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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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Eine dröhnende Männerstimme ließ sich durch Oskars massive Tür vernehmen. Ich verstand natürlich nichts, doch es lief mir kalt über den Rücken.
    Und wieder schlugen schwere Fäuste gegen das Holz, ließen den Türrahmen, die Wände, den Boden und mich erzittern. Dreimal, viermal. Ich zuckte wie eine Drachenschnur, rappelte mich auf. Um mich her die losen Dielen, die ich aus dem Küchenboden gestemmt hatte, voll roter Flecken. Die Putzfrau! Nein – ich erinnerte mich an ihr Gewicht, diese sperrige Last, die unwillkommene Nähe. Sie war tot. Sie würde immer tot bleiben. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren zu dieser unabänderlichen Tatsache geronnen. Langsam tauchten die Einzelheiten des Dramas wieder in meinem Bewusstsein auf.
    Eine Männerstimme hinter der Tür.
    Polizei.
    Ich stellte mir eine behandschuhte Faust an der Tür vor, eine Uniformmütze, Hose mit Bügelfalten, kein Lächeln, das Rauschen und Quaken eines Funkgeräts. Eine klappernde Trage und Blaulicht. Die Nachbarn auf ihrer Türschwelle, mit verschränkten Armen, grimmig, gaffend. Fragen über Fragen.
    So leise wie möglich schlich ich durchs Wohnzimmer ans Fenster. Ich hatte in Schuhen geschlafen, und der Boden knarzte unter mir. Wieder hämmerte es an die Wohnungstür.
    Keine Polizeiautos auf der Straße. Aber das hier war die Seitenstraße – sie hätten sicher vorne am Haustor gehalten, unter dem Schlafzimmerfenster.
    Wieder die Männerstimme, rau, drängend. Die Worte sagten mir nichts, doch es war klar, dass er reinwollte.
    Katzenhaft, wie ich hoffte, schlich ich weiter ins Arbeitszimmer, öffnete das Fenster und sah hinaus. Zwei Autos und ein Lieferwagen standen draußen – kein Streifenwagen. Zivilbeamte? Das Fenster der Putzfrau war geschlossen. Dort unten rührte sich nichts.
    Ich konnte hinunterklettern. Flüchten. Mich von Oskars Balkon auf den der Putzfrau hangeln, dann auf die Straße springen, wie ich es am Tag zuvor getan hatte. Aber wenn sie die Leiche der Putzfrau gefunden hatten, würden sie in ihrer Wohnung sein – ich würde direkt an ihnen vorbeimüssen. Und wenn es nicht die Polizei war, wer dann? Wütende Verwandte? Oskar? Nein, nicht Oskar, das war nicht Oskars Stimme, und er hatte einen Schlüssel.
    Bumm. Bumm. Die Sicherheitskette an der Tür klirrte von den Erschütterungen. Wieder die laute, fordernde Stimme auf der anderen Seite der Tür. Wütend klang der Mann nicht, aber sehr entschieden. Abwimmeln ließ er sich wohl nicht. Würde die Sicherheitskette im Ernstfall halten? Wie viel Muskelmasse gehörte zu dieser Stimme?
    Â»Warten Sie!«, rief ich, und meine Stimme klang brüchig von der plötzlichen Anspannung. Dann, mit mehr Zuversicht: »Warten Sie! Ich komme gleich!«
    Wieder zurück im Wohnzimmer, sah ich mir den Boden an. Er zeigte keine Spuren meiner nächtlichen Anwesenheit, keine weiteren Flecken. Aus irgendeinem Grund hatte ich erwartet, wenigstens so etwas wie einen Abdruck zu sehen, als könnte das Holz knittern wie Bettlaken. Zwei Flaschen standen am Boden, die eine leer, die andere fast leer. Ein Glas mit einem Weinrest darin stand neben dem Zettel, den ich unter den Dielen gefunden hatte, und ein paar Zettel mit meiner Handschrift hatten sich noch dazugesellt. Die befleckten Dielen lagen immer noch offen da. Das sah nicht gut aus, doch es gab keine Möglichkeit, es schnell wieder in Ordnung zu bringen. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar, schnüffelte vorsichtshalber an meiner Achsel. Alter Schweiß.
    Mit vorgelegter Kette öffnete ich die Tür.
    Zwei Männer in braunen Overalls standen im Hausflur. Der eine war bullig und hatte das Klopfen übernommen. Er hatte ein Klemmbrett unterm Arm und machte eine ungeduldige Was-dauert-das-denn-so-lange-Geste, als er mein Gesicht im Türspalt sah. Sein Kollege, jünger, schlanker, stand einen Schritt hinter ihm, mit einem Werkzeugkasten in der Hand.
    Der Klemmbrettmann sagte etwas, das wie ein Scherz klang, und sah mich abwartend an, mit zwinkernden Augen. Dann wiederholte er das Ganze noch mal langsamer und wartete mit offenem Mund auf meine Antwort.
    Der Jüngere trat vor. »Er wissen wollen … ob Sie … gute Schlaf haben«, sagte er. »Sie haben gute Schlaf.« Sein Kollege grinste, wobei seine Augen völlig in einer Zieharmonika aus Falten verschwanden, die von seinen
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