Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
angeht. Mit deiner Erlaubnis ...?«
    Ich nickte.
    Mit einem schnellen Schwenk aus dem Handgelenk warf er die Metallkugel über den Graben in Richtung des brennenden Gebäudes. Sie kam am Boden auf, und danach schien sie mit jedem Aufhüpfen an Größe zuzunehmen. Bei jedem Aufprall verursachte sie ein zimbelartiges Klirren, das in keinem Verhältnis zu ihrer scheinbaren Masse und ihrer Fallgeschwindigkeit stand, und bei jedem weiteren Aufhüpfen wurde das Klirren lauter. Dann glitt sie im nächstgelegenen Teil des Horts in die brennende, schwankende Ruine und war für mehrere Augenblicke verschwunden.
    Ich wollte ihn gerade fragen, was sich hier eigentlich abspielte, als ich den Schatten einer großen Kugel vor der Öffnung vorbeiziehen sah, durch die ich entkommen war. Die Flammen - mit Ausnahme der mittleren Fontäne, die sich aus dem zerstörten Quell erhob -wurden allmählich kleiner, und ein dumpfes Dröhnen war aus ihrem Innern zu vernehmen. Gleich darauf zog ein noch größerer runder Schatten vorbei, und ich spürte das Dröhnen durch die Stiefelsohlen.
    Eine Mauer stürzte ein. Kurz darauf bröckelte ein Teil einer anderen Mauer ab. Ich konnte ziemlich deutlich ins Innere sehen. Durch den Staub und Qualm glitt wieder das Bild der riesigen Kugel vorbei. Die Flammen wurden erstickt. Meine Logrus-Sicht gewährte mir immer noch hin und wieder einen Blick auf die Kraftlinien, die zwischen Jasra und Sharu hin und her flössen.
    Mandor streckte eine Hand aus. Etwa eine Minute später hüpfte eine kleine Metallkugel zu uns her, und er fing sie auf.
    »Laß uns zurückgehen«, sagte er. »Es wäre schade, wenn wir das Ende verpaßten.«
    Wir schlüpften durch eine der vielen Lücken im Zaun, und an einer Stelle war der Graben mit so viel Geröll angefüllt, daß wir ihn leicht überqueren konnten. Dann opferte ich einen Blockadebann, um die sich neu formierenden Truppen für einige Zeit von der Anlage fern und uns aus dem Weg zu halten.
    Als wir durch die zerbrochene Mauer eindrangen, sah ich, daß Jasra mit erhobenen Armen dastand, den Rücken dem Feuerturm zugekehrt. Rinnsale von Schweiß, die durch eine Maske aus Ruß liefen, hatten ihr Gesicht zebraartig gestreift, und ich spürte die pulsierende Kraft, die ihren Körper durchflutete. Etwa drei Meter über ihr hing Sharu in der Luft, mit purpurrotem Gesicht und den Kopf zur Seite verdreht, als ob sein Genick gebrochen wäre. Für den unvoreingenommenen Betrachter hätte es so aussehen mögen, als ob er durch eine magische Levitation in der Schwebe gehalten würde. Meine Logrus-Sicht gewährte mir jedoch den Blick auf den Kraftstrang, an dem er aufgehängt war, als Opfer einer Handlung, die man meiner Ansicht nach als magisches Lynchen hätte bezeichnen können.
    »Bravo!« rief Mandor und applaudierte, während er langsam und sanft in die Hände klatschte. »Siehst du, Merlin? Diese Wette hätte ich gewonnen.«
    »Du hattest schon immer ein besseres Urteilsvermögen als ich, was Talente betrifft«, bestätigte ich anerkennend.
    »...und gelobe, mir zu dienen«, hörte ich Jasra sagen.
    Sharus Lippen bewegten sich.
    »Und gelobe, dir zu dienen«, brachte er keuchend hervor.
    Sie ließ die Arme langsam sinken, und der Kraftstrang, der ihn festhielt, dehnte sich in die Länge. Während er zu dem von Rissen durchzogenen Boden des Hortes hinabsank, führte ihre linke Hand eine Geste ähnlich einer anderen aus, die ich einmal bei einem Orchesterdirigenten gesehen hatte, der damit die Holzbläser aufzumuntern beabsichtigte, und eine riesige Feuerzunge loderte aus dem Brunnen empor, fiel auf ihn herab, leckte über ihn hinweg und zuckte weiter in den Boden hinein. Wie ein Blitz, obwohl mir der Sinn davon nicht ganz klar war...
    Sein langsames Herabsinken hielt an, als ob jemand aus den Himmelsgefilden nach Krokodilen fischte. Ich ertappte mich dabei, daß ich, als sich seine Füße dem Boden näherten, aus lauter mitfühlender Erwartung des auf seinen Hals einwirkenden Drucks den Atem anhielt. Meine Voraussicht erfüllte sich jedoch nicht. Als seine Füße den Boden berührten, schoben sie sich in diesen hinein, er sank weiter herab, als ob er sich in einem okkulten Hologramm bewegte. Er sank bis über die Knöchel und schließlich bis über die Knie ein, und immer weiter. Ich vermochte nicht mehr zu sagen, ob er noch atmete. Eine leise Litanei von Befehlen kam über Jasras Lippen, und in gleichmäßigen zeitlichen Abständen trennten sich Flammen von dem Brunnen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher