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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis
Autoren: Julie Garwood
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Briars schrieb mehrere Briefe, um Jade einzuladen. Aber Caine erlaubte seiner Frau nicht, das Stadthaus zu verlassen, und lehnte die Einladungen schriftlich ab, mit der Begründung, Jade sei indisponiert.
    Letzten Endes kam die Freundin ihres Vaters zu ihr. Jade erinnerte sich nur verschwommen an sie und erlitt beim Anblick der schwachen, gebrechlichen alten Dame schreckliche Schuldgefühle, weil sie eine Krankheit vorgeschützt hatte. Doch Lady Briars war immer noch eine Schönheit mit ihrem silbergrauen Haar und den blauen Augen, und ihr Verstand war so messerscharf wie eh und je.
    Jade servierte Tee im Salon und setzte sich neben Caine auf das Sofa. Offenbar war er fest entschlossen, sich am Gespräch der beiden Frauen zu beteiligen. Die Lady erwähnte Nathans tragischen Tod und drückte ihr Beileid aus. Jade spielte die trauernde Schwester sehr überzeugend, haßte aber dieses Täuschungsmanöver, als sie in Lady Briars’ aufrichtige Augen schaute. »Als ich in der Zeitung davon las, war ich völlig verblüfft«, berichtete die Besucherin. »Ich hatte keine Ahnung, daß Nathan geheime Aufträge für die Regierung erledigte. Und es tat mir so leid zu erfahren, daß dieser gräßliche Pirat auch Ihren Bruder getötet hat. Natürlich kannte ich den Jungen nicht, aber sein Herz muß aus Gold gewesen sein.«
    »Auch ich bin Colin nie begegnet«, bemerkte Jade, »aber Caine hat mir alles über ihn erzählt. Er war ein guter Mensch, Lady Briars, und er starb für sein Vaterland.«
    »Wie wurde Pagan eigentlich in diese Angelegenheit verwickelt?« erkundigte sich die alte Frau. »Die Einzelheiten verstehe ich noch immer nicht, mein Kind.«
    Caine übernahm es, diese Frage zu beantworten. »Nach allem, was das Kriegsministerium herausfinden konnte, wurden Colin und Nathan überfallen, als sie gerade in einer geheimen Sache ermittelten.«
    »Welch eine Ironie des Schicksals, daß ihr zwei zueinandergefunden habt …« Nun schwang ein leichtes Lächeln in Lady Briars’ Stimme mit.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Caine. »Wir versäumten beide die Gedenkfeiern zu Ehren unserer Brüder. Jade suchte mich auf, um über Nathan zu sprechen. Und ich hatte wohl auch das Bedürfnis, über Colin zu reden. Wir fühlten uns sofort zueinander hingezogen.« Er machte eine Pause, um Jade zuzuzwinkern, und fuhr dann fort: »Ich glaube, es war Liebe auf den ersten Blick.«
    »Das verstehe ich«, entgegnete Lady Briars. »Sie sind zu einer schönen jungen Frau herangewachsen.« Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Niemals werde ich begreifen, warum der Freund Ihres Vaters sie damals nach dem Begräbnis so schnell entführt hat. Ich wollte bei der Krone um die Vormundschaft ansuchen, denn ich hatte mir immer eine Tochter gewünscht. Und ich glaubte, bei mir wäre es Ihnen besser ergangen. Aber wo ich Sie nun wiedersehe, muß ich zugeben, daß Sie ordentlich erzogen wurden.«
    »Onkel Harry bestand auf unserer sofortigen Abreise«, erklärte Jade. »Er war nicht unser legitimer Vormund, und wir wußten, Sie würden um Nathan und mich kämpfen, Mylady.«
    »Ja, das hatte ich vor. Wissen Sie – teilweise fühle ich mich für Nathans Tod verantwortlich. Wäre er bei mir aufgewachsen, hätte ich ihm gewiß nicht erlaubt, diese gefährlichen Seereisen zu unternehmen.«
    »Er war ein erwachsener Mann, als er beschloß, für die englische Regierung zu arbeiten«, warf Caine ein. »Sie hätten ihn wohl kaum daheim festhalten können, Lady Briars.«
    »Trotzdem ist es mir immer noch rätselhaft, warum Ihr Vater nicht mich zum Vormund bestimmt hat, Jade.«
    »Ich glaube, es zu begreifen«, erwiderte Jade. »Harry erzählte mir, daß Papa sich gegen England gewandt hatte.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum. Mir kam er immer recht zufrieden vor.«
    Jade zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich werden wir seine Beweggründe nie erfahren. Harry meinte, Papa sei von Dämonen verfolgt worden, die in seinem Kopf hausten.«
    »Vielleicht«, stimmte Lady Briars zu. »Aber nun genug von Ihrem Vater. Schildern Sie mir Ihr früheres Leben, Jade. Wie war es denn, auf dieser kleinen Insel zu wohnen? Lernten Sie lesen und schreiben? Und wie wurden Sie beschäftigt? Gab es gesellschaftliche Veranstaltungen?«
    »Die Leute auf der Insel gehören nicht zur Gesellschaft, Lady Briars«, entgegnete Jade lachend. »Die meisten tragen nicht einmal Schuhe. Und ich konnte nicht lesen und schreiben lernen, weil Harry keinen Lehrer für mich fand.« Diese Lüge tischte sie
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