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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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Verdammnis auf alles Billige, Hingepfuschte oder – schlimmste aller Sünden – Vulgäre hinabzuschleudern. Während der Blitz auf sein Zielobjekt niederfuhr, verzog Oskars Oberlippe sich zu einer verächtlichen Grimasse in Form eines großen A für Abscheulich. Anscheinend hatte er diese Ideologie flächendeckend auf sein Zuhause übertragen, wie diese Wohnung zeigte.
    Ein breiter Flur erstreckte sich von der Eingangstür zum nach Süden ausgerichteten Wohnzimmer. Der Flur war lichtdurchflutet, mit hellem Dielenboden und eisig weißen Wänden. Zwei dunkle Holztüren, wie Dominosteine auf einem Betttuch, gingen nach rechts ab, die eine in der Mitte, die andere fast am Ende des Flurs. Linker Hand zeigte sich eine vermutlich von Oskar vorgenommene Modernisierungsmaßnahme: eine lange Glaswand trennte die großzügig bemessene Küche vom Flur, an dessen Ende eine Stufe hinab ins Wohnzimmer führte. Der helle Dielenboden erstreckte sich über die ganze Wohnung, und die Glasscheibe, die wohl eine nicht tragende Wand ersetzt hatte, ließ das Tageslicht, das durch die breiten Südfenster fiel, gleichmäßig durch den gesamten Raum strömen.
    Geschmack und Geld waren in diesem Raum zusammengetroffen. Holz, Stahl und Glas waren die veredelten Substanzen, die aus dieser Verbindung hervorgegangen waren.
    Die Eingangstür fiel mit einem satten, Sicherheit verheißenden Wumm ins Schloss, und ich ging den Flur hinunter. Den Mittelpunkt des Wohnzimmers – Wohnareals? – bildeten ein Sofa und zwei Sessel, klobig und kastenförmig aus schwarzem Leder und Chrom, das Design eines toten Schweizer Architekten. An der linken Wand stand ein riesiges Bücherregal, größtenteils mit Büchern gefüllt, aber auch mit einigen ausgesuchten Objekten. Die Küche bestand gänzlich aus Aluminium und Stahl. Wohl alles Importware, nach den heimischen Produkten zu schließen, die ich am Flughafen gesehen hatte. In der Küche gab es einen Tisch mit drei Stühlen. Wie oft lud Oskar Gäste ein? An der Uni war er ein guter, aber nicht unbedingt eifriger Gastgeber gewesen. Er zog Restaurants vor, die wir Stipendiaten uns eigentlich nicht leisten konnten. Die Küche sah mehr nach einem Ausstellungsstück als nach einem Arbeitsraum aus. Alles war makellos sauber und ordentlich. Auf dem Tisch stand ein Krug mit sorgfältig arrangierten Zweigen, ebenso wie auf dem Couchtisch, neben ein paar fächerförmig angeordneten Zeitschriften – New Yorker, Time, Economist (über einen Monat alt), Grammophone. Noch mehr Zweige und eine vier Tage alte International Herald Tribune befanden sich auf einem Tischchen unter dem mittleren der drei Fenster.
    In einer Art Besitzergeste stemmte ich die Hände in die Hüften und atmete tief aus, ein Seufzer der Erleichterung, angekommen zu sein, aber auch der Bewunderung. Wie befriedigend, wenn die Wirklichkeit sich so exakt mit den Erwartungen deckt, und wenn ein Mensch so absolut dem Bild entspricht, das man sich von ihm macht! Genau so hatte ich mir Oskars Wohnung vorgestellt – sie war einfach der passende Lebensraum für seine Mentalität, wie ich sie kannte. Oskar, der Vielsprachige. Oskar, der Design und Modernität und teure, extravagante Schlichtheit liebte. Der seidige Holzboden war nicht genagelt, sondern manikürt. Das Einzige, was fehlte, war ein Klavier.
    Hätte ich nicht gewusst, dass Oskar Musiker war, hätte man es leicht an den Schwarzweißfotos erkennen können, die hinter rahmenlosem Glas an den Wänden verteilt waren: Oskar am Flügel, Oskar mit Dirigentenstab, ein jüngerer Oskar, der einem älteren Mann, den ich nicht kannte, die Hand schüttelte, Oskar beim Entgegennehmen eines Preises, Oskar … Oskar mit mir. Wir waren zu viert auf dem Bild, kurz vor dem Uni-Abschluss. Dichteres, dunkleres Haar, keine Bäuche. Ein anderes Ich. Ich versuchte mich an die Situation zu erinnern, in der das Foto gemacht worden war. Es gelang mir nicht.
    Und … keine Fotos von Oskars Frau. Und kein Klavier. Keine Preisurkunden. Rätselhaft.
    Die erste Tür, die ich öffnete – die den Fenstern am nächsten gelegene –, löste einen Teil des Rätsels. Die Wohnung befand sich an der Ecke des Hauses, und das Zimmer, das ich betrat, füllte die Ecke der Wohnung aus. Zwei weitere Südfenster setzten die Reihe aus dem Wohnzimmer fort, und in der rechten Wand gab
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