Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
Der schwarze Teufel
    Der Stier donnerte direkt auf Peter zu. Der Sand explodierte förmlich unter seinen Hufen und quoll in zerrissenen Wolken um den dampfenden, kraftstrotzenden Körper. In den Augen des vor Wut kochenden Tieres flackerte der nackte Irrsinn.
    Peter wankte voller Entsetzen einen Schritt zurück und wirbelte dann panisch herum, um zu flüchten. Aber weit kam er nicht. Die Männer hinter ihm hatten sich zu einer undurchdringlichen Wand aufgebaut und grinsten belustigt auf ihn herab. Keiner von ihnen machte die geringsten Anstalten, auch nur einen Zentimeter zur Seite zu gehen.
    Hinter ihm ließ ein wildes Brüllen die Luft erzittern und Peter schoss mit schreckgeweiteten Augen wieder herum. Das Untier war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Schon glaubte er, den stinkenden Atem der Bestie riechen zu können, schon war es ihm, als würde ihr heißer Schweiß auf seiner Haut verdampfen, als die Welt um ihn herum in einem Inferno aus Staub, ohrenzerreißendem Donnern und dutzenden von Schreien versank.
    Sekundenlang passierte gar nichts. Die dichten Staubwolken verschluckten jeden Laut und jedes Bild. Schreie, Rumpeln, ächzendes Holz, Keuchen, die Schemen von Menschen, eine graue Wand – alles drang nur noch wie durch Watte zu Peter hindurch, der wie erstarrt auf den Schmerz wartete.
    Plötzlich legte sich ihm eine schwere Hand auf die Schulter: »Peter?«
    »J-ja?«, stotterte der Zweite Detektiv überrascht. Wo blieb der Schmerz?
    »Alles klar bei dir?«
    »Äh, wie? Äh, ja, ich … ich glaube schon.«
    »War ’n heftiger Rums, nich’ wahr?«
    Langsam lichteten sich die Wolken um Peter und plötzlich tauchte zwischen den letzten Staubschleiern wie bei einem Gespenst ohne Körper ein Gesicht auf. Es war das von Mr Madigan und ein erstauntes Lächeln darin unterstrich seine letzte Frage, während sich allmählich der Rest von ihm aus den wabernden Fahnen aus Schmutz und Staub schälte.
    »Das kann man wohl sagen!«, schnaufte Peter aufgeregt, der langsam realisierte, was passiert war. Hustend klopfte er sich den Sand aus den Kleidern. »Ich war mir hundertprozentig sicher, dass das Biest die Barriere durchbrechen würde!«
    Die anderen, fremden Männer, die Peters Panikattacke miterlebt hatten, lachten. Sie waren im Gegensatz zu ihm schon viel öfter bei einer Pferdeshow dabei gewesen und wussten daher, dass es beim Cutting mitunter recht wüst zugehen konnte.
    »Nein, nein!«, schüttelte Mr Madigan beruhigend den Kopf. »Die Einfassung hält das sicher aus. Aber der Reiter muss beim Cutting das Rind eben vom Rest der Herde absondern, und da kann in so einer engen Arena schon mal der Platz ausgehen.«
    Noch immer etwas benommen setzte sich Peter wieder hin und blickte hinunter in das sandige Viereck, wo sich der Stier endlich dem Reiter und seinem geschulten Pferd ergeben hatte. Schnaubend und mit den Hufen scharrend blieb er in einer Ecke stehen. Der andere Teil der kleinen Herde folgte derweil unruhig dem Spektakel und drängte sich dabei ängstlich zusammen. Plötzlich ertönte von irgendwoher ein Gong, worauf der Cowboy seinen Hut vom Kopf nahm und mit einem breiten Lachen ins Publikum grüßte, das ihm begeistert zujubelte.
    Peter beobachtete, wie das einzelne Rind von dem Reiter nun wieder zu seinen Artgenossen durchgelassen wurde. Während einige Cowboys danach die Herde durch ein weites Gatter nach draußen trieben, verkündete der Sprecher der Show mit euphorischer Stimme: »Johnny Hayden belegt mit dieser Leistung den dritten Platz. Das war eine reife Leistung, Johnny! Dreiundsiebzig Punkte!«
    Wieder applaudierte die Menge und Johnny Hayden verabschiedete sich hutschwenkend durch ein weiteres Gatter in die Boxenanlage.
    »Jetzt, meine Damen und Herren, kommen wir zum Reining-Wettbewerb!«, dröhnte es wieder aus den überdimensionalen Lautsprechern, die von der Decke der großen Halle herabhingen. »Begrüßen Sie mit mir als Erstes aus Wichita, Kansas: Rob Derenger auf Sweetheart! Applaus für Rob!«
    »Find ich übrigens wirklich toll von dir, dass du trotzdem mitgekommen bist.« Mr Madigan, der Vater von Peters Freundin Kelly, warf Peter einen anerkennenden Blick zu.
    »Sie hatten ja die Karten schon besorgt«, sagte Peter. »Und dass Kelly krank würde, konnte niemand wissen. Außerdem wollte ich so eine Pferdeshow schon immer mal sehen.«
    »Ist doch fantastisch hier, nicht wahr?«
    Mr Madigan war ein ausgemachter Pferde- und Westernnarr, und als sich die ›International Horse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher