Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
öffnete, und hieb mit der geballten Faust zu. Die Wucht des Stoßes schmetterte ihm die Schneidezähne heraus, und seine Augen traten ihm vor Schmerz aus den Höhlen. Hedda ließ die Pistole los und legte statt dessen ihre stählernen Finger um sein Handgelenk. Sie zerrte den Arm zur Seite, und das plötzliche Knacken, als der Knochen brach, war lauter als jeder ihrer schallgedämpften Schüsse. Sie dämpfte den gequälten Schrei des Mannes mit der anderen Hand und legte die Handfläche unter sein Kinn. Hedda sah, wie dem Mann die Tränen in die Augen schossen, als sie sein Kinn zurückstieß. Diesmal erklang ein eher mahlendes Geräusch – Muskeln, die von gebrochenen Wirbeln abgerissen wurden. Das Genick des Mannes brach, und sein Kopf sackte nach unten. Hedda wartete, bis er erschlaffte, und zerrte ihn dann in den Raum, aus dem er gekommen war. Dann schlich sie gebückt zu einem Fenster, von dem man auf den Innenhof der heiligen Residenz hinaussehen konnte.
    Christopher Hanley hatte sich von der Bank erhoben. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und trat wahllos gegen kleine Steine auf dem Boden. In der Nähe, aber nicht zu nahe, spielten seine Häscher weiterhin mit dem Fußball, den sie in den Garten geworfen hatte. Hedda zog den Fernzünder aus dem kleinen Rucksack auf ihrem Rücken und schaltete ihn ein. Zwei der drei Birnen auf der schwarzen Umhüllung leuchteten rot auf.
    Neben beiden blinkenden Birnen war je ein Knopf angebracht. Mit dem ersten konnte sie das hochexplosive Gas, mit dem sie den Fußball vollgepumpt hatte, mit fein zermahlenen Glasstückchen vermischen, die völlig harmlos waren, bis sie unter dem Druck der Explosion in alle Richtungen geschleudert wurden. Mit dem zweiten Knopf konnte sie das russische Maschinengewehr Kaliber 7.62 Millimeter, das sie auf der anderen Straßenseite im Wohnhaus postiert und auf den Innenhof gerichtet hatte, losfeuern lassen. Selbst wenn die Kugeln kein einziges Opfer fordern sollten, würden sie die Aufmerksamkeit der verbleibenden Wachen auf den vermeintlichen Angriffspunkt lenken, und zwar unmittelbar nachdem der explodierende Fußball die beiden Männer ausgeschaltet hatte, die auf Christopher Hanley aufpaßten.
    Es würde zum totalen Chaos kommen, und Hedda würde die Wachen von hinten angreifen können, während diese sich vollständig auf das Wohnhaus konzentrierten. Hedda würde den Eindruck erwecken, den Jungen zurück ins Haus, in Sicherheit bringen zu wollen, und ihre Widersacher dann überraschend ausschalten.
    Heddas falscher Bart juckte mittlerweile fürchterlich, und sie wünschte, sie könnte das verdammte Ding abnehmen. Die kugelsichere Kevlar-Weste, die sie unter ihrer Uniformjacke trug, hüllte sie von den Achseln bis zum Zwerchfell in Schweiß. Doch der Bart war für ihren Plan unerläßlich, und bald kam vielleicht der Zeitpunkt, da sie die Kevlar-Weste dringend benötigte.
    Hedda blickte zu den beiden Palästinensern hinüber, die mit dem Fußball spielten. Sie befanden sich in ausreichender Entfernung von Christopher Hanley. Sie hob den Fernzünder und legte zwei Finger auf die beiden obersten Knöpfe.
    Halt! Augenblick. Das Haupttor wurde geöffnet, und Hedda machte dahinter einen Jeep und einen Mannschaftswagen aus, die anscheinend auf das Gelände fahren wollten. Verstärkung? Ablösung? Es spielte keine Rolle. Vom Wohnhaus aus hatte sie insgesamt vierzehn Wachen gezählt, von denen fünf bereits tot waren und der Großteil der anderen sich vor ihr befand. Doch nun kamen zusätzliche Soldaten ins Spiel. Ihr Plan war gescheitert, alles war gescheitert!
    Doch es bestand noch eine letzte Aussicht auf Erfolg, wenn sie nur schnell genug handelte. Das Tor schwang noch immer auf. Die Männer auf dem Lastwagen waren noch außerhalb des Gebäudekomplexes, und sie selbst befand sich darin. Hedda drückte den obersten Knopf des Fernzünders.
    Der Fußball explodierte mit einem lauten Puff! Ein kurzer Schrei folgte in dem Augenblick des Zögerns, bevor Hedda auf den zweiten Knopf drückte. Das Schnellfeuer des Maschinengewehrs setzte augenblicklich ein und hämmerte ohne Unterlaß in der schwachen Brise. Es würde zehn oder elf Sekunden dauern, bis die Salve von einhundert Schuß abgefeuert war.
    Augenblicklich spurtete Hedda vom Fenster zur Vordertür, riß sie auf und stürmte die Stufen hinab in das Chaos, das sie geschaffen hatte.
    Hervorragend! Überall feuerten Terroristen in das leere Wohnhaus, und keiner achtete auf sie. Auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher