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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre
Autoren: Robert Ludlum
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war. Matlock mochte Sam Kressel auch. Mehr, weil er wußte, welchen Schmerz ihm seine Stellung bereitete - das, was er ertragen mußte -, als um des Mannes selbst willen.
    »Was wollen Sie damit sagen, Sam?«
    »Das will ich beantworten«, unterbrach Adrian Sealfont. »Mr. Loring ist für die Bundesregierung tätig, im Justizministerium. Ich habe mich bereit erklärt, ein Zusammentreffen von Ihnen drei zu arrangieren, aber dem, was Mr. Loring und Sam gerade erwähnten, habe ich nicht zugestimmt. Offenbar hat es Mr. Loring für richtig gehalten, Sie - wie sagt man da? - zu überwachen. Ich habe mich dagegen gewehrt.«
    Sealfont sah Loring gerade an.
    »Sie haben mich was?« fragte Matlock leise.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Loring. »Das ist eine persönliche Idiosynkrasie und hat mit unserem Anliegen nichts zu tun.«
    »Sie sind der Bahnfahrer im Cheshire Cat.«
    »Der was?« fragte Sam Kressel.
    »Der Mann mit der Zeitung.«
    »Richtig. Ich wußte, daß Sie mich heute nachmittag bemerkt hatten. Ich dachte, Sie würden mich sofort wiedererkennen. Ich wußte nicht, daß ich wie ein Bahnfahrer aussah.«
    »Das war die Zeitung. Wir nannten Sie einen zornigen Vater.«
    »Das bin ich manchmal. Aber nicht oft. Meine Tochter ist erst sieben.«
    »Ich denke, wir sollten anfangen«, sagte Sealfont. »Übrigens, James, ich bin erleichtert, daß Sie so verständnisvoll reagieren.«
    »Ich reagiere nur mit Neugierde. Und mit einem gesunden Maß an Furcht. Um ehrlich zu sein, ich habe schreckliche Angst.« Matlock lächelte zögernd, »Was soll das Ganze?«
    »Trinken wir doch einen Schluck, während wir uns unterhalten.« Adrian Sealfont erwiderte sein Lächeln und ging zu seiner mit Kupferblech überzogenen Bar in der Ecke. »Sie nehmen doch Bourbon und Wasser, nicht wahr, James? Und Sam, einen doppelten Scotch auf Eis, stimmt's? Wie steht's mit Ihnen, Mr. Loring?«
    »Scotch wäre mir recht. Nur Wasser.«
    »Kommen Sie, James, helfen Sie mir.« Matlock ging zu Sealfont hinüber und half ihm.
    »Ich muß wirklich über Sie staunen, Adrian«, sagte Kressel und nahm in einem Ledersessel Platz. »Wie kommen Sie dazu, sich die Trinkgewohnheiten Ihrer Untergebenen zu merken?«
    Sealfont lachte. »Das hat einen ganz logischen Grund. Und es beschränkt sich ganz sicherlich nicht auf meine ...
    Kollegen. Ich habe für diese Anstalt ganz bestimmt mehr Geld mit Alkohol zusammengebracht als mit Hunderten von Berichten, die die besten analytischen Geister den entsprechenden Kreisen vorgelegt haben.« Adrian Sealfont hielt inne und lachte glucksend - ein Lachen, das ebenso sich selbst wie den im Raum Anwesenden galt. »Einmal habe ich der Organisation der Universitätspräsidenten eine Rede gehalten. Als dann die Diskussion eröffnet wurde, fragte man mich, welchem Umstand ich Carlyles reichliche Dotationen zuschrieb ... Ich fürchte, meine Antwort war, >jenen alten Völkern, die die Kunst der Gärung der Weintraube erfunden haben< ... Meine verstorbene Frau brüllte vor Lachen, sagte mir aber nachher, ich hätte den Stiftungsfonds um ein Jahrzehnt zurückgeworfen.«
    Die drei Männer lachten; Matlock verteilte die Gläser.
    »Auf Ihr Wohl«, sagte der Präsident von Carlyle und hob bescheiden sein Glas. Als alle getrunken hatten, meinte er: »Das ist jetzt etwas peinlich, James ... Sam. Vor einigen Wochen hat Mr. Lorings Vorgesetzter mit mir Verbindung aufgenommen. Er bat mich, nach Washington zu kommen, in einer Angelegenheit, die von äußerster Wichtigkeit sei und sich auf Carlyle beziehe. Ich kam der Bitte nach und wurde mit einer Situation vertraut gemacht, die ich mich immer noch zu glauben weigere. Gewisse Informationen, die Mr. Loring Ihnen vermitteln wird, scheinen an der Oberfläche betrachtet unwiderlegbar. Aber dies ist die Oberfläche: Gerüchte; aus dem Zusammenhang gerissene Erklärungen, schriftlich und verbal; Indizienbeweise, die vielleicht ohne Bedeutung sind. Andererseits ist es natürlich möglich, daß die Vermutungen Substanz haben, wenigstens in gewissem Maße. Und wegen dieser Möglichkeit habe ich dieser Zusammenkunft zugestimmt. Ich möchte jedoch eindeutig klarstellen, daß ich nichts damit zu tun haben werde. Carlyle wird nichts damit zu tun haben. Was immer in diesem Raum jetzt geschehen wird, wird von mir gebilligt, aber nicht offiziell sanktioniert. Sie handeln als Einzelpersonen, nicht als Mitglieder der Fakultät oder der Leitung von Carlyle. Falls Sie überhaupt beschließen, tätig zu werden
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