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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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bezüglich der Suppe wurde nichts gesprochen. Ich hatte keine Lust, als erster die Unterhaltung einzuleiten, obwohl mir der Gedanke gekommen war, daß die anderen vielleicht genauso empfinden mochten.
    Schließlich räusperte sich Jasra, und wir beide sahen sie an. Es überraschte mich, daß sie plötzlich leicht nervös erschien.
    »Nim, wie stehen die Dinge im Chaos?« fragte sie.
    »Zur Zeit chaotisch«, antwortete Mandor, »was nicht scherzhaft gemeint ist.« Er überlegte, seufzte und fügte hinzu: »Politik.«
    Sie nickte langsam, als ob sie erwöge, ihn nach Einzelheiten zu fragen, auf die einzugehen er anscheinend keine Lust hatte, und sich dann dagegen entschied. Sie wandte sich an mich.
    »Leider hatte ich während meines Aufenthaltes in Amber keine Gelegenheit zu einer Besichtigungstour«, sagte sie. »Doch deinen Worten entnehme ich, daß auch dort das Leben ein wenig chaotisch verläuft.«
    Ich nickte.
    »Es ist gut, daß Dalt weg ist«, sagte ich, »wenn du das meinst. Aber er war nie eine echte Bedrohung, allenfalls eine Belästigung. Da wir gerade von ihm sprechen...«
    »Lieber nicht«, unterbrach sie mich mit einem süßlichen Lächeln. »Ich hatte eigentlich etwas anderes im Sinn.«
    Ich erwiderte ihr Lächeln.
    »Ich vergaß, daß du kein Fan von ihm bist«, sagte ich.
    »Das ist es nicht«, erwiderte sie. »Der Mann hat durchaus seine nützlichen Eigenschaften. Es geht schlicht und einfach« - sie seufzte - »um Politik.«
    Mandor lachte, und wir fielen mit ein. Schade, daß mir diese Bemerkung zu Amber nicht eingefallen war. Zu spät.
    »Vor einiger Zeit habe ich ein Gemälde gekauft«, sagte ich, »von einer Dame namens Polly Jackson. Darauf ist ein roter Chevy Baujahr siebenundfünfzig dargestellt. Mir gefällt es sehr gut. Es ist jetzt in San Francisco eingelagert. Rinaldo mochte es ebenfalls sehr.«
    Sie nickte und sah zum Fenster hinaus.
    »Ihr beide habt immer bei der einen oder anderen Galerie hineingeschaut«, sagte sie. »Ja, auch mich hat er in etliche geschleppt. Ich habe stets seinen guten Geschmack bewundert. Kein Talent, aber Geschmack.«
    »Was meinst du mit >kein Talent    »Er macht recht gute Skizzen, aber seine Gemälde waren nie besonders interessant.«
    Ich war aus einem ganz bestimmten Grund auf dieses Thema zu sprechen gekommen, aber aus diesem nicht. Doch ich war fasziniert von einer Seite Lukes, die ich nicht kannte, und ich beschloß, die Sache weiterzuverfolgen.
    »Gemälde? Ich wußte gar nicht, daß er jemals gemalt hat.«
    »Er hat viele Versuche unternommen, aber er zeigt die Ergebnisse niemandem, weil sie nicht gut genug sind.«
    »Wieso weißt du dann davon?«
    »Ich habe seine Wohnung hin und wieder durchstöbert.«
    »Wenn er nicht zu Hause war?«
    »Natürlich. Das Vorrecht einer Mutter.«
    Ich erschauderte. Mir fiel wieder die brennende Frau in dem Kaninchenbau ein. Doch ich wollte nicht von meinen Empfindungen sprechen, um ihren Redefluß nicht aufzuhalten, nun, da ich sie zum Sprechen gebracht hatte. Ich beschloß, auf meinen ursprünglichen Pfad zurückzukehren.
    »Geschah es im Zusammenhang damit, daß er Victor Melman kennenlernte?« fragte ich.
    Sie musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, nickte und löffelte ihre Suppe zu Ende.
    »Ja«, antwortete sie schließlich, während sie den Löffel beiseite legte. »Er nahm einige Unterrichtsstunden bei dem Mann. Einige seiner Bilder gefielen ihm, und er besuchte ihn. Vielleicht hat er auch einige davon gekauft. Ich weiß es nicht. Aber irgendwann erwähnte er seine eigene Arbeiten, und Victor bat darum, sie sehen zu dürfen. Er sagte zu Rinaldo, daß sie ihm gefielen, und bot ihm an, ihm einiges beizubringen, was für ihn von Nutzen sein könnte.«
    Sie hob ihr Glas, roch am Wein und nippte dann daran; dann sah sie zu den Bergen hinaus.
    Ich war im Begriff, ihr wieder auf die Sprünge zu helfen, in der Hoffnung, daß sie weitererzählen würde, doch da begann sie zu lachen. Ich wartete, bis sie fertig war.
    »Ein echtes Arschloch«, sagte sie dann. »Aber begabt. Das muß man ihm zugute halten.«
    »Ach, was willst du damit sagen?« fragte ich.
    »Nach einer gewissen Zeit sprach er über die Entwicklung der persönlichen Kraft und gebrauchte dabei alle Schlagworte, mit denen die Halberleuchteten um sich zu werfen pflegen. Er wollte Rinaldo wissen lassen, daß er ein Verfechter des Okkultismus war, der etwas ziemlich Heißes am Kochen hatte. Dann machte er Andeutungen, daß er eventuell willens sei,
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