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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie
Autoren: Jens Weidner
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schwarze Liste gehört). Nutzen Sie ihn im Rahmen Ihrer Abwehrrhetorik, |183| um sich Zeit zu verschaffen, indem Sie nach außen eifrig die Kritikpunkte Dr. Salzmanns festhalten, in Wirklichkeit aber notieren: »Salzmann ist und bleibt ein Trottel«. Und vor allem: Machen Sie Ihren Timer zum Instrument Ihrer Schwachstellenanalyse. Der Timer ist der ideale Ort, um festzuhalten, wie die Frau des Chefs heißt, welche Cognac-Sorte er bevorzugt – und auch wo seine empfindlichen Punkte liegen: Wie reagiert er auf den strengen »Mutterblick«? Er lässt sich durch Charme einwickeln? Auf welche Reizworte springt er an? Das gleiche Verzeichnis lässt sich natürlich wunderbar für Kunden und Kollegen anlegen. Diese fühlen sich wunderbar verstanden, wenn Sie Kinder oder Enkelkinder namentlich grüßen lassen oder die richtigen Zigarren schenken. Außerdem vermeiden Sie auf diese Weise peinliche Fettnäpfchen.
    Natürlich wählt man im Kreise der Erfolgreichen nicht das hässliche Wort »Schwachstellenanalyse«, sondern spricht von Einfühlungsvermögen, von dem empathischen Manager, der souveränen Managerin mit Herz.

Achtung Falle – wovon Sie unbedingt die Finger lassen sollten
    Eine wichtige Eigenschaft erfolgreicher Menschen ist ihr seismografisches Gespür für drohenden Ärger. Entfernte Beben sollten Sie frühzeitig wahrnehmen, bevor sie Sie überrollen. Diese Beben beginnen meist mit nur einem leisen Grollen, denn heute gilt: Menschen stürzen nur selten wegen großer oder grober Fehlleistungen. Viel eher sorgen kleine Alltäglichkeiten, die sogenannten »Selbstverständlichkeiten der Macht« für Komplettabstürze. Zu diesen »Selbstverständlichkeiten« zählen Service-Angebote, |184| mit denen sich Menschen kurioserweise gerne verwöhnen lassen, weil sie in ihnen Symbole ihres Einflusses und ihrer Möglichkeiten sehen. Kriminologisch spricht man hier von »Vorteilsnahme«. Dazu zählen:
die Annahme kleinerer Geschenke, wie ein exklusives Pfeifenset oder feinen Champagner der Marke »Madame Duval«,
das private Telefonieren über das Diensttelefon mit der Schwester in den USA, obwohl die privat gesparte Telefongebühr lächerlich gering ist,
das »Mitgehen-Lassen« von Materialien des Bürobedarfs, wie Kugelschreiber, Blankopapier, Druckerpatronen oder Briefumschläge,
die Hotelrechnung, die durch einen befreundeten Unternehmer übernommen wird und die selbst im edlen Berliner Adlon oder dem gediegenen Hamburger Süllberg pro Nacht selten vierstellig ist oder
die Miteinladung der Ehefrau oder des Ehemanns in ein nobles Seminarhotel, inklusive eines Business-Freiflugtickets.
    Gemessen am Einkommen der Erfolgreichen und Durchsetzungsstarken geht es bei diesen Offerten um materielle Peanuts, denn all das ließe sich auch bequem und korrekt privat finanzieren. Gerade deswegen kann diese Mitnahme-Mentalität Sie den Kopf kosten, da sie auf unkorrekte Verquickungen hindeutet. Daher sollten Sie, wenn Sie Ihren Erfolg dauerhaft halten wollen, strikt zwischen Beruflichem und Privatem trennen – um nicht über derartige, zunächst harmlos auftretende (Fehl-) Leistungen zu stolpern! Verfallen Sie nicht den schönen Verlockungen. Aktivieren Sie Kräfte, um der Verführung zu widerstehen. Es lohnt sich!

|185| Machen Sie sich nicht angreifbar
    Es sind aber nicht nur die freundlichen Angebote Dritter, die Ihnen und Ihrer Karriere zum Verhängnis werden können. Als ebenso fatal erweisen sich mitunter kleine Alltäglichkeiten und Banalitäten – wenn ihnen aus einem anderen Blickwinkel etwas Anrüchiges anhaften könnte. Und in Zeiten, in denen Führungsstellen und Marktpositionen hart umkämpft sind, sind Neider und Konkurrenten nur zu gern bereit, auch Harmlosigkeiten böswillig auszulegen.
    Prüfen Sie darum sofort und sorgfältig, welche kleinen, potenziell zwielichtigen Angewohnheiten Sie haben. Ziehen Sie sich nicht auf die Position zurück: »Das machen doch alle in der Firma.« Das macht Ihr Handeln nicht weniger angreifbar. Fragen Sie sich: Was könnte jemand – mit dem Wissen, das Sie selbst über sich haben – ans Licht der Öffentlichkeit zerren und nutzen, um Sie zu diskreditieren? Und seien Sie sicher – Sie werden etwas finden: etwas Harmloses, eine Selbstverständlichkeit, etwas, das Sie tun, um sich für Ihre Leistungen mit einem Bonus zu belohnen, oder auch etwas, das alle tun. Sie werden überrascht sein.
     
    Als der Frankfurter Banker Harkenrat kurz davor stand, Mitglied des Vorstandes zu werden, bat
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