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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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Schmeisser aus der Hand und ging auf Cronkite zu. »Geben Sie mir den Auslöser.«
    Cronkite zog den Behälter langsam aus der Tasche, drehte plötzlich den Schalter herum und hob den Arm, um den Auslöser in die Tiefe zu werfen. Das hätte das Ende der Meerhexe bedeutet. Cronkite schrie vor Schmerz laut auf – eine Kugel aus der schallgedämpften Achtunddreißiger hatte seinen rechten Ellbogen zerschmettert. Mitchell fing den Metallbehälter auf, bevor er auf dem Boden aufschlug. Dann wandte er sich an Larsen: »Gibt es hier absolut sichere Räume ohne Fenster und mit Eisentüren, die man zwar von außen abschließen, von innen jedoch nicht öffnen kann?«
    »Nur zwei. Aber die sind so sicher wie die Gewölbe von Fort Knox. Hier lang, bitte.«
    »Durchsuchen Sie sie, und zwar gründlich. Sie dürfen ihnen nicht einmal ein Taschenmesser lassen.«
    Larsen durchsuchte sie. »Keine Taschenmesser.« Er ging voran zu einem stahlverstärkten, zellenartigen Bau und scheuchte die Gefangenen mit Mitchells Hilfe hinein. Cronkite hatte seine Schmerzen inzwischen soweit unter Kontrolle, daß er mit einigermaßen verständlicher Stimme fragen konnte: »Aber Sie werden uns doch um Himmels willen nicht hierlassen?«
    »Aber sicher doch – das hatten Sie ja schließlich mit uns auch vor.« Mitchell überlegte einen Augenblick und setzte dann tröstend hinzu: »Aber wie Sie ja auch schon sagten: man spürt nicht das geringste.« Er machte die Tür zu, sperrte sie zweimal ab und steckte den Schlüssel in die Tasche. »Und wo ist die andere Zelle?« fragte er Larsen.
    »Hier entlang.«
    »Das ist doch Irrsinn!« Lord Worth schrie beinahe. »Wir haben die Gangster in unserer Gewalt. Warum soll die Meerhexe jetzt zerstört werden?«
    Mitchell ignorierte ihn. Er warf einen Blick auf die Zeitschaltuhr. »Noch neunundzwanzig Minuten, wir sollten lieber machen, daß wir hier wegkommen.« Er legte den Metallbehälter auf den Boden der zweiten Zelle, schloß die Tür ab und warf den Schlüssel in die Tiefe. »Holen Sie die Leute aus dem Quartier, befreien Sie die Männer aus dem Sensor-, Radar-, Sonar- und Funkraum und überzeugen Sie sich, daß alle Hubschrauberpiloten in Sicherheit sind.« Er schaute auf die Uhr. »Noch fünfundzwanzig Minuten.«
    Alle bewegten sich mit erstaunlicher Schnelligkeit – nur Lord Worth stand wie betäubt in der Gegend herum. »Gibt es einen Grund für diese verrückte Hast?« wollte Larsen wissen.
    »Woher wollen wir denn wissen, daß die Einstellung der Zeitschaltuhr korrekt ist?« sagte Mitchell freundlich.
    Daraufhin überschlugen sich alle beinahe vor Eile. Dreizehn Minuten vor dem angenommenen Zeitpunkt der Explosion war der letzte Hubschrauber bereits gestartet und auf dem Weg nach Süden. Der erste, der auf dem Landeplatz der Roamer niederging, hatte Mitchell, Larsen, Lord Worth, seine Tochter, den Doktor und ein paar Mitglieder der Bohrmannschaft an Bord. Die Passagiere verließen eilends den Hubschrauber, während die anderen Helikopter noch über ihnen in der Luft warteten. Das Schiff war erst vierzehn Meilen von der Meerhexe entfernt – mehr hatte es in der kurzen Zeit nicht geschafft –, aber Mitchell hielt den Abstand für völlig ausreichend. Er sprach mit Conde, der ihm versicherte, daß alle Schiffe und Flugzeuge angewiesen waren, sich so weit wie möglich von der Gefahrenzone fernzuhalten. Als die Meerhexe in die Luft flog – auf die Sekunde genau –, tat sie das auf so spektakuläre Weise, daß selbst der anspruchsvollste Zuschauer zufriedengestellt sein mußte. Es entstand sogar ein kleiner Rauchpilz, wie man ihn in größerem Ausmaß von den Fotografien kennt, die bei den Explosionen regulärer Atombomben gemacht werden. Siebzehn Sekunden nach der Explosion hörte man auf der Roamer den Donnerschlag der Detonation, und kurz danach kamen ein paar kleine Flutwellen, die dem Schiff jedoch nicht gefährlich werden konnten. Nachdem Mitchell Conde angewiesen hatte, die Neuigkeit an alle Schiffe und Flugzeuge durchzugeben, drehte er sich um und sah sich unvermittelt Marina gegenüber, die ihn mit steinernem Gesicht anstarrte.
    »Nun, du hast also dafür gesorgt, daß Dad die Meerhexe los ist – ich hoffe, du bist zufrieden mit dir.«
    »Aber, aber was ist denn das für ein verbitterter Ton! Ich muß zugeben, ich bin recht zufrieden mit mir – was bleibt mir auch schon übrig, wenn sonst niemand mit mir zufrieden ist!«
    »Aber warum das alles? Warum mußte das sein?«
    »Jeder, der
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