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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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Überlegen sammelte ich eine Handvoll von Oskars Notizen ein – vom Küchentisch, aus Novacks Buch, von unterm Bett und unterm Boden – und ließ sie in die Tasche gleiten.
    Im Kühlschrank waren noch Vorräte – sie würden verderben, wenn ich sie zurückließ, also verdrückte ich ein ungewohnt üppiges Frühstück und warf den Rest weg. Oben auf die Essensreste platzierte ich einen zusammengeknüllten Ball aus den unvollendeten Botschaften, die ich letzte Nacht für Oskar verfasst hatte. Sie hatten jetzt keine Bedeutung mehr. Ich war nicht in der Lage gewesen, die Sache mit der Putzfrau – mit Ada – zu Papier zu bringen. Alles nur nutzlose Erklärungen wegen des Bodens – aber selbst die wirkten hohl, wenn man nicht alles in Betracht zog, was sonst noch passiert war. Das alte Katzenfutter kippte ich noch obendrauf und leerte eine neue Dose ins Schälchen. Dann zog ich die Tüte aus dem Eimer, verknotete sie, trug sie aus der Wohnung und warf sie in den Müllschlucker. Wieder war niemand im Hausflur. Die Stille war geduldig, verständnisvoll.
    Die Umzugsleute beendeten ihr Messritual und verabschiedeten sich mit einer Pantomime aus lächelnden Verbeugungen. Oskars Wohnung war nun auf eine Reihe von Dimensionen und geschätzten Gewichtseinheiten reduziert worden, mit Stummelbleistift in ein schwarzes Notizbuch eingetragen. Die Räume wirkten größer ohne die ungebetene Gesellschaft, aber auch irgendwie erledigt, abgehakt. Da ich noch genug Zeit hatte, schob ich die herausgenommenen Dielen wieder an ihren Platz zurück. Die Nägel brauchten nur wenige Schläge mit dem Hammer, um wieder an Ort und Stelle zu gleiten. Eine befriedigende Arbeit, schlicht und konstruktiv, und hinterher sah es nicht schlimmer aus als vorher.
    Es war nach elf. Ich ging unter die Dusche und trug dann meine Taschen in den Flur. Noch einmal schlenderte ich durch die Wohnung und rückte dies und jenes zurecht – stellte CD s ins Regal zurück, machte mein Bett, wusch Teller und Weinglas ab, räumte die Spülmaschine aus, nahm das kleine Küchenmesser mit einer Serviette heraus und legte es in die Schublade zurück. Als Höflichkeitsgeste war das alles völlig sinnlos und auch mehr, als ich für Oskar tun wollte, aber die kleinen Handgriffe mussten erledigt werden, und mir war nach einem sauberen Schlussstrich. Nur im Lichte dessen, was Oskar gesagt hatte, nahm das Bemühen, alles so zu hinterlassen, wie ich es vorgefunden hatte, eine unschöne Färbung an. Alles war ja aus einem ganz bestimmten Grunde so perfekt an seinem Platz gewesen. Oskar hatte sich eine Maschine gebaut, die dazu gedacht war, seine Überlegenheit über den Rest der Welt zu beweisen. Er – und vielleicht nur er – konnte sich durch diese Räume bewegen, ohne anzuecken, während niedrigere Existenzformen hier herumkegelten und beschämende Spuren zurückließen. Wie ein Sieb, durch das nur so feinsinnige Wesen wie Oskar hindurchkamen.
    Abgesehen vom Boden und dem Sofa und den Pornoheften und den Toten und Vermissten, war die Wohnung wieder in bester Ordnung. Ich nahm einen von Oskars Architekturbänden aus dem Regal und setzte mich damit ins Wohnzimmer. Seiten um Seiten mit neuen Museen, leere weiße Räume in ausdrucksvollen Kästen überall auf der Welt. Das Licht draußen strahlte auf und verdüsterte sich wieder im Rhythmus der Wolken, die an der Sonne im Zenit vorbeizogen. Wie immer rumpelten regelmäßig Trambahnen über die Kreuzung und ließen ab und zu ihr schrilles Klingeln ertönen.
    Es schellte an der Tür, und ich zuckte zusammen. Am anderen Ende der Sprechanlage rief jemand: »Taxi.« Ich sagte, ich käme gleich runter.
    Zum letzten Mal ging ich meine mentale Checkliste von Dingen durch, die ich hätte vergessen können. Mir fiel ein, dass ich die Balkontür offen gelassen hatte, also ging ich sie schnell noch schließen.
    Im Schlafzimmer lag die Katze auf dem Bett. Als ich hereinkam, sah sie auf, rollte sich auf den Rücken und wälzte sich genüsslich. Ich kraulte ihr den Bauch, und sie schnurrte.
    Â»Hallo«, sagte ich. »Schön, dass du wieder da bist.«
    Ich schloss die Balkontür und wandte mich noch einmal der Katze zu. Sie sah mich mit selbstzufriedenem Semi-Interesse an.
    Â»Ich geh dann jetzt«, sagte ich. »Michael kommt dich nachher holen. Das mit deinem Kumpel
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