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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden
Autoren: Will Wiles
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mich auf seine Seite ziehen.
    Wir suchten also gemeinsam. Das erste Mal fanden wir die Flasche im Toilettenspülkasten. Das zweite Mal wurde sie, an einer Neonröhre befestigt, im Treppenhaus entdeckt. Das dritte Mal konnten wir sie wochenlang nicht finden. Wir hatten sie schon für verloren gegeben, als Oskar sie doch noch fand. Jemand hatte sie an der Unterseite seines Schreibtischs festgeklebt. Die nervtötende Wiederholung des Diebstahls schien Oskar nicht zu verdrießen – er reagierte sogar von Mal zu Mal gelassener. Ein paar Tage nachdem die Flasche zum vierten Mal in den Kühlschrank zurückgelegt worden war, klopfte Oskar an meine Tür und meldete ruhig, dass sie schon wieder fehlte. Sonst blickte er bei diesen Gelegenheiten verärgert und enttäuscht drein – offenbar glaubte er, die beklagenswerte Mentalität unserer Mitbewohner durch seine kleinen Merkzettel und kühle Gleichmütigkeit verändern zu können, aber da war er auf dem Holzweg, wie ich ihm oft genug zu verstehen gab – doch an jenem Tag grinste er zufrieden vor sich hin. Ich fragte ihn, ob ich ihm wieder suchen helfen sollte.
    Â»Nein«, sagte er. »Es ist fast nur Urin.«
    Er hielt eine Einkaufstüte hoch: darin befand sich eine nagelneue Flasche Absolut, mit einem Beutel Supermarkteis. An jenem Abend sah ich ihn zum ersten Mal betrunken.
    Nur jemand wie Oskar konnte sicher sein, absolut klaren Urin zu produzieren.
    Naturreinen Urin.
    Unter den verschiedenen Kaffeespezialitäten und Teesorten gab es auch ein vertrautes Schraubdeckelglas: Maxwell House. Der Wasserkessel brodelte. Milch war in der Kühlschranktür, brauner Zucker in einem Schüsselchen auf dem Tisch. Henkelbecher standen auf dem Regalbrett über den Getränkezubereitungsutensilien. Ein Geist von Effizienz beherrschte die Küche. Alles erinnerte an die sparsame Präzision von Oskars Kompositionen. Man konnte sich leicht vorstellen, wie dieses Hightechlabor seiner kalifornischen Ehefrau auf die Nerven ging, die von Haus aus wohl mehr daran gewöhnt war, Küchen als Aufwärmstationen für endlose Portionen von Fertiggerichten zu betrachten. Mochte man auch noch so lange auf all dieses Edelstahl starren, nie würde es der Blutorangen-, Bluttransfusionsglut der kalifornischen Sonnenaufgänge gleichkommen. Der Himmel von Europa ist älter als der von Amerika; die Wolken Europas haben dort ihren Ursprung, und bis sie hier ankommen, sind sie müde und abgekämpft von der Reise.
    Kochendes Wasser über Granulat, ein Schuss Milch, dann vertiefte ich mich in das Resultat. Blasse Wolken lebten und starben in unbekanntem Rhythmus unter der Oberfläche, Stürme pulsierten, wuchsen und schrumpften in der Atmosphäre eines Gasriesen, Aufwärtsströmungen und plötzliche Strudel gerannen zu einem komplexen Muster. Ein Löffel löschte das ganze System.
    Während der dampfende Becher abkühlte, machte ich mich auf die Suche nach dem Katzenfutter. Auch diesmal dauerte es nicht lange, die Katzendosen waren in der Speisekammer, zusammen mit einem martialischen Aufgebot an haltbaren Vorräten in Dosen- und Tütenform.
    Auf dem Boden neben den zwei Wassernäpfen und zwei pieksauberen Schälchen stand eine sechzehn Dosen fassende Palette gewürfelter tierischer Überreste in geheimnisvoller Soße, mit an einer Ecke aufgerissener Folie und vierzehn noch übrigen Dosen. Neben dem unverständlichen Slawisch auf dem Etikett (das wahrscheinlich die Begriffe wie »saftig«, »für kräftige Zahnsubstanz« und »mindestens soundsoviel Prozent Fleisch« enthielt) wies jede Dose das Bild einer Katze auf, deren Augen wie ausgestopft glänzten und deren Zunge, in der Illustration festgefroren, für immer und ewig die gleiche Ecke des lächelnden Mauls abschleckte. Die Katze als hirntoter Verbraucher, unisono mit dreizehn Klonen, die Zungen nach rechts gereckt, die Augen in ewiger Vorfreude auf eine Zukunft voll täglicher Zuteilungen dieses köstlichen Futters gerichtet. Daneben lag ein Sack Miniaturkekse, die dieser Pampe ein bisschen Substanz verleihen sollten. Und – wie auch anders – ein Zettel, den ich vorher übersehen hatte, sorgsam in einem der pieksauberen Schälchen gefaltet. Schneeweißes Papier auf schneeweißem Porzellan.
    ANWEISUNGEN ZUM KATZENFÜTTERN , las ich.
    Eine halbe Dose in jedes Schälchen am Morgen und das Gleiche am
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