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Die Peperoni-Strategie

Die Peperoni-Strategie

Titel: Die Peperoni-Strategie
Autoren: Jens Weidner
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sie los.
    Das klappt nicht immer, denn manche Frauen schlagen klug zurück. Das erfuhr auch die Security-Abteilung eines großen britischen Handelshauses in der Londoner City. Diese musste 1,4 Millionen Pfund Schadensersatz an Mrs. B. zahlen. Grundlage war eine Geschmacklosigkeit, die ihr Chef auch noch schriftlich auf einem Notizzettel hinterließ: »Sie (B.) hat schon Krebs hinter sich, nervt uns ständig und bekommt jetzt auch noch ein Baby.«
    |178| Für den gejagten Mann bleibt Chauvinismus eine antiquierte, aber effektive Strategie, um weibliche Emporkömmlinge abzuschrecken und auf Distanz zu halten!
    Machtorientierte Frauen schalten auch in harmloseren Fällen die Gender- oder Frauenbeauftragte ein, mit der sie eh per Frauennetzwerk verbunden sind. Sie delegieren damit zum Beispiel ihren Ärger über sexistisch Primitives an das Gleichstellungsressort. Die betroffenen Männer müssen dann dort Rede und Antwort stehen. Peinlich und nicht karrierefördernd. Zur Höchststrafe wird es für Männer, wenn die machtorientierten Damen die sexistischen Ausfälle den Ehefrauen zugänglich machen, die in der Regel ihre Männer als kultivierte Vertreter ihrer Spezies sehen – beziehungsweise bis dahin sahen.
     
    Ein Beispiel für einen derartigen Stigmatisierungsprozess bietet die neue, 33-jährige Ressortleiterin eines internationalen Wirtschaftsmagazins: Von 1 000 männlichen Furien fühle sie sich gejagt! Auf die Frage nach ihrer wichtigsten Kompetenz in der beruflichen Anfangszeit in diesem Durchstarterjob antwortet sie: »Dumme Antworten auf Dicke-Busen-Witze!« (Eigentlich drückte sie es verbal noch drastischer, allerdings nicht druckfähig aus.) Das ist ja auch ein starkes Stück aus Männersicht: Ressortleiterin in der Männerdomäne Wirtschaftsmagazin! Wäre die Dame bei
Cosmopolitan, Schöner Wohnen
oder
Living at Home
auf dem Karrieresprung, hätten die männlichen Topjournalisten das eher verkraftet. Aber beim Wirtschaftsmagazin! Vor allem die älteren, graumelierten Herren taten sich schwer, da sie sich noch an die fünfziger Jahre in Deutschland erinnerten, in denen es verheirateten Frauen nicht gestattet war, ohne Zustimmung des Ehemannes ein Bankkonto zu eröffnen!
    |179|
Also griffen sie an – niveaulos und sexistisch. Aber in unserem Fall bissen die Busen-Witzler bei ihrer neuen Ressortleiterin auf Granit. Die lud nämlich deren Ehefrauen zur Weihnachtsfeier ein und kündigte den Männern an, ihren »Humor« »da mal zum Besten zu geben«. Die Männer erschraken. Wer will zu Hause schon als jemand dastehen, der andere Frauen anmacht? Einige der Ehefrauen kamen übrigens tatsächlich zur Weihnachtsfeier – und die Leiterin sagte nichts. Musste sie auch nicht. Die Ankündigung hatte als Abschreckung ausgereicht. Was blieb, war Dankbarkeit für das Schweigen der neuen Chefin und eine zukünftig größere Höflichkeit ihr gegenüber.
     
    Auch in diesem Fall zeigt sich: Ablehnung wandelt sich schnell in professionellen Respekt, wenn man an jemandem nicht vorbeikommt, weil der Standfestigkeit beweist. Machtorientierte Frauen wissen und genießen das. Vor allem lassen sie sich nicht von hässlichen Kommentaren in ihrem beruflichen Umfeld schockieren oder frustrieren. Sie schmeißen auch nicht das Handtuch. Ganz im Gegenteil: Sie interpretieren die fiesen Kommentare als letzte männliche Zuckungen, als Zeichen, auf dem richtigen Weg zu sein, denn man(n) betrachtet sie als ernst zu nehmende Mitbewerberin.
    Seien Sie in der Frauen-Aggressivitätsfalle nicht freundlich zu Ihren Gegenspielern. Betrachten Sie diese als Feinde. Blicken Sie finster drein, seien Sie streng und signalisieren Sie, dass Sie diese Herabwürdigung nicht ungestraft lassen – die anderen werden schon sehen.
    |180| Die Arbeitsgruppe als Bermuda-Dreieck
    Bleiben ungeliebte Ideen und noch ungeliebtere Mitarbeiter so hartnäckig, dass man sie trotz diverser Abwehrstrategien nicht loswerden kann, bleibt immer noch die Möglichkeit, diese Ideen samt Verteidigern im Bermuda-Dreieck einer Arbeitsgruppe zu versenken. Viele Arbeitsgruppen erfüllen genau diese Funktion. Ihre Aufgabe ist es nicht, zu besten Ergebnissen für die Firma zu kommen. Sie sind dazu da, störende Mitarbeiter zu beschäftigen, sozusagen als betriebsinterne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme mit vorprogrammiertem Scheitern. Das ist garantiert, wenn Sie Einfluss auf die Zusammenstellung der Arbeitsgruppe nehmen können: Bestücken Sie das Team möglichst mit Mitarbeitern, die
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