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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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Flammen fielen vollends am Boden in sich zusammen und erloschen dort. Jasra rief Sharu, dem Unsichtbaren Wächter, einen Befehl zu und verlangte von ihm, dafür zu sorgen, daß sie nicht wieder aufflackerten. Dann wandte sie sich um und führte uns zur Treppe nach unten.
    »Ein unterirdischer Gang«, erklärte sie, »in zivilisiertere Gefilde.«
    »Mir kam gerade der Gedanke«, warf ich ein, »daß jeder, dem wir begegnen werden, wahrscheinlich ein getreuer Anhänger von Julia ist.«
    Jasra lachte.
    »Wie sie es zuvor von mir und davor von Sharu waren«, entgegnete sie. »Sie betreiben die Sache berufsmäßig. Sie gehören zu diesem Ort. Sie werden dafür bezahlt, daß sie die Gewinner verteidigen, nicht die Verlierer rächen. Ich werde mir nach dem Essen einen kleinen Auftritt genehmigen und eine Verlautbarung abgeben, dann kann ich mich ihrer einhelligen und herzlichen Ergebenheit erfreuen, bis sich der nächste Usurpator des Throns bemächtigt. Paßt bei der dritten Stufe auf. Dort ist ein Stein locker.«
    Sie führte uns weiter, durch ein Stück falsche Mauer hindurch und in einen dunklen Tunnel, meinem Gefühl nach in nordwestliche Richtung in jenen Bereich der Zitadelle, den ich bei meiner früheren Durchwanderung ziemlich gründlich erforscht hatte. Das war an jenem Tag gewesen, als ich Jasra vor der Maske, sprich vor Julia, gerettet und nach Amber gebracht hatte, damit sie für eine Weile als Garderobenständer in unserer Zitadelle diente. Der Tunnel, den wir betraten, war vollkommen dunkel, doch sie beschwor einen pfeilschnellen Punkt herauf, der mit phantomartiger Helligkeit leuchtete und uns durch die Düsternis und Feuchtigkeit vorauseilte. Die Luft war schal, und Spinnweben bedeckten die Wände. Der Boden bestand aus nackter Erde, abgesehen von einem unregelmäßigen Muster aus Pflastersteinen in der Mitte; gelegentlich standen stinkende Pfützen zu beiden Seiten, und hin und wieder flitzten kleine dunkle Wesen an uns vorbei - sowohl am Boden als auch in der Luft.
    Eigentlich hätte ich das Licht nicht gebraucht. Wahrscheinlich traf das für uns alle zu. Ich hielt mich an das Zeichen des Logrus, das mir eine magische Art des Sehens ermöglichte und eine richtungslose, silberne Beleuchtung lieferte. Ich hielt es außerdem aus dem Grund aufrecht, weil es mir als Warnung gegen magische Einwirkungen diente - die zum Beispiel in Fallenzaubern, die irgendwo im Anwesen eingebaut waren, oder in einer kleinen Hinterlist von Jasras Seite bestehen konnten. Eine Begleiterscheinung dieser Sicht war die Feststellung, daß das Zeichen ebenfalls vor Mandor schwebte, der offenbar in beiderlei Hinsicht ebensowenig Vertrauen hatte wie ich. Etwas Wolkenartiges und entfernt Musterähnliches nahm eine vergleichbare Position vis-a'-vis zu Jasra ein und schloß den Kreis der Wachsamkeit. Und das Licht tanzte weiterhin vor uns.
    Wir traten hinter einigen aufgestapelten Fässern hervor in einen Raum, der allem Anschein nach ein sehr gut bestückter Weinkeller war. Mandor blieb nach etwa sechs Schritt stehen und nahm behutsam eine staubige Flasche aus dem Regal zu unserer Rechten. Er wischte mit einem Zipfel seines Umhangs über das Etikett.
    »Du liebe Zeit!« sagte er.
    »Was ist los?« erkundigte sich Jasra.
    »Falls dieser Tropfen noch gut ist, dann kann ich ein unvergeßliches Mahl darum herum bereiten.«
    »Wirklich? Dann nimm lieber ein paar Flaschen davon mit, um sicherzugehen«, riet sie. »Sie stammen aus einer Zeit vor der meinen - vielleicht sogar vor der Sharus.«
    »Merlin, du nimmst diese beiden«, sagte er und reichte mir zwei Flaschen. »Vorsichtig!«
    Er durchforschte den übrigen Teil des Regals, bevor er zwei weitere Flaschen auswählte, die er selbst trug.
    »Ich kann verstehen, daß dieser Ort häufig belagert wird«, bemerkte er, an Jasra gewandt. »Ich wäre nicht abgeneigt gewesen, selbst einen entsprechenden Versuch zu unternehmen, wenn ich von diesen Schätzen gewußt hätte.«
    Sie streckte die Hand aus und drückte seine Schulter.
    »Es gibt einen leichteren Weg, um das zu bekommen, was du möchtest«, erklärte sie lächelnd.
    »Ich werde mich daran erinnern«, entgegnete er.
    »Ich hoffe, du nimmst mich beim Wort.«
    Ich räusperte mich.
    Sie bedachte mich mit einem flüchtigen Stirnrunzeln, dann wandte sie sich ab. Wir folgten ihr durch einen niedrigen Durchgang hinaus und weiter über eine knarrende Holztreppe nach oben. Über sie gelangten wir in eine geräumige Speisekammer, die wir durchquerten
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