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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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PROLOG
    Wie es den Geschorenen zur Zeit des Königs Harald Blauzahn in Schonen erging
    Bue und Vagn verließen Schonen und mit ihnen viele Männer, die unruhigen Blutes waren. Sie hatten kein Glück im Kampf bei Hjörungaväg. Andere folgten Styrbjörn gen Uppsala und fielen dort mit ihm. Als daheim bekannt wurde, daß nur wenige zurückerwartet werden konnten, errichtete man Gedenksteine und sagte Trauergesänge her; worauf alle Verständigen sich darüber einig waren, daß es so am besten sei, wie es gekommen war. Denn nun konnte man auf mehr Stille hoffen und auf weniger Besitzwechsel durch scharfe Klingen. Für Roggen und Heringsfang kamen nun ertragreiche Jahre, und den meisten sagte das zu; und wer der Meinung war, daß die Ernte zu lange auf sich warten ließ, fuhr nach England und Irland und heerte dort mit Gewinn; und viele blieben für immer in der Ferne.
    Von Sachsen und England waren jetzt geschorene Männer gekommen, um in Schonen die christliche Lehre zu predigen. Sie hatten von gar vielem zu reden, und anfangs war man neugierig und hörte gern zu; und die Frauen fanden es lustig, von den Fremden getaucht zu werden und von ihnen ein langes weißes Hemd geschenkt zu bekommen. Aber bald war der Hemdenvorrat der Fremden zu Ende, und man hörte auf, ihren Predigten zu lauschen, die man nun ermüdend und wenig glaubwürdig fand; dazu war ihre Redeweise stockend und gab ihnen den Anschein, als seien sie kindischen Geistes. Sie mochten solches Reden in Hedeby oder auf den westlichen Inseln gelernt haben.
    Mit dem Taufen wollte es daher nicht recht vorwärtsgehen, und es kam vor, daß Geschorene, die viel von Frieden sprachen und dennoch in Gewaltsamkeit gegen die Götter entbrannt waren, von glaubenstreuen Männern ergriffen und in die heiligen Eichen gehängt wurden; man stach ihnen Speere in den Leib und überließ sie Odins Vögeln. Aber andere, die zu den Wäldern derer von Göinge gelangt waren – mehr nach Norden zu, wo man für Dinge des Glaubens wenig Sinn hatte –, wurden mit Freuden begrüßt und gebunden und auf die Marktplätze in Smaland geführt, wo man sie gegen Ochsen und Biberfelle eintauschte. Einige von ihnen ließen sich nun als smaländische Knechte das Haar wachsen, und wenig zufrieden mit Jehova taten sie als Arbeiter das ihre; aber die meisten wollten auch weiterhin die Götter stürzen und Frauen und Kinder ins Wasser tunken, lieber als Steine brechen und Korn mahlen; und sie machten ihren Herren so viel Verdruß, daß die von Göinge für einen richtigen Priester bald kein Paar dreijährige Ochsen mehr bekommen konnten, es sei denn, daß sie noch Salz und Wollstoff dazugaben. Deshalb war man in den Grenzlanden den Geschorenen nicht wohlgesinnt. Da ging einst im Sommer durch das ganze Dänenreich die Kunde, daß König Harald Blauzahn die neue Lehre angenommen habe. Schon einmal, in jungen Jahren, hatte er einen Versuch damit gemacht, es dann aber bald bereut; nun aber war er im Ernst übergegangen. Denn König Harald war alt geworden und hatte an Rückenschmerzen lange schwer gelitten, so daß er an seinem Bier und seinen Frauen nur noch wenig Freude haben konnte. Da hatten kluge, vom Kaiser gesandte Bischöfe ihn mit Bärenfett eingerieben, das durch Apostelnamen besonders wirksam gemacht worden war; und statt des Bieres hatten sie ihm geweihtes Kräuterwasser gegeben und zwischen seinen Schultern das Kreuz geschlagen und viele Teufel aus ihm herausgebetet, bis der Schmerz vergangen und der König zum Christen geworden war.
    Dazu hatten die Gottesmänner verheißen, daß noch schlimmeres Elend über ihn kommen werde, wenn er wieder den Opferbräuchen verfallen oder sich als lau im Glauben erweisen sollte. Sobald er sich wieder rühren und auch die junge maurische Sklavin zu sich nehmen konnte, die Olof-mit-den-Edelsteinen, der König von Cork, ihm als Zeichen der Freundschaft gesandt hatte, befahl daher König Harald, daß alles Volk sich taufen lassen sollte; und obwohl das seltsam schien bei einem, der selber von Odin abstammte, gehorchten doch viele seinem Gebot, denn er hatte lange und glücklich regiert und daher im Lande viel zu sagen. Er verhängte die härtesten Strafen über alle, die Hand an die Priester legten; deren Zahl nahm nun in Schonen zu. In den Ebenen wurden Kirchen erbaut; und nur in Seenot und bei Krankheiten des Viehs waren die alten Götter noch in Brauch.
    Indes in Göinge wurde über das alles viel gelacht, denn die Leute in den Grenzwäldern wurden vom
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