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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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Sekunde später fest eingeschlafen. Unmittelbar davor war ihm noch eingefallen, eigentlich hatte er Lord Worth berichten sollen, daß seine Tochter Melinda und John Roomer in guten Händen und in guter Verfassung seien, aber dann war er zu dem Schluß gekommen, daß gute Nachrichten nie so eilten wie schlechte.
    In der achten Stunde, als die Morgendämmerung den Himmel bereits erhellte, erwachte Lord Worth, streckte sich ausgiebig, schlüpfte in seinen herrlich bestickten Morgenmantel und schlenderte auf die Plattform hinaus. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne erschien am Horizont – es versprach, ein schöner Tag zu werden. Zufrieden zog er sich in seine Suite zurück, um seine ausführliche Morgentoilette zu zelebrieren.
    Lord Worths Zufriedenheit war völlig fehl am Platz. Fünfzehn Minuten vorher hatte der Funker, nachdem er sich gerade wieder vor das Gerät gesetzt hatte, eine Nachricht aufgefangen, die ihm ganz und gar nicht gefiel und die ihn veranlaßte, sofort Mitchell aufzusuchen. Wie jeder andere an Bord, Palermo und Larsen eingeschlossen, wußte er, daß der Mann, an den man sich im Notfall wenden mußte, Mitchell war – der Gedanke, Lord Worth zu belästigen, war ihm überhaupt nicht gekommen. Mitchell war gerade beim Rasieren. Er sah müde aus – kein Wunder, denn immerhin war er den größten Teil der Nacht aufgewesen.
    Er sah den Funker an und sagte: »Ich hoffe, es gibt nicht schon wieder Schwierigkeiten?«
    »Ich weiß es nicht.« Der Funker überreichte Mitchell die Nachricht. »Zwei taktische Nuklearwaffen gestern nachmittag aus dem ›Netley Rowan Arsenal‹ entwendet. Geheimdienst vermutet, sie wurden per Flugzeug oder Hubschrauber in südlicher Richtung über den Golf zu einem unbekannten Ziel geflogen. Ein weltweiter Aufruf ist ergangen. Jeder, der in der Lage ist, Informationen …«
    »Großer Gott! Setzen Sie sich sofort mit diesem Arsenal in Verbindung. Benutzen Sie Lord Worths Namen. Ich bin in einer Minute bei Ihnen.«
    Er war schon eine halbe Minute später da. »Ich habe schon Verbindung«, berichtete der Funker, »aber die sind nicht besonders kooperationsfreudig.«
    »Geben Sie mir den Hörer. Mein Name ist Mitchell. Mit wem spreche ich bitte?«
    »Hier ist Colonel Pryce.« Der Ton war nicht ausgesprochen hochnäsig, nur eben so, wie ein hoher Offizier mit einem Zivilisten zu sprechen pflegt.
    »Ich arbeite für Lord Worth. Das kann Ihnen die Polizei in Lauderdale, das Pentagon oder der Außenminister bestätigen.« Er wandte sich an den Funker, sprach jedoch so laut, daß Pryce es verstehen konnte: »Holen Sie Lord Worth her. Es ist mir egal, ob er in seiner verdammten Badewanne sitzt – holen Sie ihn.« Dann sprach er wieder in die Sprechmuschel: »Colonel Pryce, Sie wissen sicher, daß Lord Worths Töchter entführt worden sind. Ich bin engagiert worden, um sie zu finden, und das habe ich getan. Was noch wichtiger ist: die Bohrinsel, auf der ich mich befinde, die Meerhexe, soll zerstört werden. Zwei Versuche sind bereits unternommen worden, jedoch ohne Erfolg. Sie können außerdem beim Pentagon erfahren, daß von dort interveniert wurde, um drei Kriegsschiffe zu stoppen, die die Meerhexe zerstören sollten. Ich glaube, daß die gestohlenen Nuklearwaffen auf dem Weg hierher sind. Ich möchte Informationen über diese taktischen Waffen, und ich muß Sie darauf hinweisen, daß Lord Worth eine Weigerung, dieser Bitte zu entsprechen, als schwerwiegende Pflichtvergessenheit interpretieren würde – und Sie kennen doch wohl die Macht, über die Lord Worth verfügt.«
    Colonel Pryces Ton änderte sich merklich. »Es ist völlig unnötig, mir zu drohen.«
    »Einen Augenblick – Lord Worth ist gerade gekommen.« Mitchell faßte das bisher Gesagte kurz zusammen, wobei er darauf achtete, daß Colonel Pryce jedes Wort mithören konnte, das gesprochen wurde.
    »Nuklearwaffen! Verdammte Schweinerei! Deshalb war Cronkite seiner Sache so sicher!« Lord Worth riß Mitchell den Hörer aus der Hand. »Hier spricht Lord Worth. Ich habe einen heißen Draht zu Mr. Belton, dem Außenminister – es kostet mich fünfzehn Sekunden, ihn an den Apparat zu bekommen. Soll ich ihn anrufen?«
    »Das wird nicht nötig sein, Lord Worth.«
    »Dann geben Sie uns eine detaillierte Beschreibung dieser verdammten Dinger, und sagen Sie uns, wie sie funktionieren.«
    Pryce beeilte sich, dieser Aufforderung nachzukommen. Seine Ausführungen deckten sich genau mit der, die Captain Martin dem
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