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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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Maus“ stellte ich fest. Haare grau, Haut grau, Augen grau. Sie trug einen verwaschenen Jogginganzug; könnte auch mal grau gewesen sein. Auf der Brust die Aufschrift „University of Cambridge“. Gütiger Himmel! Sie sah mich erwartungsvoll an.
    „Ich bin Anne-Kathrin“.
    Klang irgendwie nach wohlhabenden Eltern, fand ich.
    "Man nennt mich Ännchen", fügte sie hinzu.
    „Ännchen von Tharau“ fiel mir ein.
    „Gut, Ännchen. Ich heiße Rosemarie. Man nennt mich Rosi,“ sagte ich.
    Sie beugte sich etwas vor und sagte konspirativ:
    „Ich bin eine Mörderin. Habe meinen Herrn Gemahl umgebracht.“
    Fassungslos schaute ich sie an. Sie hatte es so lässig ausgesprochen, wie wenn jemand sagt, er habe mal eben einen kleinen Spaziergang gemacht.
    „Zyankali“, sagte sie und kicherte, wohl wegen meines ziemlich dämlichen Gesichtsausdrucks.
    „Ich habe meinem Alten Zyankali in den Kaffee gekippt.“
    Dann fügte sie schnell hinzu:
    „Du brauchst keine Angst zu haben, ich morde nur Männer. Und Du, was hast Du angestellt?“ „Nichts“, antwortete ich.
    „Nicht mal´n kleinen Mord?“
    Sie blickte mich verschwörerisch an.  Ich zuckte die Achseln und sah mich in der Zelle um. An zwei gegenüberliegenden Wänden stand je ein Bett.
    „Das da ist noch frei“, sagte Ännchen von Tharau.
    “O.k.“, ich legte meine Handtasche und die Bettwäsche auf das Bett
    .“ Die linke Seite kannst Du haben“, sagte sie dann und zeigte auf einen zerkratzten grauen Spind.
    Meine Verhaftung war so schnell gegangen, dass ich nichts bei mir hatte, was ich in den Schrank hätte einsortieren können.
    „Du bist aber elegant“, plapperte sie weiter und starrte auf mein Designer-Outfit.
    „Frisch von der Silvesterfeier verhaftet?“
    Ich nickte. Es stank und mein Blick wanderte zur Toilette. Ach du liebe Zeit. Hier also sollte ich quasi öffentlich meine Notdurft verrichten, und jederzeit konnte jemand hereinkommen und uns bei unseren intimen Verrichtungen besichtigen. Ich werde verrückt! Unter dem Fester stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Ich setzte mich und schloss völlig erschöpft die Augen. Mein Kopf dröhnte, meine Wahrnehmung war auf „Hall“ gestellt. Jedes Geräusch verursachte einen Knall in mir, mein Magen drehte sich; ich lief zur Toilette und musste mich übergeben. Ich wusch mein Gesicht und blickte in den Spiegel über dem Waschbecken. Unbeschreiblich, was ich dort sah. Mein sorgfältig aufgetragenes Make-up vom Vorabend befand sich jetzt im Handtuch, die Wimperntusche war in den Augenhöhlen verschmiert, die vom Friseur festgesteckten Löckchen hatten sich verselbständigt und standen wirr vom Kopf ab. Ich wankte zu meinem Bett und tastete nach der Bettwäsche.
    „Komm, ich helfe Dir,“ sagte Ännchen und ergriff das Laken.
    Ich streifte meine unbequemen Schuhe ab, die Füße schmerzten, stieg aus meinem Kleid und warf mich auf das harte Lager. Augenblicklich fiel ich in einen komaähnlichen Schlaf.
     
    Irgendwann wurde ich wach, weil jemand an mir rüttelte.
    „Aufwachen, aufwachen!“
    Ich öffnete die Augen und erblickte eine dralle Gefängniswärterin.
    „Ihr Anwalt wartet auf Sie. Ziehn´se sich an. Hier sind ´n paar Klamotten. Hat Ihr Anwalt für Sie mitgebracht“.
    Dann verschwand Sie und ich quälte mich hoch. Das Cocktailkleid lag auf dem Boden vor meinem Bett. Ich konnte es ja wohl nicht wieder anziehen. In den Sachen fand ich einen bequemen Jogginganzug und ein paar Ballerinas, eine Wohltat für meine gefolterten Füße.
     
    Die Zellentür ging auf und die Dralle erschien wieder.
    „Kommen´se, Krause,“ rief sie wichtigtuerisch. Ich erhob mich und versuchte würdevoll zu erscheinen.
    „Frau Krause, bitte“ belehrte ich sie.
    Sie betrachtete mich giftig:
    „Dich krieg ich auch noch klein, Frau Krause,“ zischte sie.
    „Glaub ich,“ erwiderte ich, „im Kleinkriegen haben Sie sicher Erfahrung.“
    Dann rief ich mich zur Ordnung: Rosemarie, wenn Du so weitermachst, hast Du in zwei Tagen das gesamte Gefängnispersonal gegen Dich. Ich nahm mir vor, künftig lieber die Klappe zu halten.
     
    Jochen hatte Wort gehalten und mir sofort einen guten Anwalt geschickt. Lange würde ich sowieso nicht im Gefängnis bleiben müssen. Dachte ich.
     
    Im Besprechungsraum traf ich auf Dr. Kluge, den ich nicht mochte. Er solle mich von Jochen grüßen.
    „Wann kommt Jochen?“ fragte ich.# „Er hat im Moment den Kopf voll. Man hat nämlich seine Frau ermordet, wie Sie ja selbst wissen. Die
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