Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
Vom Netzwerk:
gleichen Regeln auf die Mimik wie auf die Inneneinrichtung an: weniger ist mehr. Ein Lächeln war eine überflüssige Extravaganz, ein Strahlen ein barocker Exzess.
    Auf dem Konzertprogramm stand etwas in Oskars Handschrift:
    Vielleicht nützlich?
    Wieso sollte er das auf ein Programm seines eigenen Orchesters schreiben? Niemand kannte die Konzerttermine besser als er. Oder war das Programm für mich gedacht? Dann war es aber doch seltsam, es in diesem Buch zu verbergen – es sei denn, er wusste, dass ich hineinschauen würde, was eher unwahrscheinlich war. Oder vielleicht dachte er, wenn ich hineinschaute, wäre ich an dem Orchester interessiert und daher auch für ein Konzert empfänglich? Oskars Foto lächelte mich an, mit leisem Spott, wie mir jetzt schien. Vielleicht war das Faltblatt für jemand anders gedacht gewesen (die Ehefrau?), oder aber Oskar hatte die Angewohnheit, sich selbst Notizen zu hinterlassen.
    Ich nahm das Programm heraus, klappte das Buch zu und stellte es ins Regal zurück. Seltsam, seltsam. Im Faltblatt waren drei Konzerte angekreuzt, die Daten jeweils unterstrichen. Die Saison, sah ich, hatte vor drei Wochen begonnen, doch die speziell markierten Konzerte fanden alle in den nächsten zwei Wochen statt, als wären sie für mich als Anregungen gedacht, mich kulturell zu betätigen, während ich hier in der Stadt war, oder als legte Oskar besonderen Wert darauf, dass ich mir diese Konzerte anhörte, aus irgendwelchen musikalischen Gründen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Der nächste Orchesterabend fand in zwei Tagen statt.
    Ganz plötzlich wurde mir die Seltsamkeit dieser ganzen Situation bewusst. Hier, in Oskars Wohnung, war sein ganzes Leben angesammelt, seine gesammelten Werke sozusagen. Und Oskars gesammelte Werke, die mich umgaben, spiegelten nicht nur seine Persönlichkeit, seinen ordnungsliebenden, taxonomischen Geist, sie spiegelten auch die Rillen und Kerben in dieser Geisteslandschaft, die weggeworfenen Tramfahrkarten, die schiefen Ebenen, die Faltenwürfe.
    Zugleich mit diesem etwas unheimlichen Gefühl von Allwissenheit überkam mich ein Bedürfnis nach Häuslichkeit, einer kleinen Verneigung vor den Herdgöttern. Ich wollte mir eine Tasse Kaffee machen, um die Küche auszuprobieren. Außerdem wusste ich ja nicht, wann die Katzen zuletzt gefüttert worden waren. Oskar hatte sich wahrscheinlich darum gekümmert, bevor er heute Morgen aufgebrochen war – zumindest hatte er sie hereingelassen –, aber sie waren sicher wieder hungrig, und sie zu füttern, würde mich auf jeden Fall gut dastehen lassen. Aha, würden sie denken, dieser Typ weiß mit dem Dosenöffner umzugehen.
    Aber zuerst mal Kaffee. Der Mensch hier bedurfte der Stärkung, bevor die Tiere dran waren. Ein Blick in die Schränke würde außerdem Klarheit darüber schaffen, ob es irgendetwas Verlockendes zum Abendessen gab. Natürlich bestand die schaurige Möglichkeit, dass Oskar nur Kaffeebohnen vorrätig hatte, die man mahlen müsste und filtern und all solch lästigen Humbug. So etwas sähe ihm ähnlich, und auf der Arbeitsfläche thronte eine verchromte Espressomaschine, die mich herausfordernd anblitzte. Die Schraubgriffe der Kaffeepulverbehälter deuteten mit anklagendem Finger auf mich.
    Der Ergonomie der Küche gemäß probierte ich es mit der Schranktür direkt über dem trügerisch schimmernden Ungetüm. Der Erfolg – ein würziger Duft von getrockneten Bohnen und Blättern, vakuumverpacktes, schockgefrostetes, von Kennern der Materie für gut befundenes, konzernimportiertes Koffein für die verschiedensten Zubereitungsarten – ließ nicht auf sich warten, aber zugleich mit diesem erleichternden Aroma wurde auch ein Zettel aufgewirbelt und segelte hinab auf die Arbeitsfläche.
    In Oskars penibler schwarzer Handschrift stand da:
    Bediene Dich nach Bedarf bei Tee und Kaffee, aber ersetze bitte das Verbrauchte.
    Eine Weile starrte ich verdattert auf den Zettel, nur ein kleiner, aus einem Block geschnittener Streifen Papier. Vielleicht war die Botschaft rücksichtsvoll gemeint, doch irgendwie war sie auch überflüssig. Fürchtete er etwa, ich würde die Wohnung sämtlicher Zutaten für ein Heißgetränk berauben, sodass er bei seiner Heimkehr Durst und Mangel leiden müsste? Wieso hielt er eine weitere Zettelnotiz für angebracht? Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher