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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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versprich mir das!“
     
    Ich erreichte meine Zelle wie unter Hypnose. Meine Be wegungen erfolgten mechanisch, mein Körper gehörte mir nicht mehr. Ich stand neben mir und sah mir zu. Jemand nahm meinen Arm und schüttelte ihn heftig. Erstaunt sah ich in Ännchens besorgtes Gesicht.
    „Rosi, Rosi,“ rief sie, „was ist denn passiert? Komm, setz Dich doch. Komm, erzähl mir doch von Mallorca.“
    Langsam kehrte ich in meinen Körper zurück und merkte, wie er zitterte.
     
    Kapitel IV
     
     
    Die drei feurigen Musiker von der Tanzkapelle in „La Sangria“ waren unserer Meinung nach zu schade für diese Kneipe, in der sie auftraten, und wir glaubten, dass sie recht bald entdeckt und berühmt werden müssten. Sie boten alles, was man zum Erfolg braucht: souveräne Beherrschung ihrer Instrumente, guten Rhythmus, schöne Stimmen und Sex Appeal. Das Lieblingslied der Gäste war:
    „Everyday is sunday in Mallorhorhorca“.
    Jeder sang begeistert mit. Schließlich kam, worauf alle schon die ganze Zeit gewartet hatten. Die Jungens sangen
    „Titdidulidulit Didulidulit quäck, quäck, quäck“, und dann folgte der Elvis-Presley-Heuler „It´s now and never. Come hold me tight.“
    Die Frauen wiegten ihr Köpfe mit geschlossenen Augen sangria-selig lächelnd hin und her. Und beim anschließenden Applaus war in manchen hingebungsvollen Blicken ein unübersehbares Angebot an die hübschen Boys enthalten.
     
    Kurti und ich konnten nur mühsam einen Lachanfall unterdrücken.
    „Ist das nicht umwerfend“? fragte er mich augenzwinkernd.
    „Ja,“ kicherte ich, „Guck mal, die da, die macht sich gleich vor Begeisterung was in die Hose“.
    Ich machte eine unauffällige Bewegung in Richtung auf unsere Tischnachbarin, die vor Wonne zu schmelzen schien.
     
    Nicht unwesentlich zur guten Stimmung trug die Karaffe mit Sangria bei, die unaufgefordert jedem gebracht wurde. Sie war reichlich bemessen und erforderte keine Nachbestellung. Man konnte sich völlig der Urlaubs stimmung, so wie sie sich der kleine Fritz immer vorgestellt hatte, überlassen. Eine Stimmung am Rande von Kitsch und Sentimentalität.
     
    Auf dem Nachhauseweg fassten wir uns um die Taille und schubsten uns gegenseitig von einer Straßenseite auf die andere. Dabei sangen wir
    „Titdidu-lidulitt quäck, quäck ,quäck.“
    „Guck mal“, sagte Kurti, „an der Imbissbude steht immer noch eine Schlange“.
    „Sagenhaft“, staunte ich. „Es ist weit nach Mitternacht. Komm, wir versuchen mal einen spanischen Hamburger. Müssen besonders gut sein.“
    Wir stellten uns an. Den ganzen Tag über warteten die Leute geduldig, um eine Frikadelle mit Brötchen zu ergattern. Wir waren neugierig geworden, aber wir wollten nicht eine halbe Stunde wegen eines Klopses herumstehen müssen. Jetzt waren nicht mehr so viele Hungrige da, und wir genehmigten uns einen Mitternachtsimbiss. Der kleine spanische Mann mit dunklen Locken und schelmischen schwarzen Augen wirkte ziemlich geschafft. In seinem Blick war eine Mischung aus Stolz, Unterwürfigkeit und Hektik. Er lief eifrig hin und her, wurschtelte hier, wurschtelte da und warf uns gespielt verzweifelte Blicke zu, weil der Bratvorgang so lange dauerte. Wir amüsierten uns. Der Arbeitsablauf war nicht von irgendwelchen REFA-Normen angekränkelt, aber nie wieder habe ich gesehen, wie jemand mit solcher Hingabe seine Buletten brutzelte. Inzwischen lief uns schon durch den Bratenduft das Wasser im Mund zusammen, und als wir unseren Hamburger endlich hatten, bissen wir mit der Gier von Verhungernden hinein.
     
    Wir setzten uns auf die Hotelterrasse, horchten auf das Meeresplätschern und genossen unsere Zusatzration.
    „Komisch,“ sagte Kurti, „vor einigen Jahren haben die Deutschen ihren Nachbarn noch die Köpfe eingeschlagen und sich in der ganzen Welt unbeliebt gemacht, und jetzt fahren wir für einen Hamburger nach Mallorca und werden freundlich behandelt.“
    „Na, ja“, meinte ich, „für Geld tut mancher manches“.
    „Man hätte Hitler und seine Truppe in so eine Sangria-Kneipe stecken und sie „titdidulidulitt quäck, quäck, quäck“ singen lassen sollen“, schlug Kurti vor.
    „Leider muss man davon ausgehen, dass die das als Marsch gesungen hätten“, antwortete ich, „und die Sangria hätten sie nicht angefasst. Weißt Du, ich habe mal einen einsamen alten Mann in ein italienisches Schlemmerlokal eingeladen. Er ließ den absolut köstlichen Salat stehen, mit der Begründung, den habe so ein
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