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Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Titel: Die Prophezeiung der Schwestern - 1
Autoren: Michelle Zink
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sich, und ich muss lächeln, trotz allem - obwohl seine Finger beinahe das Zeichen auf meinem Handgelenk berühren. »Warte! Was ist denn?«
    Er lässt meine Hand los, als er das Regal neben dem
Fenster erreicht, und greift hinter einen Stapel Bücher, die darauf warten, katalogisiert zu werden. »Ich habe etwas sehr Interessantes entdeckt. Ein Buch, von dem ich nicht wusste, dass dein Vater es erstanden hat.«
    »Was …«, mein Blick fällt auf einen schwarzen Einband, den er hervorzieht, »… für ein Buch?«
    »Dieses hier.« Er hält es mir entgegen. »Ich fand es vor ein paar Tagen, nachdem …« Unsicher, wie er den Tod meines Vaters in Worte fassen soll, lächelt er nur traurig und fährt fort. »Nun ja, jedenfalls habe ich es hinter die anderen gelegt, um es dir zeigen zu können, ehe es katalogisiert wird. Es befand sich in einem Geheimfach hinter einem Paneel auf der Rückseite eines der Regale. Vater suchte gerade wie üblich seine Brille und bemerkte es nicht. Dein Vater … Nun, es ist offensichtlich, dass dein Vater nicht wollte, dass irgendjemand von dem Buch erfährt, obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, warum. Ich dachte, du würdest es dir vielleicht gerne anschauen.«
    Ich werfe einen Blick auf das Buch, und Erkennen durchzuckt mich, obwohl ich mir sicher bin, dass ich es noch nie zuvor gesehen habe.
    »Darf ich?« Ich strecke die Hand danach aus.
    »Natürlich. Es gehört dir ja, Lia. Oder … Nun, es gehörte deinem Vater, deswegen nehme ich an, dass es jetzt dir gehört. Und natürlich Alice und Henry.«
    Aber das ist zweitrangig. Ich bin diejenige, der er das Buch gibt.

    Das Leder in meinen Händen ist kühl und trocken. Der Einband weist ein Muster auf, das ich nur durch die Erhebungen und Einkerbungen unter meinen Fingerspitzen fühlen kann. Eins ist sicher: Es ist sehr alt.
    Ich finde meine Stimme wieder, aber das Buch hält mich so sehr in seinem Bann, dass ich James nicht anschaue. »Was ist das?«
    »Das ist es ja. Ich bin nicht sicher. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    Der Einband seufzt und knarrt, als ich das Buch öffne. Winzige Lederpartikel besprenkeln die Luft unterhalb des Buches wie Staubflocken im Sonnenlicht. Merkwürdigerweise enthält das Buch nur eine einzige Seite, beschrieben in einer Sprache, die ich vage als Latein erkenne. Plötzlich bedauere ich, dass ich dem Sprachunterricht in Wycliffe nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe.
    »Was steht drin?«
    Er beugt sich vor und streift meine Schulter, während er die Seite betrachtet. »Da steht ›Librum Maleficii et Disordinae‹.« Er schaut mir in die Augen. »Das bedeutet in etwa: ›Das Buch des Chaos‹.«
    »Das Buch des Chaos?« Ich schüttele den Kopf. »Vater hat es nie erwähnt, und ich kenne seine Sammlung genauso gut, wie er sie kannte.«
    »Ich weiß. Und ich glaube auch nicht, dass er meinem Vater von diesem Buch erzählt hat. Mir jedenfalls ganz sicher nicht.«
    »Was für eine Art Buch ist das?«

    »Nun, ich erinnerte mich, dass du mit Latein auf Kriegsfuß stehst, also nahm ich es mit nach Hause und habe eine Übersetzung angefertigt. Ich wusste, dass du neugierig sein würdest.« Bei diesen Worten blitzen seine Augen auf und ich verstehe seine Bemerkung als freundschaftlichen Seitenhieb auf meinen nie enden wollenden Wissensdurst.
    Ich verdrehe die Augen und lächele gleichzeitig, um ihm zu zeigen, dass ich seine Worte nicht ernst nehme. »Schon gut. Also, was steht drin?«
    Er schaut noch einmal auf das Buch und räuspert sich, ehe er weiterspricht. »Es fängt an mit ›In Krieg und Eintracht erduldete die Menschheit ihr Schicksal, bis die Wächter kamen, die Frauen der Menschen zu Gemahlinnen und Geliebten nahmen und sich so Seinen Zorn zuzogen.‹«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist das ein Märchen?«
    Er zögert. »Ich glaube schon, aber keins, das ich kenne.« Ich blättere die einzige Seite des Buchs um. Ich weiß auch nicht, wonach ich suche, wo doch ganz offensichtlich nichts weiter da ist.
    »Folgendermaßen geht es weiter«, fährt er fort, noch bevor ich Fragen stellen kann. »›Zwei Schwestern, erschaffen in demselben wirbelnden Ozean, die eine der Wächter, die andere das Tor. Die eine Hüterin des Friedens, die andere Hexenkraft für Hingabe eintauschend.«
    »Zwei Schwestern, erschaffen in demselben wirbelnden Ozean … Das begreife ich nicht.«
    »Ich glaube, es ist eine Metapher für das Fruchtwasser.
Meiner Meinung nach ist hier die Rede von Zwillingen. Wie
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