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Die Neunte Gewalt

Titel: Die Neunte Gewalt
Autoren: Jon Land
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ist. Wollen wir nicht mal ein paar Namen nennen? Warum fangen wir nicht mit C.J. Dodd an, der die Gäste drei verschiedener Schnellrestaurants mit Maschinenpistolen niedergeschossen hat? Oder Jeffrey Culang, der Automechaniker, der mit seinem Abschleppwagen über die Autobahnen streifte, auf der Suche nach liegengebliebenen Fahrzeugen, deren Besitzer Hilfe brauchten. Er hat aus ihren Leichenteilen in seinem Keller ein Museum errichtet. Haben Sie nicht bei seinem Prozeß als Gutachter ausgesagt?«
    Vogelhut antwortete nicht.
    »Aber bei Dr. Alvin Rapps Prozeß haben Sie nicht ausgesagt, oder? Ein freundlicher Herr, der neun seiner Patienten ausgeweidet und ihr Blut getrunken hat. Fast so nett wie Mary Conaty, bekannt auch unter dem Spitznamen Mary Mary Quite Contrary, die die sterblichen Überreste von fünfzehn Pennern in ihrem Garten begraben hat.«
    »Das reicht jetzt, Mr. Kimberlain.«
    »Keineswegs. Wir hätten noch achtzig mehr, einschließlich Leeds.« Kimberlains Blick veranlaßte Vogelhut, den Kopf zu senken. »Wir können die Sache auf zwei verschiedene Weisen durchziehen, Herr Doktor. Entweder mit Ihrer Hilfe oder ohne sie. Ich bin aufgrund einer FBI-Vollmacht hier. Ich muß gar nicht mit Ihnen sprechen, dachte aber, ich erweise Ihnen die Höflichkeit in der Hoffnung, daß Sie sie erwidern. Ich gehe jetzt zum MAX-SEC, ob Sie mich nun begleiten oder nicht.«
    Der Fährmann war auf halbem Weg zur Tür, als Vogelhut aufstand.
    »Sie würden genau zu Ihnen passen, Mr. Kimberlain«, sagte Vogelhut, als sie mit hallenden Schritten den Korridor zum Hochsicherheitstrakt entlanggingen.
    »Ist das Ihr beruflicher Eindruck?«
    »Ich bin lange genug in dieser Branche tätig, um den Gestank wahrzunehmen.«
    »Sie müssen diesen Gestank aber wirklich lieben, Herr Doktor. In einem Beruf wie dem Ihren brennt man normalerweise ziemlich schnell aus und wird genauso schnell ersetzt. Seltsam, daß Sie von Anfang an hier sind. Sie haben nicht ein einziges Mal Urlaub gemacht.«
    »Ich habe einen Job zu erledigen.«
    »Genau deshalb bin auch ich hier.«
    Sie wechselten keine weiteren Worte, bis sie die Überwachungszentrale erreicht hatten, die den offiziellen Eingang zum MAX-SEC markierte. Kimberlain hatte erwartet, daß es dort von Ermittlern nur so wimmelte, sah sich aber getäuscht. Der in helles, fluoreszierendes Licht gehüllte Raum war verlassen. Die Bildschirme der Kontrolltafel waren schwarz und tot.
    Vogelhut drückte auf einige Knöpfe, und Kimberlain hörte das laute Klicken, das ihm verriet, daß die Türen zum MAX-SEC geöffnet wurden.
    »Genauso haben meine Wachen den Trakt vorgefunden. Wir haben nichts verändert.«
    Kimberlain vernahm Vogelhuts Worte, nachdem er schon durch die Türöffnung getreten war. Seine Schritte hallten auf den Fliesen, als er langsam den Korridor entlangging und versuchte, etwas zu spüren, zu fühlen. Der Rückstand des Wahnsinns, der so lange hier verweilt hatte, lag dick in der Luft. Der Fährmann glaubte, ihn beinahe riechen zu können. Die starken Luftumwälzungsanlagen konnten den Moder einfach nicht herausfiltern. Ein feuchter Geruch nach Schimmel und verdorbener Nahrung.
    »Gehen wir davon aus, daß den Gefangenen die Flucht in den etwa sechs Minuten gelungen ist, als es zum totalen Stromausfall kam«, sagte Kimberlain. »Welche möglichen Fluchtwege gibt es?«
    »Wie ich schon erwähnt habe, waren die Türen aller Etagen mit Kobaltriegeln gesichert.«
    »Welche Möglichkeit bleibt dann?«
    »Der MAX-SEC ist völlig abgesondert. Sicher, es gibt Notausgänge am Ende eines jeden Korridors, aber die Kobaltriegel haben auch sie gesichert.«
    »Aber niemand kann beweisen, daß die Riegel tatsächlich ausgefahren wurden. Ich meine, Sie wissen lediglich, daß das System aktiviert wurde. Da die Ausgänge erst überprüft wurden, nachdem die Stromversorgung wiederhergestellt war, wissen Sie nicht genau, ob das System auch funktioniert hat.«
    »Aber wir wissen, daß die einzige andere Zugangstür, zu der alle anderen Türen auf der obersten MAX-SEC-Etage führen, tatsächlich verriegelt war. Darüber hinaus hatten meine Männer keine Minute nach dem ersten Stromausfall neben der Tür Position bezogen.«
    Kimberlain nickte nachdenklich. »Luftschächte, Abwässerkanäle und so weiter?«
    »Keiner, der einen größeren Durchmesser als Armesdicke hätte.«
    Kimberlain dachte einen Augenblick nach. »Und was ist, wenn die Gefangenen gar nicht während des Stromausfalls entkommen sind? Was,
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