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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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Hinrichtungsstätte. Ich ließ Wasser in die Wanne und bereitete ein Schaumbad vor. Wir stiegen gemeinsam hinein. Er wusch mein Gesicht, ich seines, wir wuschen uns gegenseitig das Haar. Danach sahen wir uns an und sagten wie aus einem Munde:
    „Ach, so siehst Du also aus.“
    Dann tranken wir Champagner, aßen von den Köstlichkeiten, sahen uns verliebt an und landeten wieder im Bett.
     
    Das Wochenende war ein einziger Rausch, und am Sonntag Nachmittag erfuhr ich, dass er verheiratet war.....
     
    *****
     
    „Nein,“ schrie Ännchen, „so eine Scheiße!“
    Das war genau das Stichwort, das ich gebraucht hatte, um hemmungslos zu heulen. Mein ganzes Leben war eine riesengroße Scheiße. Und die stand mir bis zur Unterlippe. Ännchen weinte mit mir.
    „Ach, Rosilein,“ sagte sie, „bis jetzt war alles so lustig. Ich glaube nicht, dass ich den traurigen Teil heute noch hören möchte, und Du bist sowieso fix und alle.“
    Bis zum Abendessen saßen wir schweigend da. Der Fraß war heute besonders eklig, und ich dachte an Champagner und Hummer, frische Baguettes und reifen französischen Käse. Vor allem aber an die Freiheit und das Recht, ein Bad zu nehmen, wann immer ich es wünschte. Wenn ich hier jahrelang eingesperrt sein würde, wollte ich sterben.
     
    *****
     
    Am nächsten Morgen wurde ich gleich nach dem Frühstück in den Besucherraum gerufen. „Frau Krause“, rief die Dralle „Ihr Lover ist da.“
    „Jochen?!“
    Ich zitterte. Er war es wirklich.
    „Nun,“ sagte ich kühl „hat Deine neue Freundin Dich vorübergehend freigegeben?“
    „Aber Majestät,“ seine Stimme war sanft und vorwurfsvoll, „dieses Gerede! Die junge Dame himmelt mich an. Ich tätige wichtige Geschäfte mit dem Vater. Warum soll ich nicht mal mit ihr zum Essen gehen? Ich fühle mich sehr einsam. Die Polizei löchert mich. Die haben gemeint, wir hätten den Mord gemeinsam geplant und durchgeführt. Deshalb wollten sie mich nicht zu Dir lassen.“
     
    „Da Du heute hier bis, konntest Du also jeglichen Verdacht von Dir abwaschen? Wenn ich es nicht war und Du auch nicht, wer war es dann?“
    „Ich weiß es nicht. Aber wenn sie Dir nichts nachweisen können, müssen sie Dich freilassen. Nur das ist wichtig. Ich bin sicher, Mark kriegt das hin.“
    „Ach, Jochen“, ich war den Tränen nahe, „8 Wochen sitze ich schon in diesem schrecklichen Gefängnis“.
    „Wenn ich Dir nur helfen könnte“, er blickte mich treuherzig an, und alle Zweifel, die ich gegen ihn gehegt hatte, waren wie weggeblasen.
    „Ich habe Dir ein paar Leckerli mitgebracht.“ Er stellte eine große Plastiktüte auf den Tisch. Ich spähte hinein, und was ich sah, erhellte meine Stimmung.
    „Gott sei Dank! Ich kriege diesen Gefängnisfraß nicht herunter. Ich danke Dir“.
    Wir verabschiedeten uns, und er versprach, wiederzukommen und neue Verpflegung mitzubringen.
     
    Ich wartete darauf, dass Ännchen von ihrem Termin zurückkäme. Die würde staunen. Kaum hatte ich mich in meiner Zelle an den Tisch gesetzt und die Schätze liebevoll aufgebaut, kam Ännchen zurück.
    „Was ist los?“ fragte ich erstaunt, „bist Du freigesprochen worden?“
    Sie seufzte,
    „Verstehen tu ich es nicht. Mein Anwalt hat so ´nen Antrag gestellt wegen Voreingenommenheit oder so. Er meint, der Richter hätte ´ne frauenfeindliche Bemerkung gemacht. Jetzt dauert es wieder länger. Na, ja, sind wir eben länger zusammen“.
    Dann erblickte sie meine Delikatessen.
    „Machst Du jetzt´n Laden auf?“
    „Nein, mein Schatz, das ist für uns. Und ganz ohne Zyankali“.
    Ich lachte übermütig, und sie lachte mit.
     
    Das Mittagessen war ganz passabel, und wir beschlossen, am Abend etwas von den Schätzen zu naschen.
    „Ich beginne Deinen Jochen zu lieben“, meinte sie.
    „Ännchen von Tharau“, sagte ich streng, „Du bist berechnend.“
     
    Ich musste feststellen, dass meine Gefühle für Jochen sich verändert hatten. Beim Abschied hatte sich dieses Mal keine Verzweiflung eingestellt, und mein Misstrauen war wiedergekommen. Mark hätte gegen seinen Freund nichts Negatives gesagt, wenn es nicht stimmen würde, überlegte ich. Dass er die Tochter dieses reichen Immobilienmaklers heiraten wollte, jetzt, da er frei war, erschien mir nur folgerichtig. Sie war jung, hübsch, reich, und die Mitgift würde ihn von seinen Schulden entlasten. Mich überkam wieder diese große Traurigkeit, und ich dachte an Kurti: aufrichtig, solide, ein durch und durch anständiger Kerl.
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