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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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taugten. Hatten wir es mit ihrem A-Team oder ihrem B-Team zu tun? Machten sich nur die besten und begabtesten Putzfrauen nach Westen auf? Oder nur solche, die in ihrem eigenen Land kein glückliches Händchen mit dem Staubwedel hatten?
    Das Bücherregal, das die eine Wand des Zimmers einnahm, zog meinen Blick auf sich. Bücherregale sind teuflisch schwer sauber zu halten – der Staub sammelt sich überraschend schnell auf der Oberkante der Bücher an, und es ist mühsam und langweilig, diese Flächen gründlich zu reinigen. Ich schlenderte hinüber, um mir die Bücher genauer anzusehen. Außerdem suchte ich einen Stadtführer, der mir helfen würde, mich zurechtzufinden, wenigstens etwas besser als das rudimentäre Exemplar, das ich dabei hatte. Ich bezweifelte allerdings, einen zu finden, denn bei mir in London hatte ich auch nichts dergleichen zu bieten. Na, einen Versuch war es wert.
    Wie der Rest der Wohnung waren auch Oskars Bücher überaus sorgfältig geordnet: erstens nach Kategorie, zweitens der Größe nach. Und sie waren in vier Sprachen präsent, Deutsch, Französisch, Englisch und Oskars Muttersprache. Pflastersteingroße, teure Hochglanzbände über Kunst, Fotografie und »Designklassiker« – vieles darunter von der eher unverdaulichen Sorte, Konstruktivisten, Vortizisten, Futuristen. Diane Arbus und Nan Goldin und eine Explosion von Wärme und Licht in den Bänden über Warhol und Lichtenstein, die Art von Kunst, die mich nicht so einschüchterte. Auch die Architektur war zuhauf vertreten, natürlich in erster Linie wieder die moderne: Le Corbusier und Mies van der Rohe, Richard Neutra und Herzog & de Meuron. Der Neutra wie der Lichtenstein brachten einen Hauch von Kalifornien in das Sortiment. Hatte Oskars Frau irgendeinen Einfluss auf den Inhalt der Bücherregale? Wohl kaum.
    Das Vermischen der Bücherregale ist in einer Beziehung ein ultimativer, ja tollkühner Vertrauensbeweis, und Oskar war noch nicht mal in der Lage, auf demselben Kontinent wie seine Frau zu leben, ganz zu schweigen davon, seine Bibliothek mit der ihren zusammenzuschmeißen. Allein der Gedanke, stellte ich mir vor, würde ihn schmerzlich das Gesicht verziehen lassen. Doch sie schien nicht mal ein einziges Regalbrett für sich zu haben. Keins der Bücher, die sie vermutlich lesen würde, Auktionskataloge und juristische Journale, dicke Bestseller für diese endlosen Flüge um die Welt, Westküsten-Selbstoptimierungsratgeber, meterweise Managerbibeln von selbst ernannten »Gurus«, die Einblicke in die Geheimnisse der Businesswelt zum Besten gaben, oder die Bekenntnisse stinkreicher Psychopathen, die Aussprüche erfolgreicher Geschäftsleute und Spekulanten – nichts davon war hier zu sehen. Ihre Interessen hatten in Oskars geistiger Welt keinen Brückenkopf errichtet. Wer konnte es ihr verdenken, dass sie gegangen war?
    Auch der Rest des Regals bot keine Überraschungen – lauter Bücher, die typisch für Oskar waren, etliche Romane und historische Werke, mehr oder minder die Klassiker des zwanzigsten Jahrhunderts: Koestler, Camus, Salinger, Solschenizyn, Kulturgeschichte, Bücher über den Zweiten Weltkrieg, die Nazis und die Sowjetunion, Schindlers Liste, neuere Politik mit Schwerpunkt Amerika, Russland, Deutschland, Werke über Musik, Biografien von Komponisten und Musikern. Nirgends ein Staubkorn, also wieder ein Punkt für Oskar. Aber schon begann der Staub, sich überall um mich her niederzulassen.
    Ein Buch erregte meine Aufmerksamkeit – ein dicker Band über Oskars Orchester, die Philharmoniker, auf Deutsch. Es war offenbar anlässlich eines kürzlich gefeierten Jubiläums herausgegeben worden – 150 Jahre von diesem oder jenem. Ich schlug es auf, um nach Oskars Namen in der Inhaltsangabe zu suchen, und fand ein Faltblatt darin vor – ein Programm der laufenden Konzertsaison. Ich musste über diese Eitelkeit grinsen – ein Blatt mit dem eigenen Foto als Lesezeichen zu verwenden. Auf dem Bild stand Oskar neben einem anderen Mann, größer als er, mit schütterem, flachsfarbenem Haar und kugelrundem Kopf. Beide trugen die formelle Abendgarderobe, von der die klassische Musik durchseucht ist, und Oskars Begleiter hielt eine Geige in der Hand. Ein gutes Foto – ein warmes Lächeln von Oskar, was schon einen gewissen Seltenheitswert hatte. Oskar wandte die
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