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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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PROLOG
    Mord
    Ketten rasseln.
    Dreitausend Leute sitzen da, mit Augen, die vor freudiger Erwartung strahlen, weißen Fingerknöcheln, zusammengebissenen Zähnen, nach Luft schnappenden, aufgesperrten Mündern. Das Sonnenlicht strahlt eine glitzernde, breite, bemalte Leinwand an, so groß wie die Welt. Eine sanfte, mit den Ausdünstungen von Vegetation übersättigte Brise streichelt den geschmeidig geformten mechanischen Anstieg. Im Hintergrund hört man aufgeregtes Geschnatter, ein Gesumse aus Vorfreude und überschäumender Energie.
    Schließlich endet das Hochklettern, in einer Höhe von satten fünf Kilometern. Die Welt, der Themen PARK , der Themen planet breitet sich vor den versammelten Achterbahnfreaks aus, bunt, furchterregend. Und ungeheuer groß.
    Zur Linken tanzen Felder voller hüpfender, pastellfarbener Blumen im Wind.
    Zur Rechten stehen Berge aus Obsidian wie majestätische Drachenzähne, ruhig, abwartend, glitzernd.
    Vorn, inmitten glänzender, eingeölter Körper, funkeln Juwelen auf einem türkisgrünen, von schaumgekrönten Wellen geriffelten Meer.
    Dann gibt es einen Stillstand:
    Einen langen Augenblick voll Frieden und Gelassenheit, eine Pause zum Nachdenken, einen Augenblick, um sich zu fragen, ob man klug gehandelt hat; um sich an seine Sterblichkeit zu erinnern; seine Vergänglichkeit; seine Verbindung zu Gott.
    Plötzlich hört man einen lauten Knall, ein irrsinniges Geschepper, man spürt einen heftigen Ruck … und stürzt jählings in die Tiefe, hinein ins Bodenlose und ins Vergessen …
    Begleitet von dreitausend Schreien, als jeder die Arme hochreißt und hin und her schwenkt …
    Der bitterkalte Bergwind zerrte an Amba Miskalovs eng sitzender Jacke. Kiefernduft stieg ihr in die Nase, das schwere Parfüm des Waldes. Langsam fasste sie hinter sich und band ihr schulterlanges blondes Haar zu einem Pferdeschwanz fest, dann schob sie sich eine Skibrille über die Augen und prüfte ihre beiden mit Schalldämpfern ausgestatteten Pistolen, zwei 9 mm Heckler & Koch P7.
    Sie glitt durch den Rotkiefernwald wie ein schwarzer Geist und blieb bei ihren Skiern stehen. Durch Nebel und Düsternis spähte sie den mörderischen Abhang hinunter, der sich drunten im dunklen Nichts verlor und gefährlicher war als jede Skipiste für Touristen. Es war eine Aushöhlung in der Bergflanke. Es war der Berg, der die Menschheit mit einem unmöglichen Wagnis verhöhnte.
    Vorsichtig legte sie die Skier auf den Schnee und trat mit leisem Klicken in die Bindungen.
    Es wird Zeit, flüsterte Zi, ihre FREUNDIN , in ihrem Hinterkopf, und Amba hielt sich eine Hand an die Brust, wo die FREUNDIN in ihrem Inneren eingebettet lag; sie fühlte ihre Präsenz wie eine ölige Wolke, die ihren Verstand durcheinanderbrachte, einen Maschinengeist, der ihre Gedanken las … bevor Zi eine Phasenverschiebung vornahm und sich auszublenden schien. In ihrer Jacke, dicht bei ihrem Herzen, spürte Amba das harte Metall, aus dem Zi bestand, unter ihrer Haut, und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Nein. Zi würde sie nicht verlassen; sie konnte es gar nicht. Nicht jetzt. Und auch in Zukunft nicht.
    Vor allen Dingen dann nicht, wenn es Zeit wurde zu töten .
    Amba stieß sich ab, die Ellbogen eng an den Körper gedrückt, und schrie leise auf, als die Schwerkraft sie mit derber Faust packte und den Berg hinunterwarf. Im Halbdunkel sauste sie durch den verschneiten Wald, zu beiden Seiten huschten verschwommen Bäume vorbei wie in einem krankhaften Drogenrausch, ein Zusammenspiel von Reflexen, Mut und Geschicklichkeit. Amba wedelte nach links – nach rechts – nach links, sprang über eine kleine Böschung und segelte mehrere Meter weit, ehe sie mühelos auf dem Boden aufsetzte und kaum wahrnehmbar nach rechts schwenkte, wobei sie in einem Abstand von nur wenigen Zentimetern an einem Baum vorbeifegte. Der eisige Wind griff sie an, der Wald verschluckte sie, und in der Ferne schrie eine Eule, wie um die Aussichtslosigkeit ihrer Fahrt zu untermalen.
    Amba flog weiter durch den dunklen Wald, auf einem Kurs, der nach Erkundung des vergangenen Tages beinahe in ihrem Kopf vorprogrammiert war. Aber dies hier war kein Probelauf. Es war real, es tat weh und es fügte Schmerzen zu. Es ging um Leben und Tod.
    Die Skier zischten auf dem Schnee, während der Wald rings um sie her atmete. Ein kalter Luftstrom biss in die winzigen Dreiecke von exponierter Haut. Adrenalin wurde durch den Körper gepumpt. Und dann sah Amba vor sich die blinkenden
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