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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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grauen Fäden abzudecken, eine neue Kosmetik, den Freitagskrimi bei einer guten Flasche Wein, am Samstag ein Einkaufsbummel, um etwas Ausgefallenes zum Anziehen zu erstehen. Und dann einmal gründlich über alles nachdenken, Ordnung bringen in Haushalt und Gedanken. Als ich am Freitag Nachmittag meine Wohnung betrat und die Tür hinter mir zumachte, atmete ich erleichtert durch. Ich musste an diesem Wochenende Kraft tanken und am Montag neu beginnen. Warum fing ich nicht gleich damit an, indem ich mir einen Martini mixte? Ich beschloss, mich damit auf den Balkon meiner kleinen Wohnung im 4. Stock zu setzen und darauf zu warten, dass die Sonne hinter den Mietshäusern verschwand. Der Balkon war völlig verdreckt und die Balkonstühle auch. Ich stelle den Martini in den Kühlschrank und holte die Putzmittel aus der Abstellkammer. Ein sauberer Balkon war ein guter Beginn. Dann duschte ich, zog mein Negligée an, holte meinen Martini wieder hervor und setzte mich nach draußen. „Das ist doch ein prima Auftakt“, dachte ich und lobte mich dafür.
    Der Mensch muss etwas zum Freuen haben, und deshalb freute ich mich auf den Krimi. Was gab es denn? Der Alte oder Derrick? Ich suchte das Fernsehprogramm. Um ein Haar hätte ich laut geflucht. Aktenzeichen.. xy. Das hatte gerade noch gefehlt. Reale Mord- und Betrugsfälle, deren Aufklärung oder Nichtaufklärung ich dann regelmäßig verpasste. Als Alternative gab es ein Fußballspiel, eine Komödie oder irgend so´n Eia-Popeia-Kram. Sollte ich vielleicht einfach mal ins Kino gehen? Ich latschte ins Badezimmer, stellte mich vor den Spiegel, klatschte mir dickes Make-up ins Gesicht, tuschte die Wimpern bis ich die Augendeckel nicht mehr hochhalten konnte, legte Lidschatten, Lidstrich, Rouge und Lippenstift auf und brach über das Ergebnis in schallendes Gelächter aus.
    „Gestatten: Rosemarie Krause“, sage ich zu meinem Spiegelbild.
    „Grüne Haare brauchst Du noch“, antwortete es.
    Irgendwo hatte ich einen alten Wassserfarbenkasten. Ich mischte mir etwas Grün zusammen und brachte mit dem Pinsel Strähnen auf. Als die getrocknet waren, schmierte ich eine halbe Tube Gel ins Haar und formte eine Frisur, für die ich zweifelsohne den Ehrentitel des Friseur-Handwerks verdient hatte. Dann ging ich zu meiner Schallplattensammlung, holte die  „Zauberflöte“ heraus und suchte die Arie der „Königin der Nacht“ an den Rillen abzuzählen. Die Musik setzte ein, ich stand im Wohnzimmer, gestikulierte und grimassierte wild herum. „Der Hölle Rache pocht in meinem Herzen“, formten meine Lippen. „Tod und Verzweiflung“...
    Die Klingel an der Wohnungstür schellte wie wahnsinnig, und im ersten Augenblick glaubte ich, der Teufel käme, mich persönlich in die Hölle zu holen. Ich stürzte zur Tür, dann fiel mir meine Aufmachung ein. Wer immer draußen stand, er musste in Panik verfallen, wenn er mich so sah. Ich lief ins Badezimmer, obwohl mir klar war, dass ich mindestens eine halbe Stunde brauchen würde, um wieder einen normalen Menschen aus mir zu machen. Die Klingel schellte so penetrant, dass ich glaubte, sie würde Funken schlagen. Wahrscheinlich wollten sich Nachbarn über die laute Musik beschweren. Sollten sie doch. Ich gab mir einen Ruck, ging langsam und gefasst zur Wohnungstür und öffnete. Dort stand ER! Meine Erstarrung passte zu der neuen Würde einer Königin der Nacht. Die Arie endete mit einem ‚
    “Rachegötter, hört der Mutter Schwur“ und die Nadel eierte über die Platte.
    Jochen Fischer stand vor mir mit einem riesigen Präsentkorb, aus dem mich Champagner-Flaschen und allerlei Delikatessen anlachten. Offensichtlich dachte er an Flucht. Doch dann rutschte ihm der Korb aus der Hand, und er konnte ihn gerade noch mit dem rechten Knie abstützen. Erhaben trat ich zur Seite, machte eine große theatralische Armbewegung und sagte mit grabschwarzer Stimme:
    „Tretet ein, ich habe Euch erwartet.“
    Er schnappte nach Luft und humpelte in leicht gebückter Haltung mit seinem Korb an mir vorbei.
    „Majestät unter tänigster Diener, legen Euch nach erfolgreicher Kaperfahrt die Schätze Frankreichs zu Füßen“, sagte er mit gesenkten Augenlidern.
    Blitzschnell hatte er den Korb auf den Wohn zimmertisch gestellt, nahm mich in die Arme, küsste mich, und ruck-zuck lagen wir zusammen im Bett. So hatte ich mir das in meinen Träumen nicht vorgestellt. Sein Gesicht war make-up-verschmiert, meines noch mehr, das Bett ebenfalls. Es glich einer
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