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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Anja.
    Liebermann strahlte den Charme eines Hippies der 68er-Generation aus, dem man einen schicken Anzug verpasst hatte und der sich mittlerweile darin wohlfühlte. Sein gelocktes, blondes Haar reichte bis zum Nacken und in seinen Ohrläppchen steckten Brillanten. Auf eine Krawatte hatte er verzichtet. Die obersten Knöpfe des Hemdes waren geöffnet, sodass sie einen Eindruck von seiner imposanten Brustbehaarung gewinnen konnte.
    »Sagt Ihnen der Name Marcel Kowitz etwas?«
    »Sollte er?«
    »Er ist Redakteur Ihrer Zeitschrift.«
    Liebermann schüttelte den Kopf. »Wer hat Ihnen denn diesen Floh ins Ohr gesetzt? Ich kenne jeden meiner Mitarbeiter namentlich, selbst die Freien. Keiner von Ihnen heißt Kowitz.«
    Anja gab ihm die Visitenkarte, die er eingehend prüfte, ehe er mit einem gezielten Griff unter einem Stapel Blätter seine eigene hervorholte.
    »Eine Fälschung. Obwohl sie unseren sehr ähnlich sieht.«
    Zum Beweis bot er ihr seine an, die sie kurz musterte und einsteckte.
    »Habe ich mir fast gedacht.« Kein Marcel Kowitz im Telefonbuch, kein Marcel Kowitz in der Redaktion der Kooltur . Dieser Unbekannte wurde immer verdächtiger, auch wenn sie nicht ausschließen konnte, dass er einfach eine raffinierte Masche gefunden hatte, um naive Frauen abzuschleppen. Liebermann unterbrach ihre Gedanken, indem er sie um Aufschluss bat, was es mit diesem Mann auf sich habe. Anja setzte ihn ins Bild.
    »Fragen Sie in unserer Druckerei nach«, schlug er vor und griff unter einen anderen Stapel Papier. Der Herausgeber beherrschte sein Chaos, da er auch diesmal die richtige Karte fand. »Wir sind zwar deren größter Auftraggeber, aber theoretisch kann man ihnen als Privatperson ebenfalls einen Druckauftrag erteilen.«
    Anja blickte auf die Adresse, die sie mit dem Auto in weniger als zehn Minuten erreichen konnte. Bevor sie sich verabschiedete, unterbreitete Liebermann ihr das Angebot, an einem Artikel über attraktive Polizisten mitzuwirken. Geschmeichelt lehnte sie ab und verwies ihn an die Pressestelle des Präsidiums.
    Der Chef der Druckerei blätterte in seinem Büro in einer Kladde. »Und Sie sagen, dass uns nicht die Kooltur den Auftrag erteilt hat?«, erkundigte er sich. »Für Herrn Liebermann führe ich nämlich eine eigene Liste. Sie können sich nicht vorstellen, wie dankbar wir für das Erscheinen der Kooltur sind. Sie hat uns vor der Insolvenz bewahrt.«
    »Ja. Dieser Auftrag kam von einer Privatperson.«
    Der Mann schlug eine weitere Seite um. »Wenn Sie bloß wüssten, wann das war.«
    Ehe Anja antworten konnte, hielt er plötzlich inne.
    »Da ist es.« In seiner Stimme lag ein Anflug von Stolz über das gut geführte Buch.
    Interessiert musterte die Kommissarin den Eintrag. Zwei Wochen vor dem ersten Mord waren die Karten bestellt worden.
    »Was bedeuten diese Abkürzungen und dieser Name?« Anja tippte mit einem Finger auf einen Haufen Kürzel samt Namen und Adresse.
    »Herr Kowitz ist persönlich vorbeigekommen, hatte einen eigenen Entwurf dabei, benötigte einhundert Karten, wir haben sie ihm allerdings nicht persönlich zugeschickt, sondern inklusive der Rechnung an Herrn Torben Zander, wohnhaft Marktweg siebzehn. Eine Woche später wurden die Karten per Überweisung bezahlt. Auftrag abgeschlossen.«
    »Hat es Sie nicht verwundert, dass die Rechnung für einen Koolturauftrag an einen Privatmann ging?«
    »Ist wohl niemandem aufgefallen«, gab er zu. »Solange der Saldo beglichen wird, kümmert uns das nicht.«
    Anja fragte ihn, ob es nachzuvollziehen sei, wer die Überweisung getätigt habe. Der Chef der Druckerei rief die Buchhalterin an. Fünf Minuten später – in denen Anja einen vorzüglichen Kaffee genoss – notierte er sich bei einem zweiten Telefonat die Bankverbindung von Torben Zander.
    Ihre Vermutung bezüglich einer falschen Identität schien also richtig gewesen zu sein. Es wurde Zeit, sich über den Bewohner des Marktweges siebzehn näher zu informieren.
    ***
    Frank Gerlich blickte auf das ihm vertraute Wohnzimmerfenster. Hinter den Gardinen ging ein Licht an. Endlich war Anja zu Hause.
    An diesem Tag hatte er ihr keine SMS geschickt und nicht angerufen. Offensichtlich war sie bestrebt, ihn zu ignorieren. Nach einigen Überlegungen war er zu dem Ergebnis gekommen, dass es dafür nur einen Grund geben konnte: Andreas hatte recht gehabt und vielleicht war noch viel mehr passiert. Vielleicht hatte sie ihn bereits durch einen anderen Mann ersetzt.
    Das würde er sich nicht bieten lassen.
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