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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis
Autoren: Julie Garwood
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zu befreien, aber vorerst war er in Sicherheit. Sie lächelte fast, während sie in ihr Gefängnis geführt wurde. Nun durfte man sie auf keinen Fall fesseln. Sie begann zu wimmern, um ihren Feinden weiszumachen, sie hätte Angst. Sobald die Tür der Hinterkammer geöffnet wurde, stolperte sie hinein und warf sich jammernd in die Ecke.
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloß, und sie klagte laut, bis sich die Schritte der Männer entfernt hatten. Dann sah sie sich um, Mondlicht drang durch ein Fenster hinein, etwa fünfzehn Fuß über dem Boden. Es gab nur ein einziges Möbelstück, einen alten, zerkratzten Schreibtisch mit drei Beinen. Wenn sie daraufstieg, würde sie das Fenster sicher nicht erreichen.
    Sie zog die Spange aus ihrem Haar und begann das Türschloß zu bearbeiten. In ihrer Aufregung kam sie nicht so schnell voran, wie es ihr unter normalen Umständen gelungen wäre. Es dauerte zehn Minuten, bis die Tür geöffnet war.
    Pechschwarzes Dunkel erfüllte das Lagerhaus. Obwohl Jade vermutete, daß Lady Briars alle ihre Leute mitgenommen hatte, verließ sie das Gebäude so leise wie möglich. Auf der Straße schlug sie zunächst die falsche Richtung ein. Erst nach zwei Häuserblocks erkannte sie ihren Irrtum.
    Angstvoll folgte sie dem richtigen Weg. Sie würde fünfzehn Minuten brauchen, um Caines Haus zu erreichen. Während sie dahinrannte, schickte sie inständige Gebete zu ihrem Schöpfer. Sie gelobte, nie wieder zu lügen oder zu stehlen, wenn Caine am Leben bleiben würde. »Ich weiß, lieber Gott, du hast mir diese besonderen Talente geschenkt, aber du kennst mich – ich werde niemals ein Versprechen brechen. Und ich werde auch nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten. Laß mich lange genug leben, damit ich es beweisen kann – und weil Caine mich braucht.«
    Sie mußte innehalten, da sie heftiges Seitenstechen bekam. »Allmächtiger, wenn du mir noch ein kleines bißchen Kraft gibst, werde ich auch nicht mehr fluchen.«
    Seltsam, das Seitenstechen verebbte, und sie konnte wieder atmen. Offenbar hatte der liebe Gott auf dieses letzte Gelübde gewartet. »Danke«, wisperte sie, raffte wieder ihre Röcke und lief weiter.
    Erst in der Straße, in der sie wohnten, verlangsamte sie ihre Schritte und suchte den Schutz der nächtlichen Schatten. Als sie drei Männer vor der Haustür entdeckte, begann sie wieder zu rennen. Die Schurken waren nicht imstande, sich ihr entgegenzustellen. Friedlich lagen sie übereinander. Offenbar war Caine nach Hause gekommen.
    Jade konnte sich nicht entsinnen, wie viele Leute Lady Briars begleitet hatten. Sie machte sich neue Sorgen. Sollte sie durch die Hintertür ins Haus schleichen oder kühn durch den Vordereingang eintreten, um es mit ihrer Feindin aufzunehmen? Diese Frage wurde beantwortet, als Caines Gebrüll zu ihr drang. »Wo ist sie?« Seine verzweifelte Stimme krampfte ihr das Herz zusammen, und sie eilte durch die Vordertür ins Haus.
    Sie traf alle im Salon an. Lyon umklammerte Caines Schulter, Lady Briars stand vor den beiden Männern und Richards neben ihr. Hinter dem Operationsleiter hatten Cyrill und Alden Stellung bezogen.
    »Sie wird verhungern, ehe Sie sie finden!« kreischte Lady Briars. »Niemals werden Sie Jade aufstöbern!«
    »Doch, das wird er.«
    Wütend schrie Lady Briars auf, als sie Jades sanften Widerspruch hörte.
    Die Männer wirbelten zur Tür herum, und Jade glaubte, Tränen in Caines Augen zu sehen. Oder lag es daran, daß ihr eigener Blick verschleiert war?
    »Jade?« rief Lyon, ebenso verwirrt wie Sir Richards. »Wie sind Sie …«
    »Ich wurde eingesperrt.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie es verstanden, und dann brach Lyon als erster in Gelächter aus. »Sie wurde eingesperrt, Caine.«
    Sie lächelte, bis ihr Mann zu ihr kam. Und als er ihre Wange mit den Fingerspitzen berührte, begann sie zu schluchzen, stürmte aus dem Salon und die Treppe hinauf. Sie schlug die Tür hinter sich zu und warf sich weinend aufs Bett. Caine folgte ihr und nahm sie in die Arme. »Jetzt ist alles vorbei, Liebling.«
    »Ich habe das Haus nicht verlassen, ich blieb hier, bis sie mich wegbrachten. Glaub mir, ich habe mein Wort gehalten.«
    »Still, Jade, ich dachte niemals …«
    »Ich hatte solche Angst!« klagte sie, das Gesicht an seine Brust gepreßt.
    »Ich auch.« Zärtlich drückte er sie an sich. »Als Cyril mir sagte … O Gott, ich dachte … Ich hatte so verdammte Angst.«
    Sie wischte sich die nassen Lider an seinem Jackett ab. »Du darfst nicht
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