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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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ERSTER TAG
    Viele haben Angst vorm Fliegen, was ich nie verstanden habe. Es ist doch eine interessante Erfahrung, selbst auf den engen Sitzen der Holzklasse, in einer lauten Kabine, auf einem dreistündigen Billigflug ohne Verpflegung. Immerhin ist man in der Luft. Man schwebt DRÜBER . Das ist außergewöhnlich im wahrsten Sinne des Wortes: außerhalb des Gewöhnlichen. Das Gewöhnliche fällt nach unten weg, für Minuten in ein Mosaik aus Grün und Braun und Quecksilber verwandelt, und dann ist man in den Wolken.
    Nie war das Leben besser als jetzt, und das nicht allein dank Penizillin, Wasserspülung und Zentralheizung, sondern weil wir nun auf die Wolken hinabblicken können. Wolken bleiben der Verheißung ätherischer Schönheit absolut treu. Als Kind stellte ich mir die Wolken warm und weich vor, weil ich wusste, dass sie aus Wasser waren, also Dampf sein mussten, denn so sahen sie ja aus, und Dampf war warm. Perfekte Logik. Natürlich sind sie nicht warm, doch im klimatisierten Zylinder unseres Billigfliegers erfüllen sie ihre alte Verheißung, weil sie von Sonnenlicht überflutet sind – egal, welches Wetter darunter herrscht, auf der Oberseite der Wolken ist es immer sonnig, garantiert, das ist ihr kleines Wunder.
    Die Künstler der Renaissance müssen die Wolken sehr geliebt und ihre natürliche Pracht bewundert haben, und da sie sich von ihrer wahren Glorie abgeschieden fühlten, blieb ihnen nur, sie mit Putten und Seraphim zu bevölkern. Sie verliehen dem wunderbaren Gefühl, über den Wolken zu schweben, derart gekonnt Gestalt, dass man fast erwartet, diese Himmelsbewohner vorzufinden. Aber nein. Man ist allein über einer Landschaft, die sich ständig verändert, ewig einzigartig, ewig neu für den Betrachter, mit wogenden Zirrusfeldern und brodelnden Berggipfeln in endloser Weite. Man fühlt sich als Entdecker eines neu gefundenen Landes.
    Doch trotz all dieser Schönheit und Weltabgeschiedenheit bleibt einem das Unvermeidliche nicht erspart – man muss zurück, muss wieder hinab in die Unvollkommenheit.
    Landung, Flughafen, Passkontrolle, Gepäckabholung und Taxi verdichten sich in meiner Erinnerung zu einem Keil aus gelblichem Neonlicht, Schweiß und Stress. Es war einer jener grässlichen Momente, da einem auffällt, dass die einzigen Dinge, die einen mit dem verbinden, wer man ist, wo man herkommt und wo man hinfährt, ein kleines purpurfarbenes Büchlein und eine Adresse auf einem Blatt von einem Spiralblock sind. Der Block befindet sich in einer Reisetasche, die hoffentlich irgendwann halbwegs intakt auf dem Laufband zum Vorschein kommen wird. Sie enthält die restlichen Hinweise darauf, wer man ist. Wer ich bin. Die Adresse, falls nicht doch verkehrt notiert – war es 70 oder 17? –, ist die eines Mehrparteienhauses in einer mir vollkommen fremden Stadt, an die dreißig Kilometer von diesem Flughafen entfernt, und der Taxistand ist der Lebensnerv, der mir Unterkunft, Nahrung und Erholung in Aussicht stellt – falls ich nicht übers Ohr gehauen, ausgeraubt oder umgebracht werde, oder irgendeine groteske Kombination aus allen drei. Solche Dinge passieren in fremden Städten, hatte man mich gewarnt, und in der behaglichen Wärme der Abendgesellschaft hatte ich versucht, das Lächeln eines erfahrenen Reisenden aufzusetzen, während die schauerlichsten Geschichten die Runde machten. Ich war alles andere als ein erfahrener Reisender.
    Aber es gab keine Pannen, keine der befürchteten Unbilden ereignete sich, der Schlüssel passte, und so stand ich denn auf der Türschwelle von Oskars Wohnung und nahm sie zum ersten Mal in Augenschein.
    Vielen Dank für Deine Hilfsbereitschaft; Du bist ein echter Freund. Mir ist nicht wohl dabei, die Wohnung so lange allein zu lassen, auch wegen der Katzen … es wird Dir dort gefallen, es ist eine sehr schöne Wohnung …
    Die Wohnung, Hausnummer 17, befand sich im ersten Stock eines sechsstöckigen, bleigrauen modernistischen Wohnblocks aus der Zwischenkriegszeit, nahe der Stadtmitte, in einer mit ähnlich klobigen Bauten vollgepackten Straße, die der Taxifahrer mühelos fand. Und es war tatsächlich eine sehr schöne Wohnung.
    An der Uni, erinnerte ich mich, war Oskar der donnernde Ruf guten Geschmacks vorausgeeilt. Die knisternde Spannung, die ihn umgab, war Ausdruck der ständigen Bereitschaft, einen Blitzstrahl zorniger
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