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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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nicht hatte leisten können. Daher lag der Gedanke nahe, sie sei einfach vor der Tilgung ihrer Schulden geflohen. Das Zurücklassen der Katze indes sprach nach Nadines Ansicht, die selbst drei Stubentiger hatte, eindeutig gegen diese Theorie. Gerade ein Mensch, der kaum soziale Kontakte pflegte, wäre nicht so herzlos.
    Während sie langsam ins Schlafzimmer ging, dachte Nadine an ihre erste eigene Bleibe. Sie war mit neunzehn früher als nötig zu Hause ausgezogen. Ähnlich wie Angela hatte sie über ihren Verhältnissen gelebt. Ihr war es wichtig gewesen, nach außen etwas zu repräsentieren, ihre Freunde zu beeindrucken. Besonders diejenigen, die ihre Berufswahl nicht hatten nachvollziehen können. Sie nannte diese Zeit noch heute ihr ›Leben auf der Überholspur‹, in der sie immer im Mittelpunkt gestanden und Partys gefeiert hatte. Kurz bevor sie auszubrennen drohte, hatte sie Sven kennengelernt und festgestellt, dass es so viel Bedeutenderes gab.
    War auch Angela bemüht gewesen, auf der Überholspur –
    Plötzlich wurden ihre Überlegungen durch ein Geräusch an der Wohnungstür unterbrochen. Wie erstarrt blieb die Beamtin stehen und lauschte. Sekunden später betrat jemand die Wohnung.
    Verschiedene Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Der Vermieter besaß einen weiteren Schlüssel. Da sie sich bei ihm angekündigt hatte, war es unwahrscheinlich, dass er ohne zu klingeln hereinkommen würde.
    Vielleicht verfügte der Mörder – falls Angela ermordet worden war – über ihren Schlüssel und wollte durch sein Eindringen in ihr Zuhause die Erinnerung an seine Tat auffrischen?
    Oder war das Mädchen wohlbehalten zurückgekehrt?
    Nadine griff nach ihrer Waffe und versteckte sich hinter der Schlafzimmertür. Sie hörte, wie die Person ins Wohnzimmer ging. Kurz darauf wurde eine Schublade aufgezogen. Nadine näherte sich geräuschlos dem Wohnraum, die Waffe entsichert und nach unten gerichtet. Anhand der langen, braunen Haare, der grazilen Figur und der Kleidung war der Eindringling eindeutig als Frau zu identifizieren. Um die blonde Angela handelte es sich jedoch nicht.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Nadine barsch.
    Die Frau zuckte erschrocken zusammen und stieß einen quietschenden Laut aus. Hastig drehte sie sich um. Dabei fiel ihr Blick auf die Pistole.
    »Oh Gott. Tun Sie mir bitte nichts.«
    »Ich bin Polizistin«, erklärte Nadine. Sie holte ihren Dienstausweis hervor. »Beantworten Sie meine Frage!«
    Die junge Frau – Nadine schätze sie auf höchstens zwanzig – ging einen kleinen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Kommode. »Wie soll ich das erklären?«, murmelte sie verlegen.
    »Versuchen Sie es mit der Wahrheit. Woher haben Sie beispielsweise einen Schlüssel?«
    »Angela und ich sind befreundet. Sie hatte mir einen gegeben, damit ich während ihres Urlaubs die Katze füttern konnte. Als ich ihn ihr zurückgeben wollte, bat sie mich, ihn für Notfälle zu behalten.«
    »Und was haben Sie in der Schublade gesucht?«
    »Darf ich mich setzen?«
    In den nächsten Minuten erfuhr Nadine, dass Lisa ihrer Freundin vor Kurzem fünfhundert Euro geliehen hatte. Nach deren Verschwinden hatte sie befürchtet, Angela sei abgetaucht und ihr Geld damit verloren. In der Schublade hatte sie nach etwas gesucht, um diesen Verlust auszugleichen. Nadine erklärte ihr, dass die Polizei ein Verbrechen nicht ausschließen konnte. Lisa war endlich jemand, der einiges über Angela wusste. Von dem Aufruf in der Tagespresse hatte sie nichts mitbekommen.
    »Sie will hoch hinaus. Sie hat bei einem Casting für GNTM mitgemacht, ist aber sofort ausgeschieden. Obwohl sie so hübsch ist.«
    Es gab noch andere wichtige Details, die Lisa schildern konnte. Nadines bislang lückenhaftes Wissen erweiterte sich und ergab ein deutliches Bild: Angela Kipp hätte jede Aussicht auf eine Chance, berühmt zu werden, ohne Vorbehalte zu nutzen versucht.
    ***
    »Wundert mich, dass Philip den Mann überhaupt bemerkt hat. Wenn ich im Maximum ein Gespräch mit ihm führen will, tut er, als sei ich Luft für ihn.«
    Anmutig strich sich Michaela ihre blond gelockten Haare aus der Stirn. Anja war direkt die Ähnlichkeit zu den verschwundenen Frauen aufgefallen. Sie war jung, hübsch und hatte eine intensive sexuelle Ausstrahlung. Umso interessanter wurde sie als Zeugin.
    »Können Sie mir den Mann näher beschreiben?«
    Michaela bejahte dies. »Doch vielleicht sollten Sie ihn einfach bei der Arbeit besuchen. Ich kann Ihnen seine
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