Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
Vom Netzwerk:
Sorgen machen?“ fragte er mit leichtem Spott.
    Ich blickte ihn stumm an.
    „Also muss ich mir Sorgen machen“, stellte er lakonisch fest.
    Kurti blieb nie etwas verborgen.
    „Ach, Kurtilein,“ seufzte ich, und tiefe Melancholie überfiel mich.
    „Rosikind,  jetzt mach ich mir aber ernsthaft Sorgen. So schlimm war es noch nie, und ich weiß, es war oft schlimm genug.“
    Kurti konnte tief philosophisch werden, wenn er emotional bewegt war. Bei jedem Liebeskummer, den ich hatte, litt er mit mir. Seine Tröstungen waren immer etwas h ölzern, aber sie taten mir gut.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel V

 
     
    Als ich mit meiner Erzählung bis hierher gekommen war, wurde ich unterbrochen, da Besuch für mich da sei. Ännchen hatte die ganze Zeit angespannt zugehört. Von Zeit zu Zeit entfuhr ihr ein aufgeregtes
    „Toll!“ oder ein bedauerndes „Ooch!“ oder ein leises Kichern.
    Als der Name Jochen fiel, seufzte sie „na endlich“.
     
    Im Besucherraum erwartete mich eine Überraschung.
    „Kurtilein!“ quiekte ich.
    Meine Gedanken waren immer noch bei den Urlaubserinnerungen, und die Gegenwart des Gefängnisses weit weg.
    „Na, Dir geht es ja gut“, meinte er überrascht.
    Ich hatte mich an seine Brust geworfen.
    „Bin ich froh, Dich zu sehen,“ sagte ich aufrichtig.
    Schon hatte die Wärterin uns getrennt.
    „Menschenskind“, sprudelte ich aufgeregt, „wie kommst Du hierher? Wie hast Du mich nur gefunden?“
    „Die Zeitungen sind ja voll von der Geschichte“, gab er zurück. „Ich wusste nur nicht, ob ich erwünscht sei. Dann habe ich telefoniert und auch mit Deinem Anwalt gesprochen. Der meint, Dein Lover hätte Dich hereingelegt.“
    Zack, da war sie, die Gegenwart.
    „Ich kann das immer noch nicht glauben,“ und Schwermut überfiel mich.
    „Sie haben keine Beweise, nur Vermutungen, nicht einmal echte Indizien. Mark hat schon mehrfach um Haftverschonung nachgesucht. Aber angeblich bestehe Fluchtgefahr, Verschleierungsgefahr und, weiß der Geier, was noch für Gefahren.“
    „Ich mag Deinen Anwalt. Ich glaube, er führt etwas im Schilde. Lass den Kopf nicht sinken, es wird schon werden. Ich bin gerade auf der Durchreise. Wenn Du möchtest, besuch ich Dich gelegentlich noch einmal“.
    „Ach ja, tu das. Ich bin sehr froh, Dich zu sehen.“
     
    Am nächsten Tag begann Ännchens Prozeß, so dass ich vormittags allein in der Zelle saß. Das Verfahren würde nicht lange dauern, da sie alles zugegeben hatte. Nach dem Urteil würde sie ins Frauengefängnis kommen. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein, ich hatte Angst davor, wer als nächstes meine Zellengefährtin werden würde.
    „Du musst mir  unbedingt noch vorher das Ende Deiner Geschichte erzählen“, bat Ännchen. „Ist sie noch lang? Dann musst Du Dich beeilen.
     
    *****
     
    Als  ich nach meiner Rückkehr aus Mallorca am Montag wieder zum Dienst erschien, wurde ich überall mit Staunen begrüßt, wie gut ich aussehe, wie sehr ich mich verändert habe, welches Glück ich ausstrahle.
    ‚Alles Quatsch’, dachte ich.’ Die wissen, dass ich mit einem Freund verreist war und hören wohl Hochzeitsglocken klingen’.
    Ich konnte die Ausstrahlung gar nicht haben, denn mir war hundeelend. Aber im Laufe des Tages besserte sich meine Stimmung. Ich war glücklich, wieder in meiner gewohnten Umgebung zu sein, einen Beruf auszuüben, den ich liebte, gebraucht zu werden, Anerkennung zu erhalten und zu hören, wie sehr man mich vermisst hätte. Ich ließ mich in meine Arbeit hineinfallen und wurde von ihr völlig absorbiert. Nur in den wenigen Freizeitstunden überkam mich die Verzweiflung. Kurti meldete sich nicht, und ich rief ihn nicht an. Meine Urlaubsbräune verblasste langsam, die Haut wurde wieder grau, Falten stellten sich ein, und wenn ich in den Spiegel schaute, musste ich zugeben, dass aus mir mehr und mehr eine verknitterte alte Jungfer wurde.
     
    Die Prellung an meiner Schulter hatte mir noch einige Schmerzen bereitet. Das Glücksgefühl, das ich eigentlich mit den Schmerzen in Verbindung bringen wollte, war einer tiefen Depression gewichen. Eigentlich war ich gar nicht arbeitsfähig. Aber ich sagte nichts und hielt im Krankenhaus durch. Bloß nicht krank zu Hause herumsitzen!
     
    Vier Wochen waren vergangen. Ich hatte ein langes Wochenende ohne Dienst vor mir und beschloss, etwas für mein Ich zu tun. Eine neue Haarfarbe, um die ersten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher