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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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A uf ein neues Leben!« Im Kerzenschein klingen unsere Gläser aneinander. Meine Freundin Jenny strahlt. »Auf ein neues Tertial, unser letztes! Und dass wir uns mal wieder beispiellos gut schlagen werden!«
    Isa und ich müssen ein wenig grinsen – »beispiellos gut« ist eine typische Jenny-Übertreibung. In den beiden vergangenen Tertialen unseres Praktischen Jahres ist absolut nicht alles glattgelaufen, aber Jenny hat das beneidenswerte Talent, überstandene Unannehmlichkeiten sofort auszublenden.
    Sie wirft ihre blonden Locken zurück und ergänzt: »Und natürlich auf die Liebe!«
    Oh Mann, ja – die Liebe! Jenny, bisher ein echter Schmetterling, hat sich endlich niedergelassen. Zum ersten Mal seit Langem hat sie einen festen Freund, eine richtige Beziehung. Und die schüchterne, vorsichtige Isa hat das letzte Tertial mit einer Verlobung gekrönt. Sie wird ihren Freund Tom heiraten – und nach München ziehen, sobald wir unser Praktisches Jahr am St.-Anna-Krankenhaus beendet haben. Und was hast du, Lena?!
    »Auf Felix!« Jenny strahlt über das ganze Gesicht, wenn sie seinen Namen sagt. »Und Tom!« Sie prostet Isa zu, die entzückend rot wird. Ganz hat sie sich noch nicht an ihren neuen Status als Braut gewöhnt – und schon gar nicht an das Aufheben, das alle Welt darum macht. Der Mittelpunkt ist nicht gerade ihr Wohlfühlplatz. Dann wendet Jenny sich mir zu, immer noch mit erhobenem Glas. Isa kneift die Lippen zusammen. Wir sindbeide gespannt, wie die generaloptimistische Jenny wohl meine Liebessituation so hinbiegen will, dass es nicht nach absoluter Katastrophe klingt. (Auf einen Oberarzt in 10 000 Kilometern Entfernung! Darauf, dass drei Monate himmelhochjauchzend-abgrundtieftraurig überstanden sind und jetzt nur noch ab-und-an-traurig übrig ist!)
    »Auf deine neue Unabhängigkeit, liebe Lena!« Hmpf. Für mich klingt das wie ein Trostpflaster. Aber Jenny ist noch nicht fertig. »Und darauf, dass du dich sofort Hals über Kopf verliebst, sobald du sie satthast! Hals über Kopf und beidseitig!«
    Ja, damit könnte ich leben.
    »Und jetzt schneiden wir endlich die Torte an!«
    Die Torte ist eine Wucht. Auf der silbernen Platte liegt ein zuckersüßes, lebensgroßes, marzipanüberzogenes Baby. »Ist das nicht abartig?«, grinst Jenny.
    »Ich schneide das nicht an!« Isa findet die Torte auch grenzwertig.
    »Etwas zu zimperlich für eine zukünftige Chirurgin!« Jenny hält Isa das Kuchenmesser hin.
    »Säuglinge fallen aber in dein Metier.« Isa gibt ihr entschieden das Messer zurück. Ja, an Schlagfertigkeit und Durchsetzungskraft hat sie im letzten halben Jahr enorm zugelegt. Na klar – jetzt sehen die beiden mich an. Aber ich kann dem goldigen Marzipanbaby auch kein Füßchen abschneiden!
    Das Klingeln an der Wohnungstür erlöst mich. Jenny springt auf. (Es ist keine vier Wochen her, dass sie spöttisch die Augen verdreht hat, wenn Isa so zur Tür gestürzt ist, um ihren Freund in die Arme zu schließen!)
    Jenny drückt den Türöffner, dann erscheint sie noch einmal in der Küchentür. »Psst!« Sie legt den Finger auf die Lippen. »Ich muss Felix mal kurz zu Tode erschrecken!«
    Eine Sekunde später hören wir eine tiefe Stimme im Flur »Hallo, Baby« sagen – und gleich darauf Jenny: »Du wirst nicht glauben, was passiert ist! Aber ich hoffe, dass du dich genauso freust wie ich!« (Wenn sie da mal nicht zu dick aufgetragen hat.)Felix kommt zu uns in die Küche, grüßt, grinst … und erstarrt, als er die Babytorte sieht. Seine Gesichtsfarbe wird noch blasser als seine hellblonden Haare. Sein Blick wandert hilflos von Isa zu mir – dass wir beide ein Sektglas in der Hand halten, lässt ihn offenbar sofort darauf schließen, dass keine von uns die werdende Mutter sein kann – dann endet sein Blick bei Jenny.
    »Na, freuste dich?«, säuselt sie und schmiegt sich an ihn. Unsicher blinzelt er uns an. Ich kann es mir nicht verkneifen, ihm zu gratulieren. »Herzlichen Glückwunsch!«, lächle ich. »Dein Leben wird sich jetzt natürlich gravierend verändern.«
    Felix sieht zu Isa. Man kann förmlich hören, was er denkt: Isa kann nicht lügen. Falls das hier ein Witz ist, wird sie Mitleid haben und den Scherz auflösen. Doch auch Isa prostet ihm zu, ihre Miene wirkt sehr erwachsen. »Ja, Felix, dein Motorrad muss selbstverständlich weg«, setzt sie nach. »Und die Tattoos lässt du besser auch entfernen, damit das Baby dir gegenüber kein elterliches Entfremdungssyndrom entwickelt.«
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