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Duell der Liebe

Duell der Liebe

Titel: Duell der Liebe
Autoren: Jude Deveraux
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    Rocky Mountains
    Sommer 1859
    Colonel Harrison las den Brief zum zweitenmal, lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück und lächelte. Die Antwort auf sein Gebet, dachte er. Eine andere Auslegung ließ dieser Brief nicht zu.
    Doch um jeden Irrtum auszuschließen, las er den Brief noch einmal. General Yovington hatte in Washington D. C. Order gegeben, daß Lieutenant L. K. Surrey von der J — Kompanie der Zweiten Dragoner zu einem Sonderauftrag abzukommandieren sei. Doch da Lieutenant Surrey vor knapp einer Woche gefallen war, würde Colonel Harrison einen anderen Offizier mit dieser Mission betrauen müssen.
    Colonel Harrisons Lächeln wurde breiter. Er wollte Captain C. H. Montgomery zum Ersatzmann für Lieutenant Surrey bestimmen. Der Sonderauftrag, den jetzt Captain Montgomery durchführen sollte, bestand darin, eine ausländische Operndiva zu den Goldfeldern im Territorium von Colorado zu begleiten. Der Captain sollte der Lady und dem kleinen Trupp von Musikanten und Dienern als Eskorte dienen, bis die Diva keinen Schutz mehr brauchte. Montgomery hatte sie gegen alle Gefahren abzuschirmen, die ihr unterwegs begegnen konnten, und sollte ihr die Reise so angenehm wie möglich gestalten.
    Colonel Harrison legte den Brief so behutsam auf den Tisch zurück, als wäre er ein kostbares Relikt, und rieb sich vergnügt die Hände. Laufbursche für eine Lady, dachte er bei sich. Der anmaßende, arrogante Captain Montgomery wurde abkommandiert, um einer Operndiva zu Diensten zu sein. Doch was noch wichtiger war: Captain Montgomery mußte Fort Breck verlassen.
    Colonel Harrison nahm ein paar tiefe, befreiende Atemzüge und dachte daran, daß er in Zukunft sein Fort allein regieren konnte und sich nicht mehr mit diesem perfekten und neunmalklugen Captain Montgomery auseinandersetzen mußte. Die Männer würden vom heutigen Tag an seinen, Harrisons, Befehlen Folge leisten, ohne zuerst einen Blick auf ihren Captain zu werfen, um herauszufinden, was er von den Befehlen hielt.
    Colonel Harrison erinnerte sich, wie er vor einem Jahr das Kommando in Fort Breck übernommen hatte. Sein Vorgänger, Colonel Collins, war ein fauler alter Narr und Trunkenbold gewesen, dessen einzige Sorge darin bestanden hatte, seine kostbare Haut so lange zu schützen, bis er das Pensionsalter erreicht hatte und nach Virginia zurückkehren konnte, wo die Leute in zivilisierten Verhältnissen lebten und vor Indianern sicher waren. Collins hatte während seiner Dienstzeit nur allzugern die Verantwortung für das Fort seinem Stellvertreter, Captain Montgomery, überlassen. Und weshalb auch nicht? Man mußte schon Montgomerys Personalakte selbst gelesen haben, um so einen Lebenslauf für möglich zu halten. Er war mit achtzehn in die Armee eingetreten und hatte sich in den folgenden acht Jahren durch die Mannschaftsgrade zum Offizier hochgedient. Er hatte als Gefreiter angefangen und war wegen ungewöhnlicher Tapferkeit vor dem Feind zum Leutnant befördert worden. In drei Jahren hatte er dann den Sprung vom Zugführer zum Captain geschafft, und wenn er in solchem Tempo weitermachte, würde er in wenigen Jahren noch zu Harrisons Vorgesetzten werden.
    Nicht, daß dieser Mann nicht alles verdient hätte, was ihm die Armee zuerkannt hatte - nein, soweit Captain Harrison das beurteilen konnte, war dieser Captain Montgomery in der Tat ein vorbildlicher Offizier. Er war nervenstark und behielt im Gefecht immer einen kühlen Kopf. Er war großzügig, gerecht und verständnisvoll im Umgang mit seinen Untergebenen, und daher nahm es nicht wunder, daß sie ihn für den wahren Kommandeur des Forts hielten. Die Offiziere wandten sich mit ihren Problemen an ihn; die Offiziersdamen himmelten ihn an und fragten ihn, wenn sie eine Gesellschaft geben wollten, um Rat. Captain Montgomery trank nicht und besuchte auch keine der Huren, die außerhalb des Forts wohnten. Noch nie hatte jemand erlebt, daß Captain Montgomery die Beherrschung verlor, und er konnte einfach alles. Er konnte reiten wie der Teufel und im vollen Galopp einem Truthahn aus einer Entfernung von hundert Metern ein Auge ausschießen. Er beherrschte die Zeichensprache der Wilden und konnte sich sogar leidlich in manchen Indianersprachen verständigen. Selbst die Rothäute mochten ihn und sagten, er wäre ein Mann, den sie respektieren und dem sie vertrauen könnten. Kein Zweifel: Captain Montgomery würde lieber sterben, bevor er sein Wort brach.
    Alle Welt schien Captain Montgomery zu mögen, zu
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