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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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»Was kann ein Krüppel uns schon helfen?«
    »Er wird Cronkite und seine üblen Freunde umbringen«, sagte sie leise und voller Überzeugung.
    Er versuchte zu lächeln, aber seine wunden Lippen ließen es nicht zu. »Ich dachte, du billigst es nicht, daß er tötet.«
    »Das gilt nicht für solches Ungeziefer – nicht für Leute, die meinem Vater so etwas antun.«
    Mitchell sprach leise mit Dr. Greenshaw. Dann gingen beide auf Cronkite und Gregson zu, die ihre hitzige Unterhaltung sofort abbrachen. Dr. Greenshaw sagte: »Ich mußte leider feststellen, daß Sie ganze Arbeit geleistet haben, Gregson – man kann nur noch ahnen, daß das da drin einmal menschliche Wesen waren.«
    »Wer ist das?« fragte Cronkite.
    »Ein Arzt.«
    Cronkite sah Mitchell an, der von Sekunde zu Sekunde elender aussah. »Und das?«
    »Ein Wissenschaftler. Wurde aus Versehen angeschossen.«
    »Er hat sehr große Schmerzen«, sagte Dr. Greenshaw. »Ich habe keine Röntgenausrüstung hier, aber ich vermute, daß der Arm direkt unter der Schulter gebrochen ist.«
    Cronkite sagte launig: »In einer Stunde wird er überhaupt nichts mehr spüren.«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit meinen«, sagte Dr. Greenshaw. »Ich möchte ihn nur ins Krankenrevier bringen, um ihm eine schmerzstillende Injektion zu machen.«
    »Tun Sie das, tun Sie das. Ich möchte, daß alle genau mitkriegen, was ihnen passiert.«
    »Und was ist das?«
    »Später, später.«
    Greenshaw und der leicht schwankende Mitchell entfernten sich. Sie kamen zum Krankenrevier, verließen es durch die Tür auf der anderen Seite wieder und gelangten unbemerkt in den Funkraum. Greenshaw hielt innen an der Tür Wache, während Mitchell, ohne sich um den gefesselten Funker zu kümmern, geradewegs zum Funkgerät ging. Nach zwanzig Sekunden hatte er die Verbindung mit der Roamer hergestellt.
    »Kapitän Conde, bitte.«
    »Am Apparat.«
    »Bei der nächsten Fahrt zum Öltank fahren sie bitte von hinten heran und nehmen dann mit voller Kraft voraus Kurs nach Süden. Die Meerhexe ist übernommen worden. Halten Sie nach zwanzig Meilen an, und geben Sie eine Warnung an alle Schiffe und Flugzeuge durch, nicht näher als zwanzig Meilen an die Meerhexe heranzukommen. Die Koordinaten haben Sie ja.«
    »Ja. Aber warum …«
    »Weil es einen Riesenknall geben wird. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe und fangen Sie keine Diskussion an.«
    »Diskussionen worüber?« fragte eine Stimme hinter Mitchell. Er drehte sich langsam um. Der Mann, der die Pistole auf ihn gerichtet hielt, lächelte, aber es war kein herzliches Lächeln. Greenshaw war zur Seite gestoßen worden, und die Waffe beschrieb langsam einen Bogen, so daß der Mann ihn und Mitchell gleichzeitig in Schach halten konnte. »Ich nehme an, Gregson würde Sie beide gern sprechen.«
    Mitchell stand auf, drehte sich um, knickte in die Kniekehlen ein und umklammerte den Arm, der in der Schlinge lag. Greenshaw sagte scharf: »Um Gottes willen, Mann, sehen Sie denn nicht, daß er krank ist?«
    Der Mann sah Greenshaw nur eine Sekunde an, aber diese Sekunde reichte Mitchell. Die Kugel aus seiner schallgedämpften Achtunddreißiger traf ihn genau ins Herz. Mitchell spähte vorsichtig hinaus. Es war ziemlich dunkel draußen, niemand zu sehen und der Rand der Plattform etwa sechs Meter entfernt. Ein paar Sekunden später war der Tote in der Tiefe verschwunden. Mitchell und Greenshaw kehrten über die Krankenstation zu den anderen zurück. Cronkite und Gregson diskutierten immer noch sehr intensiv. Larsen stand ein wenig abseits – er befand sich offensichtlich in einem Zustand tiefster Niedergeschlagenheit. Greenshaw trat zu ihm und fragte: »Wie geht es Ihnen?«
    »Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie wüßten, daß die Strolche vorhaben, uns alle umzubringen?«
    »Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Mittel gegen Ihre Depression: wenn Sie die Möglichkeit haben, gehen Sie hinter das Gebäude – Sie werden dort ein paar Handgranaten vorfinden, die gut in Ihrer weiten Jacke unterzubringen sein müßten, außerdem zwei geladene Schmeisser. Ich habe auch ein paar Granaten hier – unten in meiner Arzttasche. Und Mitchell hat seine schallgedämpfte Achtunddreißiger in seiner Armschlinge.«
    Larsen hatte Mühe, seine trübsinnige Miene beizubehalten. »Junge, Junge, Junge«, sagte er verblüfft.
    Lord Worth stand wieder auf den Beinen, stützte sich aber noch schwer auf seine Tochter. Mitchell ging zu den beiden hin und fragte: »Wie geht es Ihnen?«
    Lord
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