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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis
Autoren: Julie Garwood
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einen Schlüssel. Plötzlich klirrte berstendes Glas.
    Hatte sie den Feinden ungewollt in die Hände gespielt? Waren sie überzeugt gewesen, sie würde die Wächter auf die Suche nach Caine schicken? Dieser Gedanke tröstete Jade ein wenig, denn er bedeutete wahrscheinlich, daß man ihn nicht gefangengenommen hatte. Sie betete, diese Vermutung möge stimmen. Und sie flehte den Allmächtigen auch an, ihr nicht böse zu sein, denn sie würde wahrscheinlich jemanden töten müssen – und zwar sehr bald, nach den Schritten zu urteilen, die die Treppe heraufpolterten.
    Sie nahm eine Pistole aus Caines Nachttischschublade, trat in eine Ecke und hob die Waffe. Sobald die Eindringlinge das Schloß aufgebrochen hatten, würde sie den ersten erschießen, der das Zimmer betrat. Ihre Hand zitterte nicht. Tödliche Ruhe überkam Jade.
    Die Tür flog auf, eine dunkle Gestalt stand auf der Schwelle. Jade wartete, um sicherzugehen, daß es ein Feind war und keiner von Caines Männer, der den Auftrag hatte, sie zu retten.
    »Zünd eine Kerze an!« befahl eine rauhe Stimme. »Ich sehe das Biest nicht.«
    Jade drückte ab. Sie mußte den Mann in den Bauch getroffen haben, denn er krümmte sich schreiend zusammen. Mit einem lauten Krach landete er am Boden.
    Diese Runde habe ich gewonnen, sagte sie sich, aber der Sieg geht an Ice … Nun wurde sie von drei Männern umzingelt. Dem ersten schnitt sie mit ihrem Dolch in die Hand, der zweite Schurke entriß ihr die Pistole, während der dritte die Faust auf ihr Kinn schlug. Bewußtlos brach sie zusammen.
    Jade kam erst zu sich, als sie in ein dunkles, feuchtes Gebäude getragen wurde. Nur wenige Kerzen brannten, aber im schwachen Licht sah sie gestapelte Kisten entlang der Steinwände. Am Ende des langen Korridors stand eine weißgekleidete Frau. Lady Briars erwartete die Gefangene.
    Der Mann, der Jade auf den Armen hielt, ließ sie einfach fallen, als er seine Anführerin erreichte. Taumelnd stand Jade auf und rieb sich das schmerzende Kinn, während sie ihre Feindin anstarrte. Der Ausdruck in den blauen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Nun verstehe ich, warum Sie Ice heißen«, hörte sie sich flüstern. »Das bedeutet ’Eis’. Sie besitzen keine Seele, nicht wahr, Lady Briars?«
    Statt einer Antwort bekam sie eine schallende Ohrfeige. »Wo sind die Briefe?«
    »In Sicherheit. Glauben Sie, der Diebstahl der Briefe könnte Sie retten? Zu viele Leute wissen, was Sie getan haben …«
    »Sie Närrin!« schrie Lady Briars, und ihre Stimme klang so grausam, daß Jade glaubte, dem Teufel persönlich gegenüberzustehen. Sie bekämpfte den Impuls, sich zu bekreuzigen. »Ich will die Briefe haben, Jade, und der Welt damit beweisen, was für glorreiche Leistungen ich vollbracht habe. Niemand wird sich mir in den Weg stellen, bald werden alle erkennen, wozu das Tribunal fähig ist. Wir werden England regieren. Und nun möchte ich die Briefe haben. Sie sollen an einem sicheren Ort verwahrt werden, bis ich den Zeitpunkt für gekommen halte, mein Genie zu enthüllen.«
    Offensichtlich war die Frau wahnsinnig. Jade spürte, wie sich ihr ganzer Körper mit einer Gänsehaut überzog. Verzweifelt überlegte sie, wie sie ihrer Gegnerin Vernunft beibringen sollte, erkannte aber sofort, wie sinnlos ein solcher Versuch wäre. »Wenn ich Ihnen die Briefe gebe – lassen Sie Caine dann in Ruhe?«
    Lady Briars kicherte schrill. »Wenn? Wissen Sie nicht, wer ich bin? Sie sind außerstande, mir zu trotzen, Jade.«
    »Oh, ich weiß, wer Sie sind – die Frau, die meinen Vater getötet und ihr Land verraten hat – eine verrückte Ausgeburt der Hölle …« Jade verstummte, als die alte Frau sie wieder schlug. Sie wich zurück, dann straffte sie die Schultern. »Lassen Sie Caine gehen, und Sie erhalten die Briefe.«
    Die Lady wandte sich zu einem ihrer Komplizen. »Sperren Sie unseren Gast im Hinterzimmer ein. Ich werden Sie als Köder benutzen, Jade, um Caine hierherzulocken. Er muß sterben – aber erst, wenn er mir die Briefe gebracht hat. Danach werde ich auch Sie töten, kleine Jade. Ihr Vater war der wahre Verräter, denn er stellte sich gegen mich. Oh, wie gern wäre ich dabeigewesen, als sein Sohn starb! Für dieses Versäumnis werden Sie mich entschädigen, mein Kind, indem Sie ganz langsam von meiner Hand sterben werden … Schafft sie jetzt weg!«
    Vor Erleichterung war Jade den Tränen nahe. Caine befand sich nicht in der Gewalt dieser Verbrecherbande. Er würde hierherkommen, um sie
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