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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie
Autoren: Jens Weidner
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wortkarg ist, wird so zum Beispiel ein arroganter Snob, der sich für etwas Besseres hält und darum nicht mit jedem spricht. Diese Strategie kommt dem Mobbing beziehungsweise dem Bossing sehr nah.
    |204| Sobald verleumderische oder irritierende Zuschreibungen im Unternehmen über Sie kursieren, gilt es, mithilfe des eigenen Netzwerkes sofort hart gegenzusteuern. Ohne die Unterstützung Dritter sehen Sie sonst womöglich dem Ende Ihrer Karriere entgegen. Überlassen Sie dem Angreifer nicht die Definitionsgewalt (so der Fachbegriff)!
    Frau Sonnefeld steht kurz davor, Partnerin zu werden in dem international aufgestellten, äußerst renommierten Architekturbüro, für das sie schon seit Jahren arbeitet. Branchenweit gilt das als eine beneidenswerte Position – viel höher kann man kaum klettern.
    Wer Frau Sonnefeld kennt, gönnt es ihr von Herzen: Sie ist eine kultivierte Frau, 43 Jahre alt, von hoher fachlicher Kompetenz, elegant und ein überzeugter, aber unaufdringlicher Workaholic. Bei aller Leistungsbereitschaft strömt sie eine Leichtigkeit aus, als erledigte sie ihr äußerst hohes Arbeitspensum ohne jede Mühe. Man ist gern in ihrer Nähe, denn durch ihr freundlich-bestimmtes, dabei höflich-zurückhaltendes Auftreten entschärft sie jede aggressiv aufgeheizte Stimmung, denn in ihrer Nähe möchte man sich einfach gut benehmen.
    Doch kurz vor ihrem entscheidenden Karriereschritt kommen ihr Gerüchte zu Ohren, die über sie im Unternehmen kreisen: Es heißt, sie wolle Spätgebärende werden.
    Frau Sonnefeld hat in der Tat keine Kinder – und sie hat auch nicht die Absicht, noch welche zu bekommen. Diese Gerücht, das jeder Grundlage entbehrt, könnte sie die Partnerschaft kosten – denn schließlich zählen dafür ihre Leistungsbereitschaft und ihr unbedingtes Engagement für ihre Projekte. Schenkte die Geschäftsleitung dem Gerücht Glauben, könnten Zweifel an den künftigen Prioritäten von Frau Sonnefeld entstehen.
    Es gilt also, sich den Verleumdungen mit aller Macht entgegenzustellen. Obwohl es nicht ihr Niveau ist, kontert Frau Sonnefeld mit einer
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Lüge: Sie lanciert im Gegenzug, dass sie tief, tief getroffen ist von dem Gerücht, sie wolle Mutter werden, denn – und an dieser Stelle senken sich die tuschelnden Stimmen verschwörerisch – seit ihrem 32. Lebensjahr könne sie keine Kinder mehr bekommen.
    Die Strategie geht auf – dank beherzter Gegenwehr und genügend Verbündeten, die helfen, ihre Geschichte an den richtigen Stellen zu streuen, kann Frau Sonnefeld dem Gerücht den Boden entziehen. Ihrer Partnerschaft steht nichts mehr im Wege.
     
    Auch wenn dieses Kapitel ein düsteres Bild entwirft: Keine Sorge, im Großen und Ganzen ist die Berufswelt nicht so schlecht, wie ich sie hier geschildert habe. In den meisten Fällen geht es gesittet, fair und gerecht zu. Das ist allerdings kein Grund, naiv darauf zu vertrauen, dass es auch so bleiben wird.
    Ihre Kenntnis der Neutralisierungstechniken hilft Ihnen zu erkennen, wann es ernst wird. Wenden Ihre Vorgesetzten, Mitkonkurrenten oder Gegenspieler eine oder mehrere dieser Strategien an, ist das ein Zeichen, dass es moralisch bedenklich wird und Sie sich wappnen sollten – getreu dem Motto: erkennen, durchschauen, abwehren.

|206| Für einen gewürzten Berufsalltag
    Sie sehen: Die Peperoni-Strategie bringt Würze in Ihr Leben. Ihr beruflicher Alltag wird kein geschmackloser Einheitsbrei bleiben, sondern Feuer fangen. Es wird aber auch deutlich geworden sein: Auf die richtige Dosierung kommt es an. Es ist wie beim Kochen: Zu scharf dosiert, verdirbt die Peperoni jedes Menü. Ohne Würze fehlt dem Essen wiederum das gewisse Etwas. Das richtige Maß macht den Unterschied zwischen Gaumenfreude und kulinarischer Enttäuschung. Entsprechend möchte dieses Buch Sie auf den Geschmack bringen, ein Strategie- und Durchsetzungs-Gourmet zu werden.
    Dazu bedarf es der berühmten 80 Prozent Fairness und Sozialverträglichkeit im Umgang mit unseren Mitmenschen. Dies ist den meisten von uns in die Wiege gelegt oder durch Erziehung nahe gebracht worden. Diese 80 Prozent sollten Sie um 20 Prozent »Peperoni-Power«, also um den Biss ergänzen, den es braucht, um auch energisch Ihre Ziele anzupeilen. Aber Achtung: Bei aller Durchsetzungsstrategie und Machtspielkompetenz bleibt das Gemeinwohl handlungsleitend. Die Verhältnismäßigkeit im Wettbewerb muss stimmen. Das heißt, es geht bei der Peperoni-Strategie nicht um die Befriedigung ausschließlich
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