule oder der Clique. Und wenn nicht, lernt man eben jemanden kennen. Besonders, wenn man so
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