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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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schäumenden Cronkite geweckt, der ihn telephonisch beschuldigte, zwei weitere seiner Männer auf dem Gewissen zu haben, und ihm ankündigte, daß er sich entsprechend rächen werde. Lord Worth legte den Hörer auf, ohne sich die Mühe zu machen, überhaupt zu antworten, schickte nach Mitchell und erfuhr, daß Cronkite tatsächlich einen zweiten Versuch gemacht hatte, das westliche Bein zerstören zu lassen. Die Wasserbombe hatte offenbar genau das bewirkt, was von ihr erwartet worden war – im Licht der Suchscheinwerfer hatte man zwei tote Taucher auf dem Wasser treiben sehen. Das Boot, mit dem sie hergekommen waren, schien nicht ernstlich beschädigt zu sein, denn sie hatten deutlich das Geräusch von aufdrehenden Dieselmotoren gehört. Anstatt sich geradewegs aus dem Staub zu machen, war es unter der Bohrinsel verschwunden. Als sie aber auf der anderen Seite der Plattform ankamen, hatten es bereits die Dunkelheit und der Regen verschluckt. Lord Worth lächelte glücklich und ging zurück ins Bett. Wenn er gewußt hätte, was sich in der fünften Stunde seines Schlafs in dem abgelegenen Motel in Louisiana ereignete, das ihm gehörte und unter seiner persönlichen Kontrolle stand, hätte er ganz sicher nicht so ruhig geschlafen. In besagtem Motel verbrachten die Ablösungsmannschaften der Meerhexe in striktester Abgeschiedenheit ihre wöchentlichen Ferien. Zusätzlich zu dem Überfluß an Essen und Trinken, Filmen und einem erstklassigen Bordell, bot es jede Annehmlichkeit, die dienstfreie Ölleute sich nur träumen lassen. Aber sie wären auch unter weniger günstigen Umständen kaum auf die Idee gekommen, das Gebäude verlassen zu wollen – wenn neun von zehn Männern von der Polizei gesucht werden, dann ist völlige Isolierung eine Grundvoraussetzung für unbeschwerte Tage.
    Die Eindringlinge, etwa zwanzig im ganzen, kamen um Mitternacht. Sie wurden von einem Mann angeführt – treffender gesagt einem ›Humanoiden‹ –, der auf den Namen Gregson hörte. Von allen Mitarbeitern Cronkites war er bei weitem der gefährlichste und besaß die Moralbegriffe und Instinkte einer Lanzenschlange mit Zahnschmerzen. Das Personal schlief und war samt und sonders chloroformiert, bevor es die Gelegenheit gehabt hatte, aufzuwachen.
    Die Bohrmannschaft schlief ebenfalls, aber auf andere Art und aus ganz anderen Gründen. Alkohol ist auf Bohrinseln verboten, und am letzten Abend, bevor sie zur Ablösung antreten mußten, gossen sich die Ölleute für gewöhnlich den Kragen voll, bis nichts mehr hineinging. Und so schliefen sie teilweise wie Tote. Die Runde durch die Quartiere – die meisten der hochgescheuchten Männer schliefen sogar im Stehen weiter – dauerte keine fünf Minuten. Der Versuch der beiden einzigen halbwegs nüchternen Bohrleute, aufzumucken, wurde von Gregson mit seiner schallgedämpften Beretta sofort und für immer unterbunden.
    Die Gefangenen wurden in einem unverändert belassenen vorübergehend ausgeborgten Möbelwagen abtransportiert und zu einem verlassenen und sehr abseits gelegenen Lagerhaus am Rande der Stadt gebracht. Es war keine besonders luxuriöse Unterkunft, aber für Gregsons Zwecke wie geschaffen. Die Gefangenen wurden weder gefesselt noch geknebelt – es wäre auch völlig überflüssig gewesen, denn der Anblick der beiden mit Maschinenpistolen bewaffneten Wachen ermutigte nicht gerade zu einem Aufstand. Aber selbst die Maschinenpistolen waren eigentlich überflüssig, denn die betrunkenen Gefangenen waren schon wieder in einen traumlosen Schlaf gesunken.
    In der sechsten Stunde von Lord Worths ebenfalls traumlosem Schlaf starteten Gregson und seine Männer in einem der Hubschrauber des Lords. Die beiden Piloten hatten sich widerwillig bereit gefunden, sie als Passagiere zu akzeptieren – Schmeisser-Pistolen sind wahre Überredungskünstler.
    In der siebenten Stunde von Lord Worths Schlaf landeten Mulhooney und seine beiden Kumpane auf dem leeren Landeplatz der Georgia. Da Cronkites eigener Hubschrauber momentan auf der Meerhexe festsaß, belegte er ohne Gewissensbisse den Hubschrauber und seine glücklosen Piloten mit Beschlag.
    Fast im gleichen Augenblick landete ein weiterer Helikopter auf der Meerhexe, aus dem außer dem Piloten nur ein einzelner Passagier stieg. Es war Dr. Greenshaw, und er sah wie das aus, was er war – ein älterer und sehr müder Mann. Er begab sich geradewegs zum Krankenrevier, legte sich, ohne sich auszuziehen, auf eines der Feldbetten und war eine
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