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Die Nanokriege - Die Sturmflut

Die Nanokriege - Die Sturmflut

Titel: Die Nanokriege - Die Sturmflut
Autoren: John; Heinz Zwack Lit. Age. Franz; Ringo Vohwinkel
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1
    Gemächlich zog der Buckelwal seine Bahn durch die blauen Wellen des östlichen Atlantis-Ozeans und lauschte auf die Geräusche der ihn umgebenden See. Je nach Frequenz trägt Schall unter Wasser möglicherweise sehr weit, das wusste er. Der Buckelwal nutzte nicht etwa Sonar, sondern die Geräusche, die andere Meereslebewesen – große wie kleine – erzeugten, um sich daraus eine dreidimensionale Karte seiner Umgebung aufzubauen, die sich mit abnehmender Genauigkeit Hunderte von Meilen um ihn herum erstreckte.
    Im Südwesten lokalisierte er mehrere Fischschwärme. Vögel stießen auf sie herab; einen hatten sich Thunfische vorgenommen, ein anderer wurde von Sägehaien angegriffen. Im Nordwesten, nahe den Eislanden, verbreitete ein Rudel Buckelwale – die großen Kommunikatoren der Meere – ihre Sirenenrufe, in die sie eine stetige Litanei von Informationen einbetteten. Ein Schwarm Kalmare zog in den Tiefen unter dem Buckelwal dahin, aber der war weder an den Schwärmen im Süden interessiert, noch war er wie die Spermwale im Westen ein Jäger der Tiefen, der tatsächlich die fünfhundert Meter tauchen konnte. Nein, er war ein strandnaher Jäger, der sich ein paar Wochen lang an Hering satt fressen und dann monatelang von dem gespeicherten Fett überleben konnte.
    Das machte Bruno sich zum wiederholten Mal klar, aber Hunger hatte er trotzdem, und die Versorgungsschiffe würden erst in zwei Wochen kommen.

    Während er sich so bedauerte und nach Osten abbog, um sein Patrouillengebiet nicht zu verlassen, nahm er das erschreckte Quieken eines Delphino auf. Er lauschte, vollendete dann seinen trägen Bogen, bis er auf den fernen Schwarm ausgerichtet war, der etwa hundert Meter unter der Wasseroberfläche dahinzog, wo ihn der Wellenschlag an der Oberfläche nicht mehr beeinträchtigte. Die Entfernung dämpfte den Schrei, das hochfrequente Ping! der Delphinos nahm selbst in kaltem Wasser schnell ab, aber die Buckelwale waren nicht nur die lautesten Wale im Meer, sie hatten auch das beste Gehör. Bruno wartete, bis das Geräusch sich verlagerte, und stieg dann an die Oberfläche, stieß die Luft aus, die er minutenlang in den Lungen gehalten hatte, und nahm einen gewaltigen Schluck kalter Nordatlantisluft. Dann tauchte er wieder auf hundert Meter, richtete seine Schwanzflosse auf und gab eine Folge von Tönen wie tiefe Trommelschläge von sich, die durch den weiten Ozean hallten.
     
    Der Nix lag im Schlamm und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt, um zu verhindern, dass er in die schwarze, klebrige Masse einsank. Asfaw saß nicht gerne im Schlamm, aber sonst hätte er hin und her schwimmen müssen, und dazu hatte er auch keine Lust. Er überlegte, wie er das mindestens schon hundertmal getan hatte, ob man eigentlich etwas dagegen unternehmen konnte, dass hier unten nichts als Schlamm war. Aber dann erinnerte er sich daran, wie lästig es war, Memos zu schreiben, die ohnehin nichts bewirken würden; die Mer zu unterstützen hatte im Marinebüro ziemlich niedrige Priorität, was ja ihre Wohnstätten bewiesen. Und deshalb blieb er im Schlamm liegen und spielte während der langen Wachen gelegentlich damit.
    Während er – übrigens keineswegs zum ersten Mal –
darüber nachdachte, dass er viel lieber wieder auf Stützpunkt Blackbeard wäre oder selbst draußen, bei den Scouts, setzte er sich auf und legte den Kopf etwas zur Seite. Einen Moment lang lauschte er, dann wurde er blass und sein ohnehin heller Teint färbte sich im dunklen Wasser beinahe weiß. Er schwamm schnell an die Oberfläche und atmete Luft, benutzte sie dazu, das Wasser in seinen Lungen durch die Kiemenschlitze an der Brust hinauszublasen. Auf dem schwimmenden Steg war niemand, also schwamm er zur Leiter hinüber und kletterte Hand über Hand hinauf, bis er über den Steg sehen konnte.
    Der Melder saß auf einem Stuhl, da konnte man es mal wieder sehen, er hatte zumindest einen Stuhl und saß mit gesenktem Kopf da. Der Mond war untergegangen, aber das Licht der Laterne reichte aus, um erkennen zu können, dass er schlief und ihm Speichel aus dem Mund rann.
    »Robertson!«, herrschte der Nix ihn an. »Aufwachen!«
    »Waa-as?«, knurrte der Melder, richtete sich auf und sah sich schlaftrunken um.
    »Wach auf und mach dich fertig, eine Meldung aufzunehmen«, erklärte der Nix.
    »Ja, Sir«, erwiderte der Soldat, drehte den Docht der Öllampe auf dem Tisch hoch und holte zielstrebig sein Schreibzeug heraus.
    »Wenn du die Nachricht übermittelt
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