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Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)

Titel: Die Pyramide: Im Zeichen des Orion (German Edition)
Autoren: Ingrid Müller
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Einfall hatte, ein bisschen schwimmen zu gehen.
     
    Nach dem Mittagessen mussten wir uns von den Strapazen des bisherigen Tages erholen. Dann ging es auf zu einem Spaziergang in die nächste Bucht. Der Weg, oder besser ein Trampelpfad, führte über die Klippen und zeigte uns die grandiose Schönheit der Insel. Auf einigen Felsnasen gab es Landsitze, die die Sehnsucht nach Wohlstand und Reichtum in uns aufkommen ließen. Dort zu wohnen, wenigstens für ein paar Wochen im Jahr, musste der Gipfel des Glücks sein.
    „Ach,“ seufzte ich, „wo krieg ich nur ´nen reichen Mann her?“
     
    In der Bucht fielen wir in die nächste Strandbar ein, in der bereits ein Teil der Hotelgäste ein volles Glas vor sich stehen hatte. Diesmal war spanischer Billigsekt angesagt, ein Gesöff, dessen Konsum ich zu Hause nicht einmal erwogen hätte. Hier bestellten wir uns eine ganze Flasche, und auf dem Heimweg erstrahlte das Meer, die Felsen, die Landsitze im doppelten Glanz von Abendsonne und Champagnerperlen.
     
    Nach dem Abendessen im Hotel ging es ins Nachtleben. Es gab eine Reihe von Pinten in Pagueira, die die landesüblichen Getränke servierten. Die meisten waren leer. Es gab nur einen Ort, wo die Touristen abends sein wollten, und das war „La Sangria“. Hier einen Sitzplatz zu ergattern war ein großes Kunststück. Wer einen hatte, gab ihn nicht auf, und viele Gäste standen an der Tür, um sich auf den nächsten  frei werdenden Platz zu stürzen. Der Grund für diesen Andrang war nicht allein die leckere Sangria, sondern in erster Linie die Tanzkapelle „Los Tres de Mallorca“.
     
    *****
     
    Inzwischen war es in unserer Zelle dunkel geworden. Ich hatte erzählt, das Abendessen war gekommen, das Licht wurde ausgemacht und Nachtruhe angemahnt.
     
    „So etwas hätte ich auch gern mal erlebt,“ flüsterte Ännchen zu mir herüber. Ich bin eigentlich nie in Urlaub gewesen. Edi hat unser Geld immer versoffen.“
     
    Am nächsten Vormittag wurde ich beim Hofgang aufgerufen.
    „Sie sollen reinkommen, Ihr Anwalt ist da,“ sagte die Wärterin.
    ‚Dieser unsägliche Kluge’, dachte ich.
    Aber es war Mark, der etwas verlegen im Besucherraum stand.
    „Du?“, fragte ich überrascht, „hat Jochen nicht mit Dir gesprochen?“
    „Du hast mir eine Vollmacht gegeben. Noch bin ich Dein Anwalt. Ich bin also für Dich verantwortlich. Ohne dass Du mir den Fall offiziell entziehst, muss ich weiter für Dich tätig sein.“
    „Das ist mir aber sehr peinlich. Ich will Dich wirklich nicht verärgern. Jochen hatte gemeint, Ihr wäret Euch einig, dass Kluge einen Totschlag für mich aushandelt.“
    Ich war völlig ratlos.
     
    „Komm, setz Dich mal. Das mit der Kungelei solltest Du nicht so laut sagen. Ich hätte Kluge nicht für so unvorsichtig gehalten, dass er völlig ungeniert über seine Rotary-Kontakte spricht. Es könnte ihn die Lizenz kosten. An der Sache ist was faul. Man will Dich zumindest für einige Jahre hinter Gitter sehen.“
    „Aber warum denn,“ rief ich völlig außer mir. „Jochen liebt mich. Er wird die ünf Jahre auf mich warten.“
    Ich brach in Tränen aus. Leise und eindringlich redete Mark auf mich ein:
    „Ich muss Dir sehr weh tun. Du weißt, Jochen ist mein Freund. Aber ich liebe Dich auch, und ich sehe, dass er Dich die ganze Zeit hintergeht. Er hat eine andere Freundin, ein junges Mädchen aus begüterter Familie. Ihr Geld würde ihm sehr gelegen kommen, um seine Schulden abzubauen. Ich sehe, dass der Tod seiner Frau allein für ihn Vorteile hat.“
    Er machte eine Pause, und ich sah ihn entgeistert an.
    „Mark,“ sagte ich langsam, „Du bist eifersüchtig, und Du verleumdest einen guten Freund.“ „Ich bin eifersüchtig, rasend eifersüchtig. Aber ich verleumde keinen guten Freund.“
    Ich schüttelte resigniert den Kopf. Was sollte ich nur denken, wem glauben? Ein quälendes Misstrauen zerrte an mir, und ich hatte das Gefühl als ob jeden Moment riesige Felsbrocken auf mich herabstürzen müssten.
    „Glaub mir doch“!
    Er sah mich eindringlich, beinahe beschwörend an.
    „Sie werden Dich noch einmal verhören. Dabei sollst Du gestehen. Wenn Du gestehst, hast Du bei einem späteren Widerruf schlechte Karten. Und widerrufen wirst Du, wenn Du merkst, dass aus dem versprochenen Deal nichts wird.“
    „Ich muss meine Gedanken erst einmal sortieren“, stammelte ich hilflos.
    „Tu das“, Mark drückte meine beiden Hände so fest, dass sie schmerzten. „Sage nichts ohne meine Anwesenheit,
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