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VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

Titel: VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)
Autoren: Kathy Reichs
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PROLOG
    97 Tage zuvor
    Eine leichte Brise strich über die Dünen von Turtle Beach und bewegte die Luft.
    Der Wind trieb den knochenweißen Sand vor sich her und pfiff dann durch den dunklen Wald dahinter.
    Schwarz und mondlos spannte sich der Himmel über der Insel. Auch lange nach Sonnenuntergang fühlte sich die Luft an wie ein nasses, warmes Handtuch.
    Loggerhead Island erwartete die nächste ruhige Nacht.
    Aber etwas war nicht so wie sonst.
    Gleich hinter der Baumlinie unterhalb des aufragenden Felsens von Tern Point drängte sich ein Trupp Affen hoch in den Ästen einer Kiefer.
    Still.
    Sie beobachteten den Waldboden.
    Unten auf einer kleinen Wiese hob jemand an den Wurzeln eines riesigen Baums einen Spaten, stieß ihn wieder in den Boden und hob ihn erneut. Frische Erde landete auf einem bereits kniehohen Haufen.
    Der Grabende trug trotz der brütenden Hitze einen dicken braunen Mantel. Das wallende Kleidungsstück hüllte die Person vollständig ein und hing bis auf die Spitzen der abgetragenen schwarzen Stiefel.
    Schweiß glänzte auf der gerunzelten Stirn.
    Die Gestalt hielt inne, lächelte nach oben dem Affenpublikum zu und war froh, die Freude mit jemandem teilen zu können.
    Nach Jahren des Wartens und Monaten minutiöser Planung.
    Endlich war es so weit.
    Bald würde das Spiel beginnen.
    Der Grabende setzte geduldig seine Arbeit fort und hob die fruchtbare schwarze Erde aus. Die Grube war bereits einen knappen Meter tief und es fehlte nur noch ein Stück.
    So gut wie fertig.
    Der Grabende legte eine Pause ein. Reckte sich. Holte Luft und sog die schwere Mischung aus lehmigem Boden, nassem Gras und Geißblatt ein.
    Ein Kichern entfloh ihm– schrill wie eine Vogelstimme, hing es Augenblicke lang in der Stille, ehe es mit atonalem Quieken erstarb.
    Oben rutschten die Primaten nervös hin und her, denn sie witterten die Gefahr. Zwei junge Männchen kletterten höher in den Schutz der Baumkrone. Die Gruppe blieb jedoch sitzen. Wie gebannt. Und schaute zu.
    Der Grabende ließ den Spaten fallen, griff in eine Leinentasche und zog ein kleines Bündel heraus. Küsste es einmal. Legte es ehrerbietig im Loch ab.
    Das Spiel hatte begonnen.
    » Kommt und findet mich«, flüsterte der Grabende, und dabei schlug sein Herz laut genug, um die Frösche zum Schweigen zu bringen.
    Mit tonlosem Summen auf den Lippen füllte der Gräber das Loch und bedeckte die Oberfläche mit trockenem Laub. Er trat zurück. Suchte mit zitterndem Finger einen Knopf an der Armbanduhr. Drückte ihn.
    Dong.
    Erneut ertönte das kindliche Lachen.
    Erledigt. Der Schlüssel ist vergraben.
    » Zeit zum Spielen.«
    Der Grabende hob Tasche und Spaten auf und verschwand in der Dunkelheit.

TEIL 1
    Cache

KAPITEL 1
    Die Spule schnarrte und mir wurde fast die Rute aus der Hand gerissen.
    » Brrr!« Ich krallte die Finger um den Griff. » Ich habe einen dran!«
    » Ruhig bleiben!« Bens dunkelbraune Augen strahlten Bedächtigkeit aus. » Wenn du nicht aufpasst, reißt die Leine.«
    Tern Point. Loggerhead Island. Ben Blue und ich hockten auf einem breiten Steinsims sieben Meter über dem Atlantischen Ozean. Wir waren schon eine Stunde hier und bislang hatte keiner angebissen.
    Bis jetzt.
    » Wassollichtun?« Ich angelte zum ersten Mal mit Spinnerblatt und hatte keine Ahnung, wie ich vorzugehen hatte. Erst einmal wischte ich mir die verschwitzte Hand am grauen Poloshirt ab.
    » Beide Hände an die Rute!« Am liebsten hätte Ben übernommen, das spürte ich genau, aber er riss sich zusammen. » Gib dem Fisch ein bisschen Leine, dann ziehst du ihn langsam ran und gibst ihm wieder Leine. Aber pass gut auf. Diese Angel ist nicht fürs Sportangeln gebaut.«
    Mit seinen Anweisungen im Ohr, versuchte ich, meinen Fang müde zu machen. Schließlich schlängelte sich unter uns ein silberner Streifen durch die Brandung.
    Ben pfiff und strich sich das schulterlange schwarze Haar hinter das Ohr. » Das ist ein großer Bursche. Netter Fang.«
    » Danke. Soll ich ihn rausholen?« Meine Arme brannten von dem langen Tauziehen. » Dieses Ungetüm gibt nicht so leicht auf.«
    Ben übernahm und seine Muskeln spannten sich unter seinem schwarzen T-Shirt und den abgeschnittenen Khakis. Von allen Virals war er mit Abstand der Kräftigste. Und mit Abstand der Naturverbundenste. Ben verbrachte fast seine gesamte Freizeit draußen und seine tief gebräunte kupferfarbene Haut war der beste Beweis dafür.
    Die Familie Blue behauptet, von den Sewee-Indianern abzustammen, einer
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