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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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    I hr Name war Julia, und ich war mir verdammt sicher, daß sie damals tot war - an jenem 30. April, als alles begann. Es fing ungefähr damit an, daß ich ihre schauerlichen Überreste fand und das hundeähnliche Geschöpf vernichtete, das vermutlich ihren Tod verursacht hatte. Und wir hatten ein Liebesverhältnis miteinander gehabt, was meiner Vermutung nach überhaupt der Anfang von allem war. Das lag lange zurück.
    Vielleicht hätte ich ihr mehr Vertrauen schenken sollen. Vielleicht hätte ich sie niemals zu diesem Schatten-Spaziergang mitnehmen sollen, der zu jener ablehnenden Haltung führte, die sie schließlich von mir wegführte, auf finstere Pfade und in das Atelier von Victor Melman, einem üblen Okkultisten, den ich später zu töten gezwungen war - eben jenem Victor Melman, der seinerseits von Luke und Jasra betrogen worden war. Doch inzwischen war ich vielleicht - mit Mühe und Not - in der Lage, mir mein Tun zu verzeihen, denn es hatte den Anschein, daß ich es letztendlich gar nicht wirklich getan hatte. Könnte man sagen.
    Das heißt, ich hatte erfahren, daß ich für meine Taten nicht verantwortlich war. Als ich mein Messer in die Weichteile jenes geheimnisvollen Zauberers namens >die Maske< stieß, der es seit einiger Zeit auf mich abgesehen hatte, entdeckte ich, daß >die Maske< in Wirklichkeit Julia war. Mein Halbbruder Jurt, der mir schon länger als alle anderen in der Magierbranche nach dem Leben trachtete, schnappte sie mir unter den Händen weg, und sie verschwanden gleich darauf, unmittelbar im Anschluß an seine Verwandlung in so etwas wie einen lebenden Trumpf.
    Während ich der brennenden, einstürzenden Zitadelle namens >Hort der Vier Welten< entfloh, veranlaßte mich ein herabfallender Deckensparren, nach rechts zu rennen, wo ich in eine Sackgasse aus eingestürztem Mauerwerk und brennenden Balken geriet. Dann flitzte eine dunkle Metallkugel blitzschnell an mir vorbei und schien in der Bewegung zu wachsen. Sie prallte gegen die Wand und durchschlug sie, wobei sie ein Loch hinterließ, das groß genug war, daß ich hindurchhechten konnte - ein Wink, den zu beherzigen ich nicht versäumte. Draußen angekommen, sprang ich über den Burggraben, indem ich meine Logrus-Ausdehnung benutzte, um ein Stück Zaun und einige bewaffnete Männer beiseite zu schlagen, bevor ich mich umwandte und brüllte: »Mandor!«
    »Hier bin ich«, erklang seine leise Stimme hinter meiner linken Schulter.
    Ich drehte mich rechtzeitig um, um zu sehen, wie er eine Metallkugel auffing, die einmal vor uns am Boden auffederte und dann in seiner ausgestreckten Hand landete.
    Er strich sich Asche von der schwarzen Weste und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann lächelte er und wandte sich zu dem brennenden Hort um.
    »Du hast dein Versprechen der Königin gegenüber gehalten«, bemerkte er, »und ich glaube, jetzt gibt es für dich hier nichts mehr zu tun. Sollen wir gehen?«
    »Jasra ist immer noch da drinnen«, erwiderte ich, »als Gegenspielerin von Sharu.«
    »Ich dachte, du seist fertig mit ihr.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie weiß immer noch etliche Dinge, die ich nicht weiß. Dinge, die mir irgendwann einmal nützlich sein könnten.«
    Ein Flammenturm bäumte sich über dem Hort auf, verharrte für einen Augenblick in der Schwebe und zuckte dann noch höher hinauf.
    »Mir war nicht klar«, sagte er, »mit welcher Verbissenheit sie anscheinend die Herrschaft über diesen Brunnen anstrebt. Wenn wir sie jetzt von dort losreißen würden, würde ihn dieser Sharu für sich beanspruchen. Hat das irgendeine Bedeutung?«
    »Wenn wir sie nicht losreißen, bringen wir sie vielleicht um.«
    Mandor zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe das Gefühl, daß sie ihn fertigmacht. Hast du Lust, eine kleine Wette abzuschließen?«
    »Kann sein, daß du recht hast«, räumte ich ein, während ich beobachtete, wie die Flammenfontäne nach einer weiteren Pause ihren Weg himmelwärts fortsetzte. »Das sieht aus wie eine Erdölquelle. Ich hoffe, der Sieger weiß, wie sie zu bändigen ist - sofern es einen Sieger gibt. Vielleicht haben beide nicht mehr allzuviel Zeit vor sich, so wie das Gebilde zerbröckelt.«
    Er schmunzelte.
    »Du unterschätzt die Kräfte, die sie in Gang gesetzt haben, um sich zu schützen«, sagte er. »Und du weißt, daß es für einen Zauberer gar nicht so leicht ist, einem anderen mit Mitteln der Magie beizukommen. Du liegst allerdings wahrscheinlich richtig, was die Trägheit des Weltlichen
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