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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen
Autoren: Marco Sonnleitner
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was sie mit ihren Hörnern aufspießen konnten, und schon mancher Cowboy, der noch halbwegs unverletzt im Sand gelandet war, fand sich nach so einem Angriff in der Notaufnahme wieder, wo man ihn notdürftig wieder zusammenflicken musste. Die sogenannten Rodeoclowns sollten daher die tobenden Bestien von den abgeworfenen Cowboys ablenken, aber das gelang ihnen leider nicht immer.
    »Ich kann nur hoffen, dass sie Ewan nicht Black Devil zuteilen«, meinte Madigan mit einem besorgten Blick in das Programmheft. In der nächsten Sekunde schoss schon der erste Kandidat aus der Box.
    Ein gefleckter Koloss von Bulle, der vor Wut geradezu schäumte, sprang um sich schlagend durch die Arena und schleuderte den Cowboy, der hinter seinem mächtigen Nacken wie ein Gummiball auf und ab hüpfte, innerhalb von zwei Sekunden in den Staub. Sofort drehte sich das Riesenvieh um und raste unter den entsetzten Aufschreien der Zuschauer auf den am Boden liegenden Mann zu. Aber der erfahrene Cowboy konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter eine der vielen Absperrungen retten, die am Rand der Arena aufgestellt waren und in die der Bulle nun mit voller Wucht hineindonnerte.
    »Wahnsinn!«, hauchte Peter und krallte seine Finger in die Jacke auf seinem Schoß. »Einfach Wahnsinn!« Dann kam ihm allerdings zu Bewusstsein, dass Madigan ja gerade etwas zu ihm gesagt hatte.
    »Entschuldigen Sie, was haben Sie gerade gesagt? Ich war so auf diesen Horror da unten konzentriert, dass ich Ihnen gar nicht zugehört habe.«
    »Hier!«, tippte Madigan auf das Programmheft. »Nach dem, was hier steht, war dieser Bulle da unten geradezu ein Lämmchen im Vergleich zu einem anderen mit dem vielsagenden Namen Black Devil. Der soll nämlich bei etlichen anderen Shows schon dutzende von Cowboys abgeworfen und einige von ihnen schwer verletzt haben. Bisher, so heißt es hier, ist es noch keinem gelungen, sich länger als drei Sekunden auf ihm zu halten. Er muss ein wahres Monster sein! Und ich meinte vorhin, dass ich nicht hoffe, dass Ewan gerade ihn zugeteilt bekommt.«
    Mit einem nervösen Kribbeln im Bauch betrachtete Peter das Bild eines pechschwarzen Brahmanbullen, dem die Bösartigkeit geradezu aus den funkelnden Augen zu springen schien. Er verstand recht gut, warum Madigan hoffte, dass sein Freund nicht auf diesem Ungeheuer reiten musste, und er fragte sich, wie verrückt man überhaupt sein musste, um sich freiwillig auf solch eine Bestie zu wagen.
    Aber Madigans Wünsche verhallten ungehört, denn als dritten Reiter kündigte der Sprecher Ewan Donovan aus Las Vegas, Nevada, an, und als das schwere Eisengatter mit einem lauten Knall zur Seite flog, ging ein ängstliches Raunen durch die Zuschauermenge. Dort unten raste die leibhaftige Wut in die Arena, ein pechschwarzer Brahmanbulle, den jeder hier zu kennen schien – der schwarze Teufel!
    »Oh mein Gott!«, brachte Madigan noch stöhnend hervor, und dann ging alles sehr schnell.
    Nach einer blitzschnellen Wendung um 180 Grad, die man diesem gewaltigen Tier so gar nicht zugetraut hätte, schleuderte der Bulle sein monströses Hinterteil in die Luft und drehte es dabei auch noch nach links. Der Cowboy auf ihm hatte keine Chance. Man sah nur noch einen rot-blauen Fleck durch die Luft wirbeln, der dann nach einer halben Ewigkeit als ein Mann in rotem Hemd und blauer Jeans hart auf den Boden aufschlug.
    Wieselflink rappelte er sich allerdings wieder auf und suchte fieberhaft nach der nächsten Absperrung. Dort! Etwa fünf Meter von ihm entfernt war die rettende Bretterwand.
    Aber Black Devil wäre nicht Black Devil gewesen, wenn er nicht scheinbar geahnt hätte, was Donovan vorhatte. Mit donnernden Hufen jagte er auf den immer noch im Sand knienden Cowboy zu und senkte den massigen Kopf mit den mächtigen Hörnern. Zwei Rodeoclowns stellten sich ihm schreiend und mit roten Tüchern wedelnd in den Weg, doch der Bulle ignorierte sie. Er wollte Donovan, er wollte dieses Menschlein, das die Frechheit besessen hatte, ihn reiten zu wollen!
    Unter dem panischen Schreien der Zuschauer stürzten sich die Rodeoclowns im letzten Moment zur Seite. Der schwarze Bulle fegte schnaubend an ihnen vorbei, stieß noch ein unwirkliches, dumpfes Grollen aus und schoss dann auf Ewan Donovan zu.
    Peter schlug entsetzt die Hände vors Gesicht. Er konnte und wollte nicht mit anschauen, was da unten in der Arena gleich passieren würde.

Eine Dame kommt abhanden
    »Ja!«, schrie Madigan im nächsten Moment auf. »Ja! Ja!«
    Peter
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