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Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto...
Autoren: authors_sort
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Vorbereitungen
einer Deutschen
    Ich gehe schwanger, oder wie sagt man so schön? Also, ich hab da so eine Idee … Nein, es ist einfach so: Bruno und ich radeln dann mal nach Meran! Na, von München aus natürlich, von wo sonst?
    Â»Aber sonst geht’s euch gut?« – »Ihr habt sie ja nicht mehr alle!« – »Ihr macht doch schon nach fünfzig Kilometern schlapp!« – »Ihr seid doch gar nicht trainiert!« – »Weißt du eigentlich, wie dir der Hintern wehtut, da bist du noch nicht mal am Ammersee!« – »Wozu eigentlich? Habt ihr gerade nichts zu tun?«
    Â»Doch. Zu tun, was auch immer das heißt, haben wir schon, also daran liegt es nicht«, erwidere ich. Ich hab so was einfach noch nie gemacht und denke mir, dass es eine tolle Sache ist, sich einfach aufs Rad zu schwingen. Man hat zwar ein Endziel und muss dennoch täglich mit einer ungewissen Strecke klarkommen. Mein Gott, so was haben doch auch schon andere gemacht, so außergewöhnlich ist das nun auch wieder nicht.
Wenn man nun über einen gewissen Zeitraum mit einer solchen Idee liebäugelt, neigt man dazu, sich entweder von allen Miesepetern anstecken zu lassen und mehr und mehr die eventuellen Kalamitäten, die auf einen zukommen könnten, mit Sorge zu betrachten. Oder man schwenkt insgenaue Gegenteil um und sieht irgendwann
nichts,
aber auch gar
nichts
mehr als unüberwindbar an.
    Nun gut, oder aber schlecht,
ich
neige jedenfalls dazu, alles zu verharmlosen und Bruno den ewigen Zauderer spielen zu lassen.
    Als Erstes gehen wir mit unseren Rädern in ein richtiges Fachgeschäft und sagen dem mit Prachtwadln ausgestatteten Besitzer, was wir so vorhaben.
    Und was macht der Mann? Er lacht! Weniger über unser Vorhaben als über unsere prächtigen Mountainbikes, auf die wir so stolz sind.
    Â»Mit den Dingern japst ihr euch aber ganz schön ab, wenn ihr mal ’ne kleine Steigung habt, die sind ja viel zu schwer. Und ’nen Gepäckträger wollt ihr auch noch draufladen? Oder nehmt ihr ’nen Rucksack? Sieht auch wirklich cooler aus, aber seid ihr es gewöhnt, so an die fünfzehn Kilo ständig auf dem Buckel zu haben? Wie lange wollt ihr überhaupt unterwegs sein?«
    Â»Ich dachte, so sieben bis zehn Tage«, antworte ich schon etwas kleinlauter. »Na ja, wir brauchen ja nicht so viele Klamotten, wir radeln ja im Sommer, wenn’s schön ist.« Irgendwie merke ich, dass der durchaus sympathische und sicherlich sehr Bike-erfahrene Radlverkäufer sich ein wenig aufplustert. Es folgt ein Monolog über Wetterverhältnisse, von zu viel Sonne oder Schneegestöber im Juli, von durchgeschwitzten T-Shirts, die nicht mehr salonfähig sind, von ollen Stinksocken und dem Bedürfnis nach normaler Kleidung abends sowie von einem Salben- und Medizinset, das unbedingt vonnöten sei.
    Ich zähle insgeheim die Kilos und stopfe sie in Brunos Rucksack und meine Seitentaschen. Dann zähle ich meine persönlichen Kilos und die meines Radls dazu. Ja, und dann bin ich ganz still.
    Wir schlendern mit Expertenblick durch den schönen Laden und betrachten das enorme Sortiment an Outfits. Sind schwer beeindruckt von den Windelhosen – nein, so sehen sie nur aus, diese gepolsterten Radlhosen. Ja, und was es da für Exemplare gibt! Ich stelle mir insgeheim vor, wie ich breitbeinig und mit hungrigem Magen in ein Gasthaus einfalle. Wahnsinnig elegant, bestimmt passt mein Odeur auch dazu, die Haare verklebt vom Helm, die Wadln von der letzten Pfütze ordentlich verkrustet, aber den Siegerblick in den Augen: Ich habe den Mount Zirl erklommen, Leute, seht mich an!
    In diesem Geschäft gibt es die wundersamsten Helme, die ich je gesehen habe. Aerodynamisch, vorne spitz, hinten rund, Modelle, die nach vorne abfallen und sich hinten auftürmen, den kleinen, schnuckeligen runden, den großen motorradähnlichen, welche mit Visier und welche ohne – und das Ganze in Farben, die nichts mehr zu wünschen übrig lassen.
    Wir bestaunen das große Sortiment von Schuhen, die der versierte Radler
unbedingt
benötigt.
    Â»Eigentlich hatte ich vor, in Turnschuhen zu radeln, damit ich für abends auch gleich welche habe und nicht noch extra ein Paar mitschleppen muss.« Fast hätte mich der mitleidige Blick getötet, der mich trifft. Okay, okay, war ja nur so ’ne Idee! »Also,
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