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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe
Autoren: Alistair MacLean
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sie Zeit hatten, zu ihren Waffen zu greifen. Der einzige Überlebende war Larsen, der hinten in seinem Zimmer gewesen war – Palermo und seine Männer waren samt und sonders tot.
    Unmittelbar darauf erschienen aus den Quartieren am Ende des Blocks vier Menschen: der Lärm war so gewaltig gewesen, daß er selbst in Lord Worths schalldichte Räume gedrungen war. Zwei der Männer hatten weiße Mäntel an, der dritte einen japanischen Kimono und der vierte einen Morgenmantel. Einer von Gregsons Männern schoß zweimal, und Mitchell stolperte rückwärts und fiel zu Boden. Gregson ließ den Lauf seiner Waffe auf das Handgelenk des Mannes sausen, der geschossen hatte. Der Mann schrie auf, und die Waffe fiel ihm aus der zerschmetterten Hand.
    »Verdammter Idiot!« Gregsons brutale Stimme paßte zu seinem Aussehen. »Cronkite hat gesagt, wir sollen uns nur die harten Kerle vornehmen.«
    Gregson war ein guter Organisator. Er teilte seine Männer in fünf Gruppen ein. Eine der Gruppen scheuchte die Bohrmannschaft in die Quartiere für die westlichen Arbeiter. Die zweite, dritte und vierte Gruppe begab sich jeweils zum Radar-, Sonar- und Sensorraum, die diensttuenden Beobachter wurden gefesselt, blieben aber ansonsten ungeschoren, und dann zersplitterten sämtliche Apparaturen unter dem Trommelfeuer der Maschinenpistolen. Damit war die Meerhexe blind, taub und betäubt. Die fünfte Gruppe ging in den Funkraum, wo sie zwar den Funker fesselte, die Geräte jedoch intakt ließ.
    Dr. Greenshaw trat zu Gregson: »Sie sind der Anführer?«
    »Ja.«
    »Ich bin Arzt.« Er deutete auf Mitchell, dessen weißer Mantel blutbefleckt war und der sich in sehr überzeugender Weise am Boden krümmte, während Marina sich bitterlich weinend über ihn beugte. »Er ist schwer verletzt. Kann ich ihn ins Krankenrevier bringen und verarzten?«
    »Mit Ihnen haben wir keinen Streit«, sagte Gregson und traf damit die falscheste Feststellung seines Lebens.
    Greenshaw half dem schwachen und sich schwer auf ihn stützenden Mitchell ins Krankenrevier, wo er sich, nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, in Rekordzeit erholte. Marina starrte ihn zunächst erstaunt, gleich darauf jedoch zornig an.
    »Du hinterlistiger, falscher, betrügerischer …«
    »Aber, aber so spricht man doch nicht mit einem Kranken!« Er zog seinen weißen Mantel, sein Jackett und sein Hemd aus. »Ich habe dich noch nie weinen gesehen – es macht dich noch schöner. Und das hier ist echtes Blut.« Er wandte sich an Dr. Greenshaw. »Streifschuß an der linken Schulter, Kratzer am rechten Unterarm. Verarzten Sie mich gut, Doc. Der rechte Unterarm muß vom Ellbogen bis zum Handgelenk verbunden werden, der linke Arm von der Schulter bis zum Ellbogen – und den trage ich dann in einer schönen, großen Schlinge. Marina, sogar hinreißende Schönheiten wie du pflegen Talkumpuder zu benutzen – ich hoffe, du bist keine Ausnahme.«
    Noch immer nicht ganz besänftigt, sagte sie unfreundlich: »Ich habe welchen. Babypuder«, setzte sie aufsässig hinzu.
    »Dann hol ihn bitte.«
    Fünf Minuten später war Mitchell in den Prototyp des tapferen Schwerverletzten verwandelt. Sein rechter Arm war dick verbunden, und sein linker Arm hing in einer riesigen Schlinge. Sein Gesicht war leichenblaß. Er verschwand und kam ein paar Sekunden später wieder.
    »Was hast du gemacht?« fragte sie mißtrauisch.
    Er griff in die Schlinge und zog seine schallgedämpfte Achtunddreißiger heraus. »Die Trommel ist voll.« Er schob sie wieder in ihr Versteck.
    »Du gibst nie auf, nicht wahr?« Sie sagte es mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Bitterkeit.
    »Nicht, wenn ich die Aussicht habe, pulverisiert zu werden.«
    Dr. Greenshaw starrte ihn an. »Was meinen Sie denn damit, um Himmels willen?«
    »Unser Freund Cronkite hat ein paar taktische Nuklearwaffen geklaut, mit denen er die Meerhexe zerstören will. Er müßte eigentlich bald hier sein. Doc, ich möchte, daß Sie etwas für mich tun. Nehmen Sie Ihre größte Arzttasche, gehen Sie zu Gregson und sagen Sie ihm, es sei Ihre Pflicht als Mensch und Arzt, sich in den orientalischen Quartieren umzusehen und den vielleicht noch Lebenden zu helfen oder sie von ihren Qualen zu erlösen – es ist ein ganz schönes Lager von Handgranaten da drin, und von denen hätte ich gerne ein paar.«
    »Aber mit dem größten Vergnügen. Mein Gott, sie sehen fürchterlich aus! Wenn ich Sie so anschaue, könnte ich glatt an meinen ärztlichen Fähigkeiten
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