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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie
Autoren: Jens Weidner
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liebe Gott sofort, die größeren etwas später.«
    Man trifft sich immer zweimal im Leben.
    Kleine Lästereien oder große Gemeinheiten – sie können sich als Bumerang erweisen. Gehen Sie also nicht skrupellos vor. Dosieren Sie Ihren Biss mit Bedacht – dann erhält Ihr Arbeitsalltag die richtige Schärfe, ohne Ihnen auf den Magen zu schlagen.

|191| Neutralisierungstechniken: Gut zu wissen – aber bitte nicht anwenden!
    Mit einer hohen Führungsposition geht eine hohe Verantwortung einher. Und je höher man klettert, umso häufiger müssen Entscheidungen getroffen werden, die vor allem das Wohl der Firma und weniger das der einzelnen Mitarbeiter berücksichtigen. Besonders in wirtschaftlich schweren Zeiten, bei Fusionen oder Firmenumstrukturierungen kann es zu einer Vielzahl von Konflikten dieser Art kommen.
    Die meisten Führungskräfte fällen harte Entscheidungen wie zum Beispiel Entlassungen mit schwerem Herzen. Manche kennen ihre Mitarbeiter gut und wissen, welches Leid ein Arbeitsplatzverlust für sie bedeutet. Doch mitunter führt kein Weg daran vorbei, um die Firma als Ganze zu retten.
    Aber nicht nur die Verantwortung wird mit jedem Karriereschritt größer, auch der Wettbewerb mit Kollegen verschärft sich. Die Luft wird kühler und rauer. Oftmals hilft nur ein strategisches Handeln, um sich in dieser Atmosphäre zu behaupten.
    Nicht jede Entscheidung und nicht jeder taktische Schachzug hält strengen moralischen Wertmaßstäben stand. In einer Umfrage zum Thema Moral – durchgeführt von der internationalen Personalberatung LAB in Kooperation mit der
Wirtschaftswoche
, dem sogenannten »Managerpanel« – gaben knapp drei Viertel der befragen Manager an, dass sich ihre Wertmaßstäbe im Laufe |192| des Berufslebens verschoben haben – und zwar zugunsten einer großzügigeren Interpretation des ethisch Erlaubten. Über 50 Prozent der Befragten quält mehrmals jährlich das schlechte Gewissen, weil ihr Handeln früheren Wertmaßstäben widerspricht.
    Aber dennoch müssen diese Führungskräfte Entscheidungen fällen, sich strategisch verhalten – und am nächsten Morgen noch in den Spiegel schauen können. Würde sie ihr eigenes Gewissen zerfleischen, wären sie handlungsunfähig. Sie müssen also mit dem Dilemma des beruflich notwendigen, aber moralisch fragwürdigen Handelns zurechtkommen.
    Hilfreich sind dabei sogenannte Neutralisierungstechniken. Das sind bemerkenswert gut funktionierende psychische Strategien, die es einem ermöglichen, Scham und Schuldgefühle abzustreifen und auch harte Kritik an sich abperlen zu lassen. Denn mithilfe von Neutralisierungstechniken lassen sich Entschuldigungen für moralisch zweifelhaftes Handeln entwickeln. Im Kapitel
Aggressionen – überlebenswichtig oder Teufelszeug?
wurden sie schon einmal kurz erwähnt, hier nun möchte ich sie Ihnen näher vorstellen.
    Untersucht und beschrieben wurden diese psychischen Techniken vor allem in der Kriminalsoziologie, da besonders Straftäter sie anwenden, um ihr Handeln zu rechtfertigen und sich vor Schuldgefühlen zu schützen. Dass dies tatsächlich funktioniert, erklären die Kriminalsoziologen Gresham M. Sykes und David Matza – sie haben die Theorie der Neutralisierung entwickelt – aus der Tatsache, dass soziale Regeln oder Normen eher den Charakter von Richtlinien und nicht von kategorischen Imperativen innehaben: Sie sind dehn- und interpretierbar. Wer vor sich selbst darlegen kann, dass die Absicht hinter dem Handeln moralisch unbedenklich war, dem gelingt es durchaus, das eigene Verhalten mit den gesellschaftlichen Normen in Einklang zu bringen. Wir alle kennen das: Der Zweck heiligt die Mittel.
     
    |193| Der Gewaltforscher Friedhelm Neidhardt nennt eine solche Verklärung der eigenen Motive eine »terminologische Konfliktlösung« – ein offensichtlicher Selbstbetrug, aber psychisch durchaus entlastend.
     
    In meiner Zeit in den USA begegnete ich einem sehr beeindruckenden Beispiel für eine derartige Umdefinition.
    Esteban Moralis ist ein gutaussehender, äußerst charmanter Mann, der schon immer viel Erfolg bei den Frauen hatte. Doch eines Tages traf er die eine, die es ihm nicht leicht machte – und die er umso mehr begehrte. Die Frau seines Herzens verlangte, dass er für sie sorgte, sie umgarnte und verwöhnte – zum Beispiel mit kostspieligen Präsenten.
    Da Esteban nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte, ging er – wie Sie oder ich das machen würden – zur Bank. Aber anders
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