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1024 - Bestien aus Satans Garten

1024 - Bestien aus Satans Garten

Titel: 1024 - Bestien aus Satans Garten
Autoren: Jason Dark
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Die kleine, schmächtig und gleichzeitig grazil wirkende Frau mit der hellen Porzellanhaut und den grauen, kurzgeschnittenen Haaren wirkte leicht verzweifelt. Das Erlebnis ihres Mannes hatte sie völlig aus dem Rhythmus gebracht. Ich wußte, daß sie Künstlerin war und gern töpferte. Nur so aus Spaß. Ihre Exponate wurden auch verkauft, aber das war für diesen Fall, unwichtig. Hier ging es nicht um sie, sondern um ihren Mann. Selma Raspin war nur der auslösende Faktor gewesen, der mich auf den Plan gerufen hatte. Deshalb auch mein Besuch bei ihr.
    In der kleinen Diele war ich stehengeblieben. Ein Flur schloß sich an, der nur mäßig beleuchtet war.
    Mrs. Raspin führte mich hinein und ging dabei vor. Sie hatte ihre Arbeiten ebenfalls im Haus ausgestellt. Auf Vitrinen sah ich die bemalten Schalen, Vasen und auch andere Gefäße, die unter den Händen der Frau entstanden waren.
    Das Haus war nicht hoch. Dafür erstreckte es sich weit in den hinteren Garten hinein und wirkte wie ein Anbau. Man hatte mir geraten, erst bei Anbruch der Dämmerung zu erscheinen, und daran hatte ich mich gehalten. Um diese Zeit ging es Phil Raspin immer etwas besser.
    Vor einer braunen Tür blieb die Frau stehen. Sie öffnete noch nicht, weil sie zunächst mit mir sprechen wollte. »Phil wollte nicht in seinem Bett im Schlafzimmer liegen. Er liebt die andere Umgebung mehr, deshalb werden Sie in seinem Arbeitszimmer auf ihn treffen.«
    »Das macht mir nichts aus, Mrs. Raspin.«
    »Gut, dann kommen Sie.« Die Frau klopfte gegen die Tür. Eine Antwort erhielten wir nicht, aber Phil Raspin wußte jetzt, daß ihn jemand besuchen wollte.
    Mrs. Raspin öffnete die Tür behutsam. Sie wollte ihren Mann nicht stören und sie streckte zuerst den Kopf in den Raum, aus dem nur wenig Helligkeit fiel.
    »Phil…?«
    »Ja, ich bin hier!« Die Worte hatten gepreßt geklungen, als hätte sich der Sprecher anstrengen müssen.
    »Unser Besuch, Mr. Sinclair, ist jetzt da. Er möchte gern mit dir reden. Sag mir, ob du bereit bist. Wenn nicht und du dich zu schwach fühlst, lassen wir es lieber. Dann kommt er an einem anderen Tag.«
    »Nein, ich möchte ja mit Mr. Sinclair reden. Ich bin froh darüber und fühle mich auch recht gut.«
    »Das sagt er nur«, flüsterte mir Selma Raspin zu, bevor sie die Tür weiter aufdrückte.
    Wir beide betraten ein recht großes Arbeitszimmer, in dem mir der alte Globus besonders auffiel.
    Auf seiner runden Fläche hatte sich der Lichtschein einer Wandleuchte gefangen und ihm einen matten, goldgelben Glanz verliehen.
    Regale an den Wänden. Bücher, wohin ich schaute. Sie lagen sogar auf der Fensterbank. Ich wußte, daß Phil Raspin von Beruf Privatdozent war und Gastvorträge an zahlreichen europäischen Unis hielt. Sein Fachgebiet war die Kunstgeschichte des Mittelalters, doch deswegen stattete ich ihm keinen Besuch ab.
    Man hatte sein Bett neben dem Schreibtisch aufgebaut und die Kopfseite hochgestellt. So konnte auch das warme Licht der Schreibtischleuchte auf ihn und seine Liegestatt fallen, und er wirkte, als liege er auf einer Insel.
    Ich ließ Selma Raspin vorgehen. Neben dem Bett ihres Mannes blieb sie stehen und streichelte besorgt seine Hand. »Möchtest du etwas zu trinken haben?«
    »Ja, gib mir Wasser, bitte.«
    »Sehr gut.«
    »Und spendiere Mr. Sinclair einen guten Whisky. Den ich auch so gern trinke.«
    »Wird alles erledigt.« Selma kehrte zu mir zurück. »Sie können sich jetzt an sein Bett setzen, Mr. Sinclair.«
    »Danke sehr.«
    Während die Frau im Hintergrund verschwand, wo sie mit irgendwelchen Flaschen oder Gläsern hantierte, ging ich zum Bett, in dem Phil Raspin lag. Von seinem Körper war nicht viel zu sehen, ihn verbarg die Bettdecke. Und von seinem Gesicht war noch weniger zu erkennen, da man es mit hellen Verbänden umwickelt hatte. So sah der Mann tatsächlich aus wie eine Mumie. Es gab zwei Spalten für die Augen und einen für den Mund, ansonsten mußte ich sein wahres Aussehen schon erraten.
    Ich nahm auf dem Stuhl Platz. Die Sitzfläche bestand aus einem straff gespannten Geflecht. Füße und Rückenlehne waren gebogen. Ein Thonet-Stuhl, ein Klassiker.
    Die Hände des Mannes lagen auf der Bettdecke. Auch sie zierten einige Pflaster. Aber die Finger konnte Raspin bewegen.
    »Schön, daß Sie gekommen sind, Mr. Sinclair.«
    »Das ist selbstverständlich.«
    »Nein, nein, sagen Sie das nicht. Andere Polizisten hätten mich ausgelacht, aber es gibt zum Glück noch Sir James. Es ist immer
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