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PR 2698 – Die Nekrophore

PR 2698 – Die Nekrophore

Titel: PR 2698 – Die Nekrophore
Autoren: Uwe Anton
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Prolog
    Aus dem Nichts
     
    Die LEUCHTKRAFT materialisierte unter schweren Erschütterungen des Raum-Zeit-Gefüges.
    Ein Beobachter hätte ein kobaltblaues, walzenförmiges Schiff von 2000 Metern Länge und einem Durchmesser von rund 500 Metern ausgemacht, aber nur diffus, verschwommen, als existiere es in einer anderen Dimension. Es war im Normalraum vorhanden und gleichzeitig nicht.
    Das Schiff entstammte einer ähnlichen Baureihe wie die blauen Walzen, die von anderen Beauftragten der Kosmokraten benutzt wurden, unterschied sich von jenen aber durch die geringere Größe, die geringere Wahrnehmbarkeit und eben jenes in Farben und Struktur unberechenbare, changierende Äußere.
    Aber diesen Beobachter gab es nicht. Die kobaltblaue Walze blieb ungestört. Bereits vor mehr als 24 Stunden war sie am Rand des Systems von Steuerwelt I erschienen, allerdings perfekt getarnt. Nun hatte sie die Tarnung aufgegeben und zugleich eine ungedämpfte Standtransition vollzogen, die die Erschütterungen hervorgerufen hatte.
    Steuerwelt I war der zweite von vier Planeten eines orangefarbenen K-Sterns am Rand der Zwerggalaxis Dranat, eine rund 6700 Kilometer durchmessende Welt nahezu ohne Atmosphäre. Rötlich beiges Licht tauchte die zahlreichen Krater, Gebirge und Ebenen des Planeten in trügerisches Halbdunkel. Leben gab es dort keines, zumindest kein angestammtes und zumindest nicht auf der ungeschützten Oberfläche.
    Der Kommandant der LEUCHTKRAFT hatte so lange ausgeharrt, wie er es für vertretbar hielt, und nun verspürte er einen gewissen Zeitdruck. Er hatte befohlen, ihre Anwesenheit zu enthüllen, und zwar mit einigem Theaterdonner. Jeder sollte wissen, dass das Schiff der Kosmokraten eingetroffen war.
    Es gab mehrere Gründe für die Unruhe, die ihn überkam. Oder vielleicht nur einen, dessen Folgen noch unabsehbar waren.
    Der Weltraum rings um das Steuerwelt-System war aufgewühlt. Die Ortungsgeräte der LEUCHTKRAFT maßen permanent heftige Strukturerschütterungen und beträchtliche Aufrisserscheinungen an. Raum und Zeit befanden sich zweifellos weiträumig im hyperenergetischen Aufruhr. Der Bereich des Sonnensystems selbst sowie der umgebende Weltraum von inzwischen rund einem Lichtjahr Durchmesser war allerdings fast frei von irgendwelchen Turbulenzen, während der aufgewühlte Sektor ringsum mittlerweile einen Durchmesser von zehn bis fünfzehn Lichtjahren aufwies. Fast wirkte das System wie ein Auge im Sturm, ganz so, als würde das komplette System langsam aus dem Standarduniversum gerissen.
    In ursächlichem Zusammenhang mit diesen Störungen standen womöglich die 48 Blütenblätter der Zeitrose, die mit ebenso vielen Raumschiffen verbunden waren und einen Kreis von rund vier Millionen Kilometern Durchmesser um die Steuerwelt bildeten. Von diesen 48 Punkten erstrecken sich ebenso viele violett glühende Bahnen über rund 50 Millionen Kilometer nach oben und formten dort hoch über der Ekliptik einen Ring von annähernd zwanzig Millionen Kilometern Durchmesser.
    Das war der vom BOTNETZ geschaffene Dimensionstunnel. Das Ringinnere war von einem sonderbaren violetten Wogen durchdrungen, das den Kommandanten an rasch ziehende Wolken erinnerte. Vereinzelt konnte die Ortung zwischen ihnen abgrundtiefe Schwärze ausmachen. An anderen Stellen im Ringinneren tobten heftige Blitzentladungen. Die Strukturtaster maßen dort heftige Erschütterungen an, fast so, als transitierten beachtliche Massen.
    Kurz zuvor waren zwei in bläulich transparente Schutzschirme gehüllte Riesenkugeln durch die Dimensionstunnel-Öffnung in das Miniaturuniversum vorgedrungen, das sich auf der anderen Seite befand, und aus der Ortung verschwunden. Der Bordrechner hatte während des Durchflugs aus den Messdaten im Dimensionstunnel eine hohe strukturelle Instabilität der unbekannten Anomalie berechnet.
    Fast zeitgleich war die negative Superintelligenz QIN SHI in ihrer Avatar-Gestalt erschienen: einer Miniatursonne von etwa fünf Kilometern Durchmesser, die in grellem Rot flackerte. Minutenlang verharrte QIN SHI an Ort und Stelle, dann maß die LEUCHTKRAFT eine komplexe sechsdimensionale Präsenz an, allerdings nur in der Hyperortung. Normaloptisch war sie nicht auszumachen.
    Die Ortung der LEUCHTKRAFT identifizierte sie als ARDEN, eine Teilentität von TANEDRAR. Aber ARDEN schien nicht den direkten Kampf mit QIN SHI zu suchen, sondern wich aus, schien QIN SHI von dem Dimensionstunnel-Durchgang fortlocken zu wollen. Parallel stellten die
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